Wenn Pere Botsmann Kunst erschafft, dann ist sein Ziel in der Regel nicht, etwas Schönes auf die Leinwand zu bringen. „Lieber etwas, das durch Abstraktion auffällt und zum Nachdenken anregt", erklärt er. Und oft sind es auch gar nicht die Leinwände, die ihm als Untergrund dienen, sondern Mauern, Wände oder Fassaden. Unter dem Künstlernamen Banek ist der 30-jährige Deutsch-Mallorquiner dabei, sich als selbstständiger Künstler auf Mallorca zu etablieren. Gar nicht so leicht, sagt er. Doch sein neuestes Projekt kann sich sehen lassen: Es erstreckt sich an den Wänden unter einer Autobahnbrücke bei Es Pont d'Inca (Marratxí) - auf 70 Meter Länge und sechs Meter Höhe.

„Das Gute bei dem Projekt war, dass mir künstlerisch sehr viele Freiheiten gelassen wurden", sagt Botsmann und blickt auf sein Werk. Die Verantwortlichen des Inselrats, die mit ihm bei einer seiner Ausstellungen in den Räumlichkeiten der Misericòrdia in Palma in Kontakt kamen und Auftraggeber des riesigen Wandgemäldes sind, hätten ausschließlich auf das Einhalten der Sicherheitsbestimmungen gepocht, sich aber sonst aus der Gestaltung herausgehalten. „Gesichter sind so nah an der Straße zum Beispiel nicht erlaubt, weil sie die Fahrer zu sehr ablenken könnten", sagt Botsmann. Abgesehen davon konnte er das malen, was ihm in den Sinn kam. Tatsächlich sind die Motive nicht im klassischen Sinne schön, aber auf eine merkwürdige Art und Weise ästhetisch. Sind es Früchte? Organe? Eine Mischung aus beidem? „Ich habe mich von den Abbildungen eines medizinischen Fachbuchs für Anatomie inspirieren lassen", sagt Banek. Mit Organen liege der Betrachter also gar nicht so falsch. „Aber letztlich will ich jedem die Interpretation selbst überlassen", fügt er hinzu.

Botsmanns Vater Hartmut ist gebürtiger Deutscher, wanderte aber bereits lange vor der Geburt seines Sohnes nach Mallorca aus. Er spricht fließend Katalanisch und hat die spanische Staatsbürgerschaft angenommen. Baneks Mutter ist Mallorquinerin und fest in Felanitx verwurzelt. „Ich wohne bei ihnen auf dem Grundstück. Um die Mieten hier zahlen zu können, reicht mein Künstlereinkommen noch nicht aus", so Botsmann junior. Er hat erst Grafikdesign in Palma und dann schöne Künste in Barcelona und Granada studiert. Es gefiel ihm auf dem Festland, trotzdem kam er vor gut drei Jahren zurück nach Mallorca. „Meine Inspiration ist sehr mediterran geprägt. Zumindest sagen mir die Leute oft, dass sie das Gefühl haben, die Buchten und Pflanzen Mallorcas in den Formen meiner Werke wiederzuentdecken."

Neben Wandgemälden ist Botsmann auch als Graffiti-Sprayer unterwegs. „Hier an der Autobahnbrücke habe ich neben Wandfarbe auch Sprühfarbe verwendet, für die Details", erklärt er. Zudem möge er das Comic-Zeichnen. „Im September werde ich auch bei der Messe Comic Nostrum dabei sein, eine Wand bemalen und Bilder ausstellen."

Von dem Megaprojekt unter der Autobahn habe er viel gelernt. „Sowohl was Organisation und Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen angeht als auch das Malen auf so großer Fläche." Wochenlang musste er mithilfe eines Assistenten und steuerbaren Kränen unter der Brücke zubringen, um seine Skizzen im Großformat abzubilden. Mit Pausen waren sie von Dezember bis Februar am Werk. „Ich bin ehrlich gesagt froh, dass es vorbei ist. All die Abgase tun auf die Dauer nicht gut."

Baneks Werk „Hipoderma" befindet sich an den Wänden der Autobahnbrücke Ma-30, die über die Ma-13A führt. Auch ein Radweg und die Zugstrecke von Santa Maria nach Palma führen hier entlang. Mehr Kunstwerke von Banek auf Instagram unter #perebanek.