Die Passanten tragen Anzug und Maske. Sie scheinen die Szene durchaus mit Interesse zu beobachten: Ein Mann reitet rücklings auf einem sich aufbäumenden Esel, ein anderer scheint durch die Luft zu fliegen. Eine wohl eher weibliche Figur stolpert gerade im Gras, eine bizarre Engelsfigur schwebt im Hintergrund davon.

„En el nombre de los pájaros" (Im Namen der Vögel) heißt das vierteilige Polyptychon - das zentrale Stück der Ausstellung, die der andalusische Künstler Jose Luis Puche derzeit in der Galerie Xavier Fiol in Palma zeigt. Nicht weniger bizarr ist das Bild, das daneben hängt. Es zeigt drei Menschen, die in Plastikfolie eingepackt sind. Eng aneinandergepresst stehen sie auf einem Teppich vor einer Badewanne. „Breaking Ice" heißt es.

Der Betrachter vollendet das Werk

Die Titel, das wird deutlich, helfen nicht unbedingt dabei, die Botschaft der großformatigen, mit Fettkohle gezeichneten Bilder zu entschlüsseln. Das ist auch nicht ihr Zweck. Nach Ansicht des 42-jährigen Künstlers ist es der Betrachter selbst, der das Werk mit seinem Blick vollendet. Ein Konzept, das funktioniert. In den vergangenen anderthalb Jahren hat Puches Karriere rasant Fahrt aufgenommen. Zwei Ausstellungen in Málaga (im Centre Pompidou und im CAC), eine in Madrid bei Xavier Fiol, die Teilnahme an der ersten Gruppenausstellung, die überhaupt in der Oper in Sidney veranstaltet wurde. Als nächstes steht eine Ausstellung in der Türkei an.

Xavier Fiol arbeitet seit sechs Jahren mit Puche zusammen. Damals hatte sich der Künstler noch auf hyperrealistische Zeichnungen spezialisiert. Im Laufe der Jahre hat er diese immer mehr verfremdet. Puche bearbeitet seine Bilder mit Wasser. Mal spritzt er es drauf, mal fährt er mit dem Pinsel drüber. Mal kommt das Wasser von oben, mal von unten. Dann zeichnet er wieder nach und beginnt das Spiel mit dem Wasser erneut.

Farbe als Element

Zudem ist in den neueren Bildern Farbe dazugekommen. Mal sind es dezente Tupfer, wie im Polyptychon, wo das Gras im Hintergrund teilweise eingefärbt ist. Mal ist die Farbe dominanter, wie bei „Breaking Ice", wo das Wasser in der Badewanne mit einem kalten Blau dargestellt wird.

Die Motive, die mitunter wie das Ergebnis von Fieberträumen wirken, stellt der Zeichner - der in Interviews erfrischend bodenständig daherkommt - aus Bildern zusammen, die er im Internet gefunden hat. Er verfremdet sie, stellt sie neu zusammen und erschafft so seine eigene, skurrile Welt. „Lo que vieron los vientos del sur" heißt die Ausstellung bei Xavier Fiol: Was die Winde des Südens gesehen haben. Es ist zum einen ein Verweis auf seine südspanische Heimat, zum anderen ein etwas poetisch verschwurbelter Hinweis auf just diese Arbeitsweise. Sozusagen das, was ihm zugetragen wurde.

Puches Ausstellung bietet einen faszinierenden Einblick in die Arbeit eines Künstlers, der auf dem besten Wege ist, in den kommenden Jahren zu einem großen Namen der spanischen Kunst zu werden. Es lohnt sich, mit Zeit hinzugehen, die Arbeiten im Detail zu betrachten, aus der Nähe, aus der Ferne. Und dann, ganz im Sinne des Künstlers, zu einem eigenen Schluss zu kommen, was das alles bedeutet. Die Werke (ab 6.500 Euro) sind bis 30.11. im Carrer Sant Jaume, 23 A zu sehen.