Es liegen turbulente Wochen hinter dem Museu de Mallorca. Ende September kündigte der Direktor des Hauses, Bartomeu Salvà, nach nur sechs Monaten. Kurz darauf wurde bekannt, dass sechs Kunstwerke aus dem Mittelalter durch schlechte Klimatisierung leicht beschädigt wurden. Im Januar soll das Museum von der Balearenregierung dem Inselrat übergeben werden (MZ berichtete). Mitte November wurde nun eine neue Direktorin präsentiert. Praktischerweise hat sie den gleichen Nachnamen wie ihr Vorgänger. Maria Gràcia Salvà kommt aus Felanitx, ist eine studierte Museologin und hat in den vergangenen 38 Jahren in Katalonien gelebt und gearbeitet. Die 57-Jährige geht mit viel Enthusiasmus an ihre neue Aufgabe heran.

Frau Salvà, nach all diesen Diskussionen um das Museu de Mallorca, haben Sie da noch Lust, die Stelle anzutreten?

Oh ja, noch mehr sogar als vorher. Das wird nicht leicht, das Museum hat einige Probleme gehabt, aber ich glaube, dass man alles wieder in Ordnung bringen kann.

Wie haben Sie die Diskussion wahrgenommen?

Ich bin eine Verfechterin davon, dass man Probleme, sofern es geht, intern regelt. Das heißt nicht, dass nicht auch die Presse etwas davon erfahren soll. Aber ich glaube, dass man Lösungen am besten im Hause finden kann.

Was hat Sie motiviert, sich für die Stelle der Direktorin des Museums zu bewerben?

Es hat sowohl berufliche als auch persönliche Gründe. Ich bin derzeit im Palau Güell in Barcelona angestellt, deshalb ist der Direktorenposten für mich ein Karrieresprung und zugleich die Chance, all das, was ich in den vergangenen Jahrzehnten gelernt habe, in meiner Heimat anzuwenden. Gleichzeitig habe ich einen schweren Schicksalsschlag hinter mir. Ich hoffe, dass mir mein Umfeld auf der Insel die Kraft gibt, um nach vorne schauen zu können.

Einen Monat bevor das Kulturministerium das Museum an den Inselrat übergibt, beginnen Sie Ihren Job. Hatten Sie schon Kontakt mit den künftigen Verantwortlichen?

Nein, bisher noch nicht. Ich hoffe, das dass nächste Woche passiert. Aber ich denke, dass es keine Probleme geben wird, wenn wir alle Lust haben, zu arbeiten.

Sie haben lange auf dem Festland gelebt. Wie gut kennen Sie das Museum?

Ich bin mit dem Museum vertraut, kenne die Sammlung und auch die ehemaligen Direktoren. Sicherlich weiß ich nicht alles im Detail, das hoffe ich mir ab Dezember anzueignen.

Es heißt, Sie wollen das Museum verstärkt bei den Touristen bekannt machen. Wie stellen Sie sich das vor?

Ach, teilweise sind es kleine Dinge wie eine bessere Ausschilderung oder Werbung in den Sozialen Medien. Auch dass die Informationen in mehreren Sprachen verfügbar sind, hilft. Und dann werden wir zusehen, dass wir interessante temporäre Ausstellungen auf die Beine stellen. Das Museu de Mallorca erzählt die Geschichte der Insel von der Besiedlung durch Menschen bis zum 19. Jahrhundert. Ich glaube, dass Menschen, die diese Insel mögen, sich auch für ihre Geschichte interessieren werden. Die kann man im Museum besonders gut entdecken. Und es gibt ja genug Urlauber, die sich für Kultur interessieren.

Wenn Sie von temporären Ausstellungen sprechen, haben Sie da schon Ideen?

Ich glaube, man kann sehr viel machen, sowohl eher ethnografische Ausstellungen oder auch etwas mit zeitgenössischer Kunst. Das müssen ja nicht immer nur mallorquinische Künstler sein. Mallorca ist ein sehr internationaler Ort. Die Vielfalt der Insel soll im Museum sichtbar sein. Es gibt genug Material, um ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen.

Welche Rolle soll das Museum im Idealfall in der mallorquinischen Gesellschaft spielen?

Ich habe den Eindruck, dass die Mallorquiner das Museum ein bisschen vergessen haben. Das wollen wir ändern. Ich glaube, dass das Museum Teil eines lebendigen Netzwerkes an Museen in Palma sein kann.

In Frankreich, aber auch in Deutschland und Belgien gibt es gerade eine Debatte über geraubte Kunst aus den Kolonien, die sich in europäischen Museen befindet. Wird auch das Museu de Mallorca von diesem Thema betroffen sein?

Oha, das ist ein sehr heikles Thema. Vielleicht sollte man irgendwann anfangen, auch auf Mallorca darüber zu reden. Aber es ist eine sehr polemische Problematik und ich möchte mich zu diesem Zeitpunkt lieber nicht dazu äußern.