Vor vier Jahren, Sebastià Portell war damals gerade 22 Jahre alt, bat ihn das Regionalradio IB3 zum Interview. Er hatte damals nach zwei Theaterstücken seinen ersten Band mit Kurzgeschichten veröffentlicht. Portell sagte, er schreibe darüber, was er alles erlebt habe. Der Moderator fragte verblüfft: Was für ein Leben hatte er denn, dass er genug erlebt habe, um zu schreiben? Portell antwortete: „Ein guter Schriftsteller hört zu und redet im gleichen Verhältnis wie das der Sinnesorgane, die ihm dafür zur Verfügung stehen. Also doppelt zuhören, nur einmal reden."

Portell ist ein bisschen das Wunderkind der mallorquinischen Schriftsteller. Und das, obwohl er seit acht Jahren in Barcelona lebt, wo er studiert hat, wo er für ein Stadtmagazin über LGTBI-Kultur schreibt und Kulturveranstalungen organisiert. Mallorcas Kulturszene betrachtet Portell als einen von ihnen. Er bezeichnet die Mallorquiner Biel Mesquida und Antònia Vicens als seine literarischen Vorbilder. Über Letztere hat er ein biografisches Interviewbuch herausgegeben.

Als David Bowie starb

Vor zwei Jahren veröffentlichte er seinen ersten Roman „El dia que va morir David Bowie" (Der Tag, an dem David Bowie starb). Ein erzählerisch verspieltes Werk um einen jungen Mann, der im Ärztezentrum sitzt und darauf wartet, auf Syphilis getestet zu werden. Er lässt die vergangenen Monate Revue passieren. Die Männer, die sich ihm hingaben und denen er sich hingab. Ein Rezensent schrieb, es sei das wohl expliziteste Werk der vergangenen Jahre. Anders gesagt: Wer sich schon immer gefragt hat, wie schwuler Sex funktioniert und sich nie getraut hat zu fragen, wird hier ein paar Antworten finden.

„Ich schreibe über meine Zweifel an meiner Identität", sagt Portell. „Da ich darüber geschrieben habe, musste ich nicht alles durchmachen, was der Protagonist im Roman erlebt." Auch sein neues Theaterstück „Transbord", vergangene Woche im Teatre Principal in Palma uraufgeführt, untersucht diese Zweifel. „Ich frage mich, welche Geschlechtsidentität ich habe. Es ist nicht so, dass ich mich als Frau fühle, aber ich bin definitiv auch kein Mann."

Geschlechteridentitäten sind nicht immer einfach

Portell ist in Ses Salines aufgewachsen, im Süden der Insel. Er habe eine idyllische Kindheit gehabt, sagt er. Sein Vater und sein Großvater hätten ihn zum Lesen angespornt. Seine Biografie hat wenig mit der seiner Charaktere zu tun, die häufig ohne eine männliche Identifikationsfigur aufgewachsen sind.

In „Transbord" hat er wie in „El dia que va morir David Bowie" eine Praxis als Ort für die Handlung ausgewählt. Der in einem weiblichen Körper geborene Protagonist sitzt beim Psychiater. In Spanien müssen sich Transsexuelle vor einer Geschlechtsumwandlung psychiatrisch bestätigen lassen, dass sie an einer sexuellen Verwirrung leiden - also psychisch krank sind.

Das Stück ist weniger eine Anklage gegen diesen Umstand als der Erklärungsversuch, dass das mit den Geschlechteridentitäten nicht immer so einfach ist. Pol, der Protagonist, sieht sich nicht als Frau, das heißt aber auch nicht, dass er unbedingt ein Mann sein und in eine neue Schublade gesteckt werden will. Zwei Darsteller stehen auf der Bühne. Während der Schauspieler nur die Rolle des Pol spielt, nimmt die Schauspielerin, die die Psychiaterin darstellt, mehrere Rollen ein - ein augenzwinkernder Hinweis des Autors darauf, dass auch andere Menschen sich nicht immer im Klaren über ihre eigene Identität sind.

Indirekt ermöglicht hat das Stück übrigens ein Stipendium des Goethe-Instituts. Portell verbrachte einige Monate in Berlin und hospitierte als Regieassistent am Gorki-Theater. Dort arbeitete er an Sasha Marianna Salzmanns „Die Meteoriten" mit. Ein Stück über Transsexuelle. „Transbord ist ganz anders geworden", sagt Portell. „Aber da hat es bei mir Klick gemacht."

Sebastià Portell präsentiert „Transbord" am 11.11. um 13 Uhr im Parc de ses Estacions in Palma.