Dieser Fall hält die Musikszene 2018 in Atem: Im Mai bestätigt das spanische Verfassungsgericht ein Urteil gegen den mallorquinischen Rapper Valtonyc. Bevor dieser dreieinhalb Jahre für seine Songtexte ins Gefängnis geht, setzt sich der 24-Jährige nach Belgien ab. Majestätsbeleidigung, Verherrlichung des Terrorismus und Verhöhnung seiner Opfer sowie Bedrohung von Einzelpersonen werden ihm vorgeworfen. Valtonyc fühlt sich um seine Meinungsfreiheit beraubt.

Der Umgang mit künstlerischer Freiheit wird eine der großen Herausforderungen der spanischen Gesellschaft in den kommenden Jahren bleiben. Das zeigte sich auch, als im Juni auf der Plaça d'Espanya in Palma de Mallorca die polemische Ausstellung „Presos politicos en la España contemporanea" (Politische Gefangene im heutigen Spanien) des Künstlers Santiago Sierra von Rechtsextremen zerstört wird. Zuvor war die Installation von Spaniens wichtigster Kunstmesse Arco in Madrid verbannt worden. „Ich sehe jetzt schon besorgniserregende Fälle von Selbstzensur in der Kunstwelt", sagt ein Galerist in Palma.

Auftakt mit Filmpreis

Ansonsten war das Jahr, das mit dem spanischen Filmpreis Goya für den mallorquinischen Kurzfilm Woody & Woody begann, recht positiv für die Kulturszene auf der Insel. Junge Festivals wie das Evolution Mallorca International Film Festival und Atlàntida Film Fest in Sachen Kino und das Mallorca Live Festival in Sachen Popmusik sind schon zentrale Bestandteile des Kulturjahres. Hoffnung bietet das Alternatilla Jazz Festival. Auch das wiederbelebte Voyeur Jazz Festival und der Musiksommer in Port Adriano etablieren sich immer mehr. Und das, obwohl man immer noch eher auf Künstler setzt, deren Glanz länger her ist: in diesem Jahr kamen The Jacksons, die Blues Brothers, The Prodigy und UB40 als Headliner auf die Insel.

Andererseits kam im Februar auch eine junge Frau ins Teatre Principal, die in Spanien mittleren Ruhm genoss. Wenige Monate später veröffentlichte Rosalía die Single „Malamente" und wurde zu einem internationalem Phänomen bei Publikum und Kritik. Ohnehin kann man die Arbeit des Theaterleiters Carlos Forteza loben, der in allen Bereichen, ob Theater, Pop oder Oper am Puls der Zeit ist und das Teatre zu einem der spannendsten Kulturorte der Insel gemacht hat.

Neue Konzertorte

Zuwächse bekam die Insel bei den Auftrittsorten. Das Kulturzentrum Casa Planas bietet Platz für eher alternative Künstler. Das Kongresszentrum beherbergt Auftritte größerer Art. So wurde dort die Oper Carmina Burana gezeigt, Joan Manuel Serrat spielte ein Konzert. Der Stadtpalast Can Balaguer ist ein neuer Kulturort in Palma. Ein großes Rätsel bleibt der CodaClub. Das Lokal sollte internationale Bands für ein hauptsächlich britisches Publikum nach Palma holen. Doch es eröffnete nie. In der Kulturszene erzählt man sich, es habe einen grandiosen Betrugsfall gegeben, der noch aufgearbeitet werden muss. In diesen Zusammenhang fällt die großangekündigte Welttournee der Rockband The Wheels, die ebenfalls nie stattfand.

Ein mysteriöser Fall

Die Nit de l'art zeigte eine künstlerisch starke Ausgabe, auch wenn der Galeristenverband ArtPalma sich nicht mehr so stark vereint zeigt wie in den Vorjahren. So wurden der ArtPalma Brunch und der Kunstsommer eher mau. Dörfer wie Campos und Felanitx gehören mit ihren Kunstnächten ebenfalls fix zum Kunstjahr der Insel. Das Museum Es Baluard überzeugte mit der Sammelausstellung über Tiere „Ells i nosaltres" (noch bis 3.2.) und setzte Ausrufezeichen mit Bernardí Roig und ?ükran Moral. Ins Schlingern geriet das auf mallorquinische Geschichte spezialisierte Museu de Mallorca. Erst trat der Direktor Bartomeu Salvà Ende September nach sechs Monaten Amtszeit zurück. Kurz darauf wurde bekannt, dass Probleme mit der Klimaanlage sechs Werke aus dem Mittelalter leicht beschädigt hatten. Eine neue Direktorin wurde mit Maria Gràcia Salvà gefunden.

Düster sieht es für die Zukunft des Archivs Planas aus. Nachdem sich weder Hoteliers noch Institutionen in den vergangenen Jahren für die Fotos von Josep Planas, die die Geschichte des Tourismus auf der Insel dokumentieren, interessiert haben, will Nachlassverwalterin Marina Planas das Archiv in einem Bunker in der chilenischen Wüste vergraben. Fragwürdig ist auch die Zukunft des Strategiepapiers Pla de Cultura, das der Kulturpolitik der nächsten zehn Jahre eine Form geben soll. Ministerin Fanny Tur braucht dafür die Unterstützung der Opposition. Sicherlich ein Thema für 2019.