Eis am Stiel in Grün, Rot oder Blau, drei Wassertropfen, die aus einem Rohr fallen, eine Landschaftsaufnahme in braunem Rahmen, ein Affe, der eine Krone trägt und sein Maul weit öffnet. Wer aufmerksam durch die Innenstadt von Palma schlendert, hat gute Chancen, früher oder später auf eines der bislang rund fünfzig handgroßen Werke im Cartoon-Stil von „mec" zu stoßen. Hinter dem Künstlername Mec (Französisch für „Typ") verbirgt sich ein 28 Jahre alter Kalifornier, der hauptberuflich für verschiedene Websites textet, unter anderem zu medizinischen Themen, und der der Liebe wegen auf die Insel gekommen ist.

Seit einem halben Jahr nutzt er daneben auch die Mauern und Häuserwände im Zentrum der Balearen-Hauptstadt, um Passanten mit bunt bemalter Keramik zu beglücken. „Ich freue mich, wenn ich sie, wenn auch nur für einen Moment, aus ihrem Alltag herausholen kann." Er ist damit nicht allein: Palma hat sich in den vergangenen Jahren mit teils sehr aufwendigen Wandbildern zu einer Street-Art-Hochburg gemausert.

Hang zur Anonymität

Mec bringt die Skulpturen im Carrer Sant Miquel, an der Plaça Major, rund um den Mercat de l?Olivar oder im Szeneviertel Santa Catalina bewusst nicht an der Vorderseite von Geschäften oder an geschützten Gebäuden an. Stets in der Nacht: „So kann bis zum nächsten Morgen zum einen der Klebstoff trocknen. Zum anderen mag ich die Anonymität", so Mec, der deswegen auch seinen Künstlernamen so neutral gewählt hat. Über potenzielle Anzeigen verärgerter Anwohner mache er sich keine Gedanken, sagt er.

Manchmal verschwinden seine Mini-Skulpturen schon nach ein paar Tagen wieder. Dass die Polizei dahintersteckt, glaubt er nicht. Ein Freund von ihm habe aber schon beobachtet, wie ein Passant versuchte, eines der Werke von einer Mauer abzumachen. „Ich verwende aber einen so starken Klebstoff, dass die Kunstwerke dabei fast immer kaputtgehen", so der Kalifornier.

Auftragsarbeiten für Freunde und Follower

Über einen Verkauf der Werke habe er zunächst gar nicht nachgedacht, sagt Mec, der in Kalifornien schon mit Galerien zusammengearbeitet hat. Mittlerweile aber fertigt er auch Auftragsarbeiten für Freunde oder Follower auf Instagram (mec_arte) an. Je nach Arbeitszeit und „je nachdem, wer fragt", verkauft er die Cartoon-Skulpturen für 50 bis 200 Euro. Neben dem vielen Essen, den Tieren und Masken, die er bisher angefertigt hat, ist er auch offen für Neues. Er selbst mag am liebsten nachgestellte Tropfen und Flüssigkeiten. Deswegen schmilzt in seinen Werken manchmal die Schokolade im Cookie oder der Käse auf der Pizza, in anderen ist das Ei aufgeschlagen oder das Eis am Stiel tropft.

Die meisten seiner Werke sollen keine tiefgründige Botschaft transportieren. Bei einigen wenigen wiederum lässt er bewusst Interpretationsspielraum. Da wäre etwa das nachgebaute Smartphone mit rosafarbenem Rahmen bei den Treppen, die vom Borne kommend zur Plaça Major führen (Costa del Teatre). „There is another world" (Es gibt eine andere Welt) hat Mec dort in schwarzer Farbe auf die Tastatur gemalt. Manchmal helfen die Titel der Bilder auf Instagram weiter. Bei einem der vielen Eis-Skulpturen, die ausnahmsweise keinen Tropfen hat, erfährt man dort: „No te preocupes, it won?t melt." (Mach dir keine Sorgen, es wird nicht schmelzen.)