Die Balearen-Sinfoniker haben sich unter der Leitung von Pablo Mielgo und Joji Hattori in den vergangenen Jahren unzweifelhaft gut entwickelt und sich einen hervorragenden Ruf auch außerhalb der Inseln erworben. Inzwischen geben sich hochkarätige Solisten die Klinke in die Hand, um mit dem Orchester gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Außerdem stößt Mielgo auch so manches abseits der täglichen Routine an - so etwa den am Donnerstag (29.11.) startenden „Cicle de grans veus", den Zyklus großer Stimmen, wie die zunächst dreiteilige Konzertreihe auf Deutsch heißt.

Erstmals in dieser Spielzeit gibt es neben der regulären Sinfoniker-Saison mit den üblichen 15 Konzerten eine Reihe von Klassik-Abenden mit herausragenden Gesangssolisten der Gegenwart, auf die der Geschäftsführer des Ensembles, Pere Bonet, mächtig stolz ist. Umso enttäuschter äußert er sich im MZ-Gespräch eine Woche vor dem ersten Konzert darüber, dass der Vorverkauf bisher eher schleppend verläuft. „Das sind Topleute, ich würde sogar sagen, dass Celso Albelo, mit dem die Reihe startet, mit der beste Belcanto-Sänger weltweit ist." Albelo, der von den Kanaren stammt, gastiert wie auch Valentina Nafornita zum ersten Mal auf Mallorca. Er wird laut Bonet ein „Best-of seiner Karriere" singen, mit Stücken aus Wilhelm Tell, Romeo und Julia, Lucia di Lammermoor und anderen.

Ein erklärtes Ziel des neuen Konzertzyklus ist, ein neues Publikum anzusprechen. „Mit solchen Aktionen wollen wir uns einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen", sagt Bonet. Menschen, die vielleicht nicht unbedingt Fans von großen Symphonien sind, soll so der Einstieg in die klassische Musik erleichtert werden. Ein zweites Ziel sei laut Bonet, das Orchester internationaler zu machen. Und zwar nicht in dem Sinne, dass die Musiker mehr auf Tour ins Ausland gehen, sondern dass große Künstler selbstverständlicher auch mal in Palma aufschlagen. Um das in Zukunft zu erreichen, hat man sich für die neue Reihe nicht lumpen lassen. Wenngleich Bonet Wert darauf legt, dass der Etat mit den drei Spitzensängern nicht über Gebühr strapaziert wird. „Wir können sie uns leisten", sagt er nur, ohne auf Details zu den Verträgen einzugehen.

Und schließlich müsse man den Leuten auch etwas bieten, damit sie kommen, vor allem auch die Ausländer und gerade die Deutschen auf der Insel, die Bonet als „sehr verständige und erfahrene, aber auch anspruchsvolle" Konzertgänger schätzt. Neben den Einheimischen seien die Deutschen und die Briten die wichtigste Zielgruppe für die Balearen-Sinfoniker. Und auch, wenn es manchmal noch immer schwerfällt, das Auditorium zu füllen, so setzt Bonet auf den langfristigen Effekt, dass viele ausländische Residenten und Inselfans den Reiz der Sinfoniker früher oder später erkennen.

Zumal, wenn das im Falle des nun anstehenden „Cicle de grans veus" zu erschwinglichen Preisen möglich ist. Die Karten für die Konzerte kosten im Internet 30 Euro, nur das Neujahrskonzert mit Valentina Nafornita (siehe unten) kostet 40 Euro. Und ein Abonnement für alle drei Konzerte gibt es für 90 Euro. „Das sind Preise, für die man in Mitteleuropa noch nicht einmal eines der Konzerte bekommt", sagt Bonet. Weil die drei Abende statt im Auditorium im Kongresszentrum von Palma stattfinden, das von der Hotelkette Melià betrieben wird, hat sich auch das mallorquinische Unternehmen Sonderkonditionen ausgedacht. Für eine Übernachtung mit Frühstück im Doppelzimmer plus Eintritt für das Konzert werden 85 Euro pro Person fällig, zum Neujahrskonzert 95 Euro.

Weitere große Namen im neuen Jahr

Neben Celso Albelo runden zwei weitere erstklassige Namen die Konzertreihe „Cicle de grans veus" ab. Zum Neujahrskonzert kommt die moldawische Sopranistin Valentina Nafornita. Obwohl sie erst 31 Jahre alt ist, gehört sie bereits seit 2011 zum festen Ensemble der Wiener Staatsoper. In diesem Jahr eröffnete sie den Wiener Opernball mit der Arie „O mio babbino caro". Nafornita gewann mehrere internationale Gesangswettbewerbe, unter anderem den renommierten BBC Cardiff Singer of the World-Wettbewerb. Dort erhielt Nafornita neben dem Hauptpreis auch den Dame Joan Sutherland Publikumspreis und war Finalistin beim Lied-Preis. Sie hat bereits in vielen wichtigen Opern­häusern Europas gesungen, so etwa in der ­Mailänder Scala, in der Bastille in Paris, der Bayerischen Staatsoper in München oder auch bei den Salzburger Festspielen.

Etwas Lokalkolorit bringt der menorquinische Bass Simón Orfila zum Abschluss in die Reihe. Der 42-Jährige wurde in Alaior geboren und nahm unter anderem beim legendären Alfredo Kraus Unterricht, der ihn an der Oper in Maó entdeckte und förderte. Seinen ersten großen Auftritt hatte Orfila dann mit 20 Jahren bei „Don Carlos". Ein Jahr später ergatterte er bereits sein erstes festes Engagement im Gran Teatro del Liceo in Barcelona. Inzwischen ist Orfila auf den Bühnen der Welt zu Hause. So tritt er regelmäßig in Barcelona und Madrid auf, genauso wie bei der Bayerischen Staatsoper oder der Deutschen Oper in Berlin. Auch im Theater San Carlo in Neapel und an der Mailänder Scala steht er häufig auf der Bühne.