Der Begriff „All-inclusive" hat in den vergangenen Jahren, vorsichtig formuliert, gelitten. Dabei ist es eigentlich nur das Versprechen von permanentem Überfluss. Das dänische und schwedische Künstlerpaar Ditte Ejlerskov (Frederikshavn, 1982) und Johan Furåker (Uppsala, 1978) geht dieser Sehnsucht ab Donnerstag (18.4.) in einer Ausstellung im Kulturzentrum CCA Andratx nach. Während Ejlerskov sich in ihren Arbeiten mit der Gegenwart auseinandersetzt, beleuchtet ihr Mann die Geschichte. Im Mittelpunkt stehen bei beiden starke Frauen.

In Ejlerskovs Arbeiten finden sich wiederholt Motive von den Musikerinnen Rihanna und Nicky Minaj. „Eigentlich habe ich nicht viel mit Popmusik am Hut", sagt die Künstlerin, die 2017 das offizielle Portrait der ehemaligen dänischen Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt malte. „Aber gleichzeitig hat mich dieser Feminismus der afro-amerikanischen Frauen fasziniert, der sich nicht versteckt, der eine starke Körperlichkeit und ein Streben nach Reichtum beinhaltet. Er steht so im Gegensatz zum akademischen, skandinavischen Feminismus, mit dem ich aufgewachsen bin."

Die Muse Luisa Casati

Ihr Mann hat sich derweil in das Leben der italienischen Industrieerbin und Künstlermuse Luisa Casati (1881-1957) vertieft, die sagte, sie wolle ihr Leben in ein Kunstwerk verwandeln. Bei beiden Künstlern stand am Anfang der Arbeit viel Recherche.

Doch während Ejlerskov bei ihrer Motivwahl auf Instagram- und Paparazzi-Bilder zurückgreifen konnte, die sie kopiert und verfremdet, musste sich Furåker die Welt der Casati weitgehend selbst zusammenreimen. „Ich stelle mir in meinen Arbeiten vor, wie ihr Leben so aussah. Irgendwann entfernt sich diese Vorstellung immer mehr von der historischen Vorlage und verwandelt sich in eine Fantasiefigur", sagt er. Neben den Malereien zeigt Furåker auch kleine Skulpturen, die er im 3-D-Drucker geschaffen hat.

Einen Teil der Arbeiten hat das Künstlerpaar, das mit dem dreijährigen Sohn angereist ist, vor Ort bei einer einmonatigen Residenz im Kunstzentrum erstellt. Für die Schau haben sie einige der Wände in verschiedenen Farben anmalen lassen. Um ihrer teilweise quietschbunten Überfluss-Fantasie den richtigen Rahmen zu geben.

Zufall und Notwendigkeit

Bereits seit Ende März ist im CCA die Kollektivausstellung „L'hasard et la nécessité" zu sehen (Der Zufall und die Notwendigkeit), benannt nach einem Werk des französischen Biochemikers Jacques Monad. Vier sehr unterschiedliche Künstler treffen hier aufeinander, auch sie Teil des Residenzprogramms im CCA.

Der Titel spielt sowohl auf die inhaltliche Vielfalt als auch auf die Zusammenstellung der Arbeiten an.

Die 1985 geborene Dänin Elisabeth Molin arbeitet mit Fotografien, die sie nebeneinanderreiht, und schafft so visuelle Gedichte über die Gleichzeitigkeit von organischen und mechanischen Aspekten in unserem Leben. Karl Monies (geb. 1984), der die meisten Werke zur Ausstellung beisteuert, zeigt auf den Grundlagen der Hermetik basierende Collagen sowie Skulpturen, die verschiedene Gefäße darstellen.

Der in Berlin lebende US-Amerikaner Nathan Peter (Minneapolis, 1978) ist der einzige nicht aus Dänemark stammende Künstler in der Schau. Er untersucht in seinen Arbeiten, in denen er Silberpapier auf zerknitterter Leinwand aufträgt, die Opulenz des Barock und die Illusion von Unendlichkeit, die sich in seiner Interpretation von zerbrochenen Spiegeln ergibt.

Der 1987 geborene Kristian Kragel schließlich erstellt großformatige abstrakte Collagen, in denen er nach einem Algorithmus Glasfaser um Leinwände spannt, wodurch sich auf der Vorderseite Muster und Freiflächen ergeben.

Das CCA Andratx befindet sich im Carrer Estanyera, 2, und ist ab der Ortseinfahrt von Andratx ausgeschildert. Das Zentrum öffnet an allen Ostertagen (außer Montag) bis jeweils 16 Uhr. Beide Ausstellungen sind bis zum 30.6. zu sehen.