Wer aus der Garageneinfahrt der Hauses mit Pool an der Landstraße zwischen Son Servera und Porto Cristo tritt und nach links blickt, sieht den grün bewachsenen Berg Puig de na Penyal. Schaut er oder sie nach rechts, sind in der Ferne die Hotels von Cala Millor zu sehen. Fast wirkt es wie eine Zusammenfassung der Vielfalt und Widersprüchlichkeit Mallorcas. Drei Wochen lang haben hier vier Studenten von der Kunstakademie Düsseldorf eine Residenz verbracht.

Die Herangehensweisen sind im Einzelnen sehr unterschiedlich, alle vier vereint aber das Spiel zwischen Abstraktem und Figurativem. Raphael Brunk etwa, Meisterschüler von Andreas Gursky, arbeitet mit Fotografien, die er am Computer mittels eines Algorithmus verfremdet. Er setzt „digitale Pinselstriche", bis sich eine neue Lesart ergibt. Carolin Israel, Schülerin von Tomma Abts und Katharina Grosse, untersucht Aspekte der Landschaft wie Licht und Bewegung und fügt diese in farbenreichen Malereien zusammen. Auf Mallorca sei ihr vor allem das Licht aufgefallen, sagt sie, aber auch die Natur der Insel habe sich in ihren Arbeiten niedergeschlagen.

Die Farbe bekommt etwas haptisches

Auch für Bernhard Adams spielt Licht eine große Rolle. Der Meisterschüler von Katharina Grosse nimmt den Sternenhimmel als Ausgangspunkt für seine Arbeiten, da es das erste Bild sei, mit dem sich die Menschheit auseinandergesetzt hat. Auf Mallorca arbeitet er an seiner „Atacama"-Serie. In der chilenischen Wüste ist der Himmel besonders klar, sodass das Licht der Sterne sich überlagert. Adams arbeitet mit diesem Effekt und trägt viele Schichten Acryl auf die Leinwand auf, womit die Farbe etwas Haptisches bekommt.

Wilhelm Beermann, Meisterschüler von Thomas Grünfeld, hat sich auf Mallorca von seiner eigentlichen Arbeitsweise entfernt. Bannt er sonst sein intuitives Spiel zwischen Form und Farbe großflächig mit Lack auf Aluminium, sind es nun Buntstift und Papier.

Organisiert hat den Aufenthalt die Kunstmanagerin Ruth Polleit-Riechert. Die Schirmherrschaft hat die international bekannte mallorquinische Künstlerin Amparo Sard übernommen, die für ihre filigranen, perforierten Papierarbeiten bekannt ist. „Ich erkenne in den Arbeiten der Künstler immer wieder das Motiv der Bewegung", sagt Sard. „Ich glaube, das ist symptomatisch für unsere Zeit, in der es keine wirkliche Wahrheit mehr gibt, nur die, dass alles im rasanten Wandel ist."

Ein Wettbewerb ist angedacht

Bei dieser ersten Ausgabe der Residenz hat Ruth Polleit-Riechert die Künstler selbst ausgewählt. Sollte das Programm in den kommenden Jahren wiederholt werden, würde sie jeweils einen Wettbewerb veranstalten, bei dem sich die Künstler bewerben können, sagt die Kunsthistorikerin, die unter anderem den Kunstwettbewerb der Deutschen Bank geleitet hat.

Die Idee des Residenzprogramms sei der Austausch zwischen deutschen und mallorquinischen Künstlern, sagt Polleit-Riechert. Zugleich wolle man Nachwuchskünstlern, die schon einen eigenen Stil herausgearbeitet haben, neue Märkte öffnen. Auf Mallorca werden die Arbeiten von Adams, Beermann, Brunk und Israel zwischen dem 6.7. und dem 3.8. in de Galerie Sa Pleta Freda in Son Servera gezeigt. Zur Eröffnung sollen dann beispielsweise die Galeristen von Amparo Sard aus Barcelona, Teneriffa und Italien dabei sein.