Zunächst klingt es wie ein durchschnittlicher Hass-Kommentar auf Facebook: „Spanien ist ein abscheuliches Land. Die Menschen sind fromm, ungebildet und radikal wie in Zeiten der Inquisition", liest man, bevor die poetische Sprache und der Mangel an Rechtschreibfehlern darauf hindeuten, dass der Text nicht aus dem Internet stammt: „Es gibt weder Freundschaft noch Ehre, weder Hingabe noch Gemeinschaftssinn. Oh, diese Widerwärtigen, wie ich sie hasse und verabscheue."

George Sand war bitterböse, als sie nach ihrem Winter auf Mallorca in Marseille saß und über das Erlebte nachdachte. In einem Brief vom 26. Februar 1839 an ihren Freund, den Anwalt und ­Politiker François Rollinat, machte sie ihrem Frust Luft: „Aufgrund der Böswilligkeit und Raubtiermentalität der Einheimischen mussten wir jedes Leid der Welt durchleben, um an Lebensmittel zu kommen. Wir mussten immer den zehnfachen Preis zahlen. Wir waren ihnen ausgeliefert, weil wir sonst den Hungertod gestorben wären." Im Grunde also Erfahrungen, die jeder Tourist irgendwo mal auf der Welt gemacht hat. Halb so wild. Stellt sich aber auch ein bisschen an, die Sand.

Aber die Autorin und Lebensgefährtin von Chopin ist natürlich nicht irgendwer. Sie ist viel schlimmer dran. Denn die Mallorquiner haben es sich in den vergangenen 100 Jahren nicht nehmen lassen, Sand trotz der negativen Kritiken zu einer Art Ur-Werbe-Ikone der Insel zu machen. So wie wenn in Filmkritiken steht: „Der Film ist unglaublich langweilig." Und das Filmplakat zitiert die Kritik mit: „Unglaublich."

Zudem wurde Sands zweiseitiger rant über die Insel gerade in Paris für 23.400 Euro an das Chopin-Institut in Warschau versteigert. Mit ihrer Wut wird jetzt auch noch in Frankreich Kohle gemacht. Wie dem auch sei, der Fall lehrt uns einiges: 1. Aufpassen, wie man sich über seinen Urlaub äußert. Man will 180 Jahre später nicht als hater dastehen. 2. Urlaub im 19. Jahrhundert war auch nicht besser als heute. Und am Allerwichtigsten: 3. Mallorca wird auch aus Ihren negativen Kritiken Nutzen ziehen. Und die Franzosen verdienen irgendwie am Ende auch noch ein paar Euro damit.