Miquel Àngel Aguiló entstammt der Welt des Films. Das kann der Mallorquiner, der die Musik für den Kurzfilm „Woody & Woody" schrieb, nicht vertuschen. Die Hommage an den Filmemacher Woody Allen bekam im vergangenen Jahr bei den spanischen Filmpreisen Goya die Auszeichnung als bester animierter Kurzfilm. Jetzt lädt der Komponist Aguiló zu einem nicht alltäglichen Spektakel in die ehrwürdige Basilika Sant Francesc in der Altstadt von Palma ein. Ganz wie bei einer Filmpremiere soll das Publikum dabei über einen roten Teppich in die Kirche eintreten und für einen Fotocall stehen bleiben. Der Abend selbst wird dann auch kein rein klangliches Erlebnis, sondern ein Konzert mit Lichtshow. Unter dem Titel „Vol_Art, rere la llum de Llull" stellt Aguiló eine Hommage an den mallorquinischen Universalgelehrten, Theologen, Philosophen und Grammatiker Ramon Llull auf die Beine. „Das ganze Ambiente rund um die Musik soll etwas Spirituelles ausstrahlen", sagt Aguiló am Telefon, der auf dem Land zwischen Puigpunyent und Galilea lebt und sich immer unter einen bestimmten Olivenbaum stellen muss, um Handyempfang zu haben.

Der Cellist und Komponist hat eigens für diesen Anlass zwei Stücke geschrieben, die dann am 24. November um 20.30 Uhr in Sant Francesc ihre Premiere feiern werden. Das eine heißt „Mort per la vida" (Tod um zu leben), das andere „El màgic encanteri" (Der Zauberspruch). Das erste Stück dauert rund 40 Minuten, das zweite nach einer kurzen Pause nur rund eine Viertelstunde. „Auch wenn es sich um Erstaufführungen handelt, sollen die Leute keine Angst haben. Die Musik ist sehr deskriptiv und harmonisch. Das wird nichts Zeitgenössisches", beruhigt Aguiló.

Bei „Mort per la vida" steht der Oboen-Solist Joan Rodríguez im Mittelpunkt, der dem Werk den spirituellen Klang verpassen soll. Das Stück, das in zehn Teile gegliedert ist, soll die verschiedenen Lebensabschnitte und damit verbundenen ­Emotionen darstellen, die ein Mensch während seiner Existenz erfährt. „El màgic encanteri", ein Violinkonzert mit dem andalusischen Geiger ­Alexis Aguado, ist ein virtuoses Stück, das laut Aguiló an Filmmusik erinnert. „Es wird noch leichter verdaulich als das andere Werk." 35 Musiker werden die beiden Stücke vertonen.

Die Lichtshow, die Aguiló gemeinsam mit dem Filmproduzenten und Beleuchter Andrés López in fast einjähriger Kleinarbeit entworfen hat, taucht die Kirche zum Klang der Musik in verschiedene Farben und wirft Figuren an die Wände und die ­Decke. Der Aufwand hierfür ist enorm. 600 Meter Kabel müssen in der Kirche versteckt verlegt werden, Dutzende Scheinwerfer sorgen für die richtige Ausleuchtung. „Bei jedem Treffen denken wir uns neue, spektakulärere Dinge aus", berichtet Aguiló. Auf die Kirchenbeleuchtung können die beiden Veranstalter nicht zurückgreifen, die leistungsstarken LED-Leuchten und Laser müssen sie selbst mitbringen. „Die Kirchenbeleuchtung würde das, was wir vorhaben, nicht schaffen", sagt Aguiló. Neben der Musik und der Lichtshow werden auch mehrere Texte verlesen, die ebenfalls Aguiló geschrieben hat und die in der Tradition von Llull stehen sollen. Die Fragmente werden unter anderem auch auf Englisch und Deutsch wiederholt.

Aguiló schwebt vor, dass dieser Abend nur der Auftakt einer ganzen Reihe sein soll, die ab sofort immer im Herbst möglichst am selben Ort stattfinden und die Basilika zu einer Art Pilgerort für Llull machen soll. Warum Sant Francesc? „Die Akustik ist in dieser Kirche sehr gut", erklärt ­Aguiló. Und ein zweiter gewichtiger Grund spricht für die Kirche in der Altstadt von Palma: Llull, der wohl zwischen 1232 und 1316 lebte, liegt hier begraben. Die Karten für die Veranstaltung kosten 20 Euro und können unter www.volartmallorca.com gekauft werden.