Pep Pinya besitzt diese lässige Eleganz des mediterranen Mannes, die man auf Italienisch als sprezzatura

Herr Pinya, was hat Ihnen am Galeristen­beruf am meisten Spaß gemacht?

Am meisten mochte ich es, einen Künstler zu entdecken, in sein Atelier zu gehen und mir Arbeiten für eine Ausstellung auszusuchen - also mit seinen Kunstwerken ein neues Kunstwerk zu schaffen. Ich hatte immer ein Händchen dafür, die Arbeiten in der Galerie so zu hängen, dass eine Geschichte erzählt wird.

Sie haben die Galerie mit ihrer ersten Frau aufgebaut, jetzt ist Ihr Sohn Geschäftsführer. Ist die Familie der Garant, dass sie 50 Jahre durchgehalten haben?

Ich habe immer die Familie im Blick gehabt. Bevor wir 1990 die neuen Räume eröffneten, hatte ich meine Familie gefragt, ob sie diesen Schritt gehen wollte oder ob wir die alte Galerie einfach für immer schließen. Dass mein Sohn später übernommen hat, war kein Plan von mir. Er hat seinen Militärdienst gemacht und sein Studium absolviert. Als er damit fertig war, fragte ich ich, was er machen will. Da hat er gesagt: „Ich will mit dir arbeiten."

Sie haben die Galerie immer mit großen Namen in Verbindung gebracht, ob nun Miró, Robert Graves oder König Juan Carlos. Warum war Ihnen das wichtig?

Oh, und es waren noch viele andere da. Ich wollte immer Kultur schaffen, und dafür ist es wichtig, dass man das eigene Projekt in einen Kontext mit der Kultur rundum setzt. Die

großen Namen machen den Weg ein wenig leichter. Galerist zu sein, ist nicht leicht. Um es Ihnen mal zu verdeutlichen: Ich habe die ersten neun Jahre kein einziges Bild verkauft. Die Galerie hat sich nur gehalten, weil ich andere Geschäfte hatte.

Wie hat es sich angefühlt, das erste Bild zu verkaufen?

Ich konnte es nicht glauben. (lacht)

Sind Sie eigentlich selbst Sammler?

Ja, aber ich habe nur Werke, zu denen ich einen persönlichen Bezug habe. Weil sie in Verbindung zu einem Moment in meinem Leben stehen. Ich habe nie Werke gekauft, nur weil sie mir gefielen oder weil ich in ihnen einen ökonomischen Wert sah.

Sie haben die Galerie in der Diktatur aufgebaut. Damals, so liest man, war sie eine Oase der Meinungsfreiheit.

Das lag auch daran, dass wir prominente Unterstützer hatten. Das gab uns die Möglichkeit, Sachen zu machen, die eigentlich verboten waren. Die Rolle der Galerie hat sich in diesen 50 Jahren natürlich verändert. Aber ich glaube, dass sie immer noch eine Oase der Meinungsfreiheit ist.

In den vergangenen Jahren haben wir politisch motivierte Angriffe auf Kunstwerke gesehen. Ist die Meinungsfreiheit in Spanien in Gefahr?

In Spanien gibt es hundertprozentige Meinungsfreiheit. Das heißt nicht, dass keine Fehler begangen werden: Vergangenes Jahr gab es bei der Kunstmesse ARCO einen Skandal, weil man ein Kunstwerk über sogenannte „politische Gefangene" aus dem Ausstellungsraum verbannt hat. Das war falsch. In dem Moment hat man ihm eine Plattform gegeben. Hätte man das Kunstwerk einfach dagelassen, wäre es wohl niemandem aufgefallen.

Sie haben die Nit de l'art und den Galeristenverband ArtPalma mitbegründet, ebenso die spanische Kunstmesse ARCO. Haben Sie andere Galerien nie als Konkurrenz betrachtet?

Gemeinsam ist man stark. Ich habe auch andere Galerien eingeladen, bei mir auszustellen. Ich hatte nie Angst davor. Es ging mir um die Dynamik, die sich aus der Zusammenarbeit entwickelt. Außerdem habe ich so Künstler hier

gehabt, die ich sonst nie bekommen hätte. 1992 hingen hier etwa Werke von Francis Bacon. Das ist doch großartig. Mir gibt das viel Leben. Bei der Nit de l'art verkaufen wir kein Kunstwerk. Wir werden eher zur Reiseagentur, vermitteln Hotels. Aber diese Energie, die dabei freigesetzt wird, genau das liebe ich.

Wie geht es den Galerien in Palma heute?

Es ist sehr schwierig. Wir haben uns nie wirklich von der Krise erholt. Aber das gilt nicht nur für die Galerien.

50 Jahre Pelaires

C/Can Verí, 3, Palma

Zum 50-jährigen Jubiläum eröffnet die Galerie am Donnerstag (13.6.) um 20 Uhr eine Ausstellung mit Werken von unter anderen Joan Miró, Antoni Tàpies, Rebecca Horn und Thomas Schütte