Die große Operngala im Rahmen des Festivals MúsicaMallorca am Samstag (13.10.) im Auditorium von Palma wird der am Samstag (6.10.) verstorbenen Diva Montserrat Caballé gewidmet. Das passt aus zweierlei Gründen gut: Zum einen stand Caballé selbst bereits sechsmal im Auditorium auf der Bühne. Zum anderen dreht sich bei dem Konzert vieles um ein Stück, das Caballé selbst gesungen hat: Mozarts Konzertarie „Ch'io mi scordi di te". An die Stelle der großen Caballé wird am Samstag die 28-jährige österreichische Sopranistin Theresa Dax treten.

Ausgewählt hat Dax ihr ehemaliger Lehrer Matthias Lademann, eine echte Kapazität der Klassikszene. Der Professor für Lied an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien ist unter anderem Mitglied der Jury des Internationalen Brahms-Wettbewerbs. Auf Dax hält Lademann große Stücke. „Sie lebte selbst lange Zeit in Italien", erklärt der Professor. Weshalb der Text auf Italienisch keine größeren Hindernisse darstellen sollte. Mozart habe die Arie ohnehin für Sopran geschrieben, obwohl sie später immer wieder von Mezzosopran-Stimmen gesungen worden sei. Dax aber sei ein bestens ausgebildeter Sopran. „Sie hat eine schöne Technik, eine tolle Stimme, es passt alles", schwärmt Lademann. In den vergangenen drei Jahren war Dax zum Opernstudium an der Mailänder Scala, ohne Zweifel eine internationale Referenz. Lademann selbst gehörte in den ersten Jahren beinahe zum Inventar bei MúsicaMallorca, machte dann eine Pause und ist nun das zweite Jahr in Folge wieder dabei. Diesmal kam die Einladung etwas überraschend zustande. „Wolf Bruemmel fragte mich, ob ich zur Operngala kommen könnte. Und es war für mich etwas ungewöhnlich, dass ich da als Solo-Pianist eingeladen wurde", erzählt Lademann am Telefon.

Lademann hat eigentlich nicht viel Zeit zum Reden, weil er noch am selben Tag nach London zu einem Konzert fliegen muss, aber er lässt es sich nicht nehmen, seine Bewunderung für Mozarts Konzertarie auszudrücken. „Das ist eigentlich ein Opernstoff, den Mozart da in eine Arie gepackt hat." In der Arie erzählt der Komponist einen Ausschnitt aus der Oper Idomeneo: Protagonist ist der Sohn des Idomeneo, Idamante, der seine Geliebte Ilia mit dem Gesang beruhigen will. Diese vermutet nämlich, dass ihr Idamante der Elektra verfallen sei. „Mozart schrieb die Arie an Weihnachten 1786 für die zu dieser Zeit in Wien hoch angesehene englische Sängerin Nancy Storace", sagt Lademann. Storace gab ein Abschiedskonzert, weil sie Wien verließ. Es wird vermutet, dass dort Mozart selbst am Klavier gesessen und sie begleitet habe. „Inwieweit die Arie eine Liebeserklärung Mozarts an Storace war, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen", ist Lademann vorsichtig. Die Kommentare in einschlägigen Klassik-Internetforen lassen dagegen keinen Zweifel daran.

Neben der Konzertarie bekommt das Publikum bei der Operngala noch sieben weitere Arien und Ouvertüren von Mozart kredenzt. „Wir haben dieses Jahr den Schwerpunkt auf Mozart gelegt", sagt der Intendant von MúsicaMallorca, Wolf Bruemmel. Dass die Arie „Ch'io mi scordi di te" allerdings herausragt, zeigt sich auch an der Besetzung: Rund 60 Musiker sind an der Aufführung beteiligt - und das ist noch wenig im Vergleich zu den rund 120, die eigentlich in der Originalversion nötig sind. Bruemmel musste die Arie für die reduzierte Besetzung neu arrangieren lassen.

Das funktioniere aber bestens - auch dank so erfahrener Konzertmeister wie dem Ersten Geiger der Balearen-Sinfoniker, Smerald Spahiu. Der Albaner gehört zu den renommiertesten Musikern des Ensembles und stützt laut Bruemmel das Festival-Orchester, das darüber hinaus aus weiteren Mitgliedern der Balearen-Sinfoniker besteht. So ist etwa auch der Solo-Cellist Emmanuel Bleuse mit dabei. Auch aus Barcelona und vom Zarzuela-Theater in Madrid hat sich Bruemmel Verstärkung geholt. Weitere Mitwirkende sind die Sopranistin Kremena Dilcheva, die bereits vor zwei Jahren bei MúsicaMallorca auf der Bühne stand. Nicht fehlen darf der Japaner Tohru Iguchi, der neben seinem Gesangspart im Hintergrund des Festivals die Fäden zieht und für die Programmgestaltung verantwortlich ist. Iguchi singt inzwischen an der Oper in München und wird auch regelmäßig vom Royal Opera House in Tokio engagiert. Für den gesanglichen Lokalkolorit von der Insel ist neben dem Chor der Capella Mallorquina der mallorquinische Tenor José Manuel Sánchez verantwortlich. Sánchez ist ein ausgewiesener Mozart-Experte, der vor zehn Jahren bereits sein Debüt bei MúsicaMallorca feierte und danach beim Landestheater in Coburg eine Anstellung bekam.