Für die einen sind Disney-Filme die ersten relevanten audiovisuellen Erfahrungen der Kindheit. Für die anderen verderben sie Kinder, vermitteln ihnen unrealistische Bilder von Liebe, Armut und sozialem Miteinander. Wie man es auch sehen mag: Die Zeichentrickfilme des in den 20er-Jahren gegründeten kalifornischen Konzerns sind nun seit fast einem Jahrhundert ein zentraler Teil der Popkultur und haben sich in das kollektive Gedächtnis der westlichen Welt gebrannt.

Das CaixaForum in Palma de Mallorca widmet ihnen ab kommenden Mittwoch (1.5.) unter dem Titel „Disney. El arte de contar historias" (Disney. Die Kunst, Geschichten zu erzählen) eine Ausstellung, in der die literarischen und volkskundlichen Grundlagen für die erfolgreichen Filme untersucht werden. Von den „Drei kleinen Schweinchen" von 1933 bis „Die Eiskönigin - Völlig unverfroren" von 2013 erklärt die Ausstellung, wie der 1966 verstorbene Walt Disney und seine Nachfolger Märchen, Fabeln und Legenden in bewegte Bilder verwandelten. Im Mittelpunkt stehen dabei die erzählerischen Kniffe, um die klassischen Geschichten für ein junges Publikum im jeweiligen Erscheinungsjahr attraktiv zu machen. Denn: Disney veränderte die Vorlagen, um die Fantasie der Kinder - und ihrer Eltern - anzuregen.

Zahlreiche Originale

Die Ausstellung umfasst 215 Exponate , darunter zahlreiche Zeichnungen, Aquarelle,

Drucke, Acrylbilder und digitale Zeichnungen. Sie stammen aus dem Archiv des Disney-Konzerns, in dem unter anderem an die 100 Millionen Zeichnungen aufbewahrt werden. Mit dabei sind auch original Produktions­notizen, Storyboards und Drehbuchseiten. ­Daneben laufen drei Kurzfilme sowie der Dokumentarfilm „How Walt Disney Cartoons Are Made" aus dem Jahr 1939. Grund genug also, sich Zeit für die Ausstellung zu nehmen, die schon in den CaixaForum-Dependancen in Barcelona, Madrid und zuletzt Zaragoza gezeigt worden war.

Der Rundgang beginnt in den Disney-Studios in Kalifornien, erklärt die Zeichentische und versetzt den Besucher in die 30er-Jahre. Von da aus geht es in den Wald, Schauplatz vieler Märchen und Legenden, auf denen die Disney-Filme beruhen, etwa „Schneewittchen" oder auch „Robin Hood". Nächste Station ist dann die Welt der nordamerikanischen tell tales, den Geschichten aus dem Wilden Westen wie „Pecos Bill" und „John Henry". Zum Schluss führt der Rundgang ins Schloss, also dorthin, wo zahlreiche Disneyfilme ihr unvermeidliches Happy End finden.

Auf dem Weg begegnet der Ausstellungsbesucher weltberühmten Figuren aus dem Disney-Universum - allen voran: die Micky Maus -, aber auch Charakteren, die heute eher in Deutschland aufgewachsenen Kindern bekannt sind wie der Rattenfänger von Hameln („The Pied Piper", 1933) oder der Struwwelpeter („Donald's Better Self", 1938). Der Fokus der Ausstellung liegt auf dem ersten Jahrzehnt des Schaffens Walt Disneys. Aus den darauffolgenden Jahrzehnten sind nur einzelne, ausgewählte Beispiele vertreten, sodass andere bekannte Filme wie „König der Löwen", „Aladdin" oder auch das „Dschungelbuch" gar nicht erwähnt werden. Auch die moderneren Remakes vieler der Klassiker kommen nicht vor.

Begleitende Aktivitäten

Wie immer bei den Ausstellungen im CaixaForum wird auch diese Ausstellung von Workshops, Aktivitäten und Führungen begleitet. So gibt es einen Raum, in dem Kinder selbst zum Zeichenstift greifen und ihre eigene Version der Disney-Geschichten auf Papier bringen können. Die Führungen finden dienstags um 19 Uhr auf Spanisch, samstags ab 19 Uhr auf Katalanisch statt.

Übrigens: Wer seinen Ausstellungsrundgang musikalisch unterlegen will, findet auf Spotify unter #DisneyCaixaForum eine eigens vom Ausstellungshaus hergestellte Playlist mit den Soundtracks der besprochenen Filme. Also Kopfhörer nicht vergessen!

„Disney. El arte de contar historias", CaixaForum,

Plaça de Weyler, 3, 1.5. bis 22.9.