Es war das Jahr 1956, als Joan Miró das Atelier betrat, das der Architekt Josep Lluís Sert dem Maler nach dessen genauer Anleitung in Cala Major gebaut hatte. Für Miró ging ein Traum in Erfüllung: ein riesiges Atelier, in dem er seine Ruhe, seine Stille haben konnte.

Und dann: nichts. Der katalanische Maler war wie paralysiert. Er habe es nicht hingekriegt, in einem sterilen Raum zu arbeiten, erzählte er später. Drei Jahre soll er gebraucht haben, bis er wieder Ölfarbe auf Leinwand auftrug. In der Zwischenzeit sammelte er alles, was ihm interessant vorkam: kleine Figürchen, Postkarten, Fundstücke aus der Natur. Visuelle Reize, die ihm beim Schaffen helfen würden.

Als Miró im Dezember1983 starb, hatte er im Atelier eine bunte Mischung aus eigenen Werken und Dingen zusammengetragen. Sein letzter Wunsch: „Lasst alles so, wie es ist." Die Nachlassverwalter hielten sich nicht immer daran. Seit Montag (17.12.) aber sieht das Taller Sert nach neun Monaten Renovierungsarbeiten wieder so aus, wie der große Maler es hinterlassen hat.

Hauptgrund für die Umbauarbeiten war eine Nachbesserung der Außenwände, da Feuchtigkeit in die Räume eindrang. Die zur Stadt gehörende Miró-Stiftung nahm das zum Anlass, das Ausstellungs-Konzept zu überarbeiten. Zum einen recherchierte das Team der Miró-Stiftung, wie genau das Atelier zu Mirós Lebzeiten ausgesehen hatte. Das war nicht leicht, weil der Maler nur selten Besucher hineinließ. „Wir haben uns zum einen auf die seltenen Fernsehinterviews gestützt", erklärt Patricia Juncosa, Chefrestauratorin der Stiftung. „Zum anderen auf Inventurlisten aus den 80er-Jahren und Fotografien."

Antworten in Bodenfliesen

Einen wichtigen Hinweis darauf, wie Miró sein Atelier aufgebaut hatte, lieferte die Abnutzung der Bodenfliesen. Miró habe es gemocht, umherzugehen, sagt Juncosa. Die Schneisen, die er dabei zwischen Werken, Sammlung und Mobiliar schlug, ähnelten den für seine Bilder so wichtigen Freiräumen. „Als Nächstes wollen wir schauen, ob wir die Farbflecken auf dem Boden konkreten Bildern zuordnen können", sagt Patricia Juncosa.

Die Stiftung hat auch die Besucherführung überarbeitet. Ging es früher direkt in den zentralen Atelierraum, betritt man nun durch die gelbe Tür am Ostflügel zunächst das Nebenzimmer. Miró nutzte es sowohl als Raum zum Ausruhen wie auch als Archiv . Hier stehen viele der kleinen Figürchen , die der Fotograf Jean-Marie del Moral 2015 in seinem Buch „El ojo de Miró" ablichtete. In gewisser Weise wird dadurch ein Ritual des Künstlers nachgezeichnet, der hier die Vorbereitungen für den anstehenden Arbeitstag traf.

„Wir wollen, dass der Besuch nicht nur intellektueller Natur ist, sondern auch ein Gefühl für diesen Ort und dessen Geschichte vermittelt", sagt Francisco Copado, der Leiter der Miró-Stiftung. Dazu haben die Nachlassverwalter zusammen mit der Produktionsfirma La Perifèrica den zwölfminütiger Film „Je rêve de un gran atelier" gedreht, der die Geschichte des Ateliers erzählt. Zu sehen sind unter anderem Originalaufnahmen, wie der Künstler sich durch den Raum bewegt und seine Werke begutachtet. Mirós Enkel und Nachlassverwalter Joan Punyet zitiert aus dem Off Tagebucheinträge des Großvaters. Der Film, der gleich im ersten Raum gezeigt wird, ist auf Katalanisch gesprochen und wird abwechselnd auf Spanisch, Englisch, Deutsch und Französisch untertitelt.

Weniger theatralisch

Erst danach betritt der Besucher das eigentliche Atelier. 65 Werke stehen nun dort, etwas mehr als zuvor. Sie sind nicht mehr so direkt auf den Besucher ausgerichtet, sondern stehen so im Raum, wie sie auch in einem echten Atelier stehen würden. „Es sieht nicht mehr so theatralisch aus", sagt Juncosa.

Allerdings handelt es sich bei den Bildern um Kopien. „Die Originale befinden sich im Stiftungsmuseum oder im Lager", so Juncosa. Es sei wegen der hohen Temperaturschwankungen im Archiv nicht ratsam gewesen, die Originale vor Ort zu behalten. Immerhin: Ein Stempel auf der Rückseite zeichnet die Werke als von der Nachlassverwaltung genehmigte Kopien aus. „Und wir weisen die Besucher ausdrücklich darauf hin, dass sie es hier mit Reproduktionen zu tun haben", so Juncosa.

Fundació Pilar i Joan Miro, C/. Saridakis, 29, Di.-Sa. 10-18 Uhr, So. 10-15 Uhr, Eintritt: 7,50 Euro (ermäßigt 4 Euro, samstags von 15 bis 18 Uhr frei)