Eigentlich habe sie Popstar werden wollen, erzählte Valentina Nafornita kürzlich dem österreichischen „Kurier". Da sie aber keinen dafür spezialisierten Studiengang fand, entschied sie sich eben für klassischen Gesang an der Musikschule Stefan Neaga in Chisinau sowie dem Konservatorium in Bukarest und stellte schließlich fest: Ich kann ja alles singen. Also wurde sie Opernsängerin.

Trotz des Kurzwechsels wirkt die 31-jährige Moldawierin heute wie ein Popstar. Auf ihrem Instagram-Profil präsentiert die Sopranistin das Leben, das man eben so lebt, wenn man jung und erfolgreich ist. Traumstrände hier, Besuch im Stadion beim Lieblingsverein FC Barcelona dort. Ansonsten Essen, Blumen und Mode. Die Menschen auf den meisten Bildern sind schön. Nur zwischendrin gibt es hin und wieder die Fotos aus Opernhäusern, die daran erinnern, dass Nafornita in einer etwas anderen Branche tätig ist. In der gut aussehen eigentlich zweitrangig ist.

Dabei muss sich Nafornita, die Bewunderung für Beyoncé und Adele bekundet, nun wirklich nicht vorwerfen lassen, ihr Handwerk nicht zu beherrschen. 2011, damals war sie gerade 24, gewann sie den renommierten BBC-Cardiff-Gesangspreis. Im selben Jahr wurde sie Ensemble-Mitglied der Wiener Staatsoper, wo sie bis 2016 blieb. Sie hat schon in der Scala in Mailand gesungen, in der Opera Garnier in Paris, in der Staatsoper Berlin oder in der Bayrischen Staatsoper in München.

Die Klassikwelt zeigt sich fasziniert von ihrer Stimme. So schrieb der Blog „klassik-begeistert" nach einer Darstellung der Adina in Donizettis „Der Liebestrank" an der Hamburger Staatsoper im vergangenen Jahr: „Dieser Juwel, das war zu hören, ist nur noch Zentimeter von der Weltklasse entfernt. Diese Sopranistin singt federleicht, betörend, ausdrucksstark und völlig ohne Kraft - man spürt: Singen ist ihr Ding, dafür braucht sie sich nicht anzustrengen. Sie legt einfach los, als ob sie pfeifen würde. Ihre Koloraturen perlen wunderbar." Das US-Magazin „Opera Wire" kürte sie nach derselben Darbietung gar als „Leading Lady" der Opernwelt

Im Februar eröffnete sie den Wiener Opernball mit „Lippen schweigen" aus Franz Lehárs „Die lustige Witwe" und „O mio babbino caro" aus Puccinis „Gianni Schicchi". Der Auftritt kam kurzfristig: Daniela Fally hatte krankheitsbedingt absagen müssen. Nafornita bekam nur vier Tage vor dem Ball Bescheid, absolvierte mit Bravour. „Bei meinem ersten Auftritt wusste ich noch nicht, was genau auf mich zukommt. Ich kannte den Opernball nicht, das war vielleicht sogar leichter", sagte sie in einem Interview nach dem Event.

Sie strahlt Ruhe aus

Am Dienstag (1.1.) um 20 Uhr tritt sie nun mit den Balearen-Sinfonikern zum traditionellen Neujahrskonzert in Palmas Kongresszentrum auf. Tags darauf wird das Konzert zur gleichen Uhrzeit im Auditori in Manacor wiederholt. Die Konzerte sind Teil der Reihe „Grans Veus" (Große Stimmen). Es ist das erste Mal, dass die Sängerin auf die Insel kommt. „Ich war immer begeistert von ihrer Stimme", sagt Joji Hattori, der die Konzerte dirigieren wird. „Sie ist nicht extrovertiert, sondern zieht mit Ruhe die Aufmerksamkeit auf sich." Gerade in den vergangenen drei Jahren habe die Stimme von Nafornitas eine äußerst positive Entwicklung genommen.

Auf dem Programm der Neujahrskonzerte stehen unter anderem Stücke von Johann Strauss, Antonin Dvorak, Gerónimo Giménez, Leroy Anderson und Frederick Loewe. „Wir haben uns in Zusammenarbeit mit Nafornita bemüht, ein möglichst abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen", sagt Hattori. „Von Wiener Operettenmusik bis zum Musical ist alles dabei."

Mit Sänger verheiratet

Zu Hause rede sie nicht über Opernsachen, verriet Nafornita vor vier Jahren in einem Portrait der Wiener Staatsoper. Sie ist seit dem Jahr 2011 mit dem Bariton und Landsmann Mihail Dogotari verheiratet, der damals ebenfalls am Opernhaus angestellt war. „Wir verbringen schon genug Zeit in der Oper", sagte sie lachend.

Stattdessen kümmert sich das Paar, das übrigens äußerst religiös ist, um soziale und künstlerische Projekte in der moldawischen Heimat. „Es gibt so viele arme Familien dort", sagte sie dem „Kurier". „Wenn der Staat die Kinder einmal weggenommen hat, ist es schwierig, sie zurückzubekommen." Man wolle den Menschen in der Heimat ein Vorbild sein und Türen öffnen, sagte sie in einem anderen Interview: „Es gibt in unserer Heimat sehr viele talentierte Menschen, die aber aus verschiedensten Gründen nie die Gelegenheit bekommen, ihr Talent auch zu zeigen."

Karten für die Konzerte unter simfonicadebalears.net