Die PP-geführte Gemeinde Sóller hat eine Arbeit des Künstlers Soma übermalen lassen. Das ist keine Bagatelle, sondern ein Angriff auf die Meinungsfreiheit. Denn hier wurde nicht irgendein dahingeschmiertes "Tourists Go Home" weiß übermalt oder irgendeine Obszönität. Hier wurde die Arbeit eines der wichtigsten und gefragtesten Street-Art-Künstler der Insel weggelöscht.

Hintergrund: Sóller lässt tourismuskritisches Gemälde übermalen

Der Valencianer Soma ist seit rund 15 Jahren vor allem für seine teils ironischen, teils kritischen Arbeiten vor allem in Palmas Stadtteil Canamunt bekannt. Obwohl der Künstler seit einiger Zeit wieder in Valencia wohnt, kommt er immer wieder auf die Insel, um Auftragsarbeiten von Geschäften und Vereinen auszuführen. Gehen Sie einmal vor Ladenöffnung durch den Carrer Sindicat und die anliegenden Straßen. Hier wird das ganze Ausmaß von Somas Wirken deutlich.

Hintergrund: Das ist der Künstler Soma

Dass die PP seine Arbeit nun zerstören lässt, zeichnet eine düstere Perspektive für die Meinungsfreiheit. Denn Angriffe auf kritische Kunst gibt es vermehrt in Spanien und auf Mallorca. Erst vergangenes Jahr zerstörten rechte Hooligans ein Kunstwerk auf der Plaça d'Espanya. Die Street Art Messe in Inca zog Ende Mai ein Kunstwerk in letzter Minute zurück, weil sie Angriffe von nationalistischen Kräften fürchteten. Und auch die Arbeiten Somas werden immer wieder zerstört (es trifft immer wieder seine eher kritischen Arbeiten).

Hooligans sind eine Sache der Polizei. Aber dass eine Gemeindeverwaltung diese Art von Angriff auf die Meinungsfreiheit legitimiert, ist bedenklich. Wenn ein touristisches Dorf nicht mit ein bisschen Kritik leben kann, hat dann nicht der Götze Tourismus Überhand genommen? Gab es keine andere Möglichkeiten der Debatte? Es ist Zynismus, dass der Kulturstadtrat sagt, der öffentliche Raum sei nicht für Politik da. Was war denn die Zerstörung der Arbeit wenn nicht übelste reaktionäre Politik?

Die Gemeindeverwaltung in Sóller hat sich disqualifiziert. Sie sollte sich mindestens entschuldigen. Und in den nächsten vier Jahren nicht mal einen winzigen Gedanken daran verschwenden, sich als Kulturdestination zu präsentieren.