Die Fragilität des eigenen Körpers wird einem Skateboarder etwas früher bewusst, als Menschen, die etwas sturzärmeren Sportarten nachgehen. „Ich bin 25 Jahre alt, habe aber das Kniegelenk eines 40-jährigen", erklärt Ian Waelder , warum er seine Ausstellung „Das Kniegelenk" genannt hat. Das Bewusstsein für die eigene Gebrechlichkeit ist Mittelpunkt der Ausstellung, die der auf Mallorca aufgewachsene Sohn eines Chilenen und einer US-Amerikanerin seit vergangenem Samstag (10.11.) in der Galerie L21 im Gewerbegebiet Son Castelló zeigt.

Vor zwei Jahren hat er hier schon mal ausgestellt, es war die Premierenschau für den ungewöhnlichen Sitz der Galerie von Oscar Florit. Damals präsentierte er neben Bronzeskulpturen von abgenutzten Schuhen eine Soundinstallation, in der man Skateboards hörte. Das Skaten ist auch dieses Mal dabei, wenngleich subtiler. Etwa in einem großformatigen Bild aus Leinen. Es zeigt einen Treppenaufgang, wie ihn Skater gerne für ihre Tricks benutzen. Darunter steht in schwarzen Buchstaben aus Ölfarbe: „Ouuchh". Die Schuhe sind wieder dabei, diesmal unter anderem in einer ungeschliffenen Pappmaché-Skulptur.

Poesie des Zufalls

Seit vergangenem Jahr lebt Waelder in Frankfurt am Main, auch daher der deutsche Titel der Ausstellung. Er ist an der Städelschule, der renommierten Kunsthochschule, eingeschrieben. Ein Novum für den Lockenkopf. „Ich habe ja nicht einmal Abitur gemacht, geschweige denn eine Uni besucht." Jahrelang habe er allein in seinem Atelier in Palma gearbeitet. Der ständige direkte Austausch mit anderen Künstlern sei eine ganz neue Erfahrung.

Waelders Kunst ist immer ein Zusammenspiel aus Zufall und Veredlung. Er baut Skulpturen aus Papprollen, die er mit Gips zusammenbindet und dann in Bronze gießen lässt. Er lässt eine Leinwand aus Rohleinen auf dem Boden seines Ateliers liegen. Die Fußabdrücke und Flecken darauf verwendet er als Grundlage für ein neues Bild. Um einen Ausgleich zwischen den Kräften der Materialien zu schaffen, plaziert er die edleren Bronzeskulpturen auf dem Boden, während er ein abgebrochenes Stück Holz als object trouvé auf ein Podest stellt.

Es geht in seinen Arbeiten nicht um Schönheit und auch nur bedingt um Emotionen. Stattdessen sind es Spiele, Experimente. „Und dann im richtigen Moment wissen, wann man aufhören muss: die Poesie des Zufalls schätzen lernen", wie es der Künstler selbst ausdrückt.

Spielplatzrutschen und Schlangenlinien

Ein bisschen findet sich diese Zufälligkeit, dieses Verzichten auf Perfektion in den groben Ölgemälden der belgischen Künstlerin Stevie Dix, die ebenfalls seit Samstag in der Galerie zu sehen sind. Die Bilder mischen abstrakte und figurative Elemente. Dix malt Spielplatzrutschen und Schlangenlinien, auf mehreren Bildern findet sich eine Figur, die wie ein Komet wirkt.

Eher dunkle Rot- oder Grüntöne können da schon einmal auf ein frisches Rosa treffen. Rund die Hälfte der Arbeiten hat Stevie Dix zu Hause angefertigt, die andere in den vergangenen vier Wochen in einer Residenz in der Galerie. „Ich male immer recht schnell. Die Bilder drücken das aus, was ich in dem Moment empfinde", sagt die 28-Jährige, die seit Jahren in England lebt. „Ich versuche stets, in meinen Bildern die Widersprüchlichkeit der Gefühle festzuhalten."

Beide Ausstellungen sind bis zum 11. Januar 2019 zu sehen.