Für das berühmteste Bild von Marilyn Monroe, das mit dem wehenden Kleid über dem U-Bahn-Schacht, war nicht der Regisseur von „Das verflixte siebte Jahr", Billy Wilder, verantwortlich, sondern der Setfotograf Sam Shaw (1912-1999), dessen Werke man nun auf Mallorca betrachten kann. Er ersann das Bild beim Lesen des Drehbuchs. Als die Szene auf der Lexington Avenue in New York gedreht wurde, verursachte die Diva so einen Tumult, dass das Filmmaterial unbrauchbar war und im Studio wiederholt werden musste. Shaw aber hatte sein Bild gemacht.

Eine von der Mallorca Film Comission nach Palma de Mallorca geholte Wanderausstellung zeigt nun Shaws beste Bilder in der Misericòrdia. Shaw, so beschrieben ihn seine Töchter bei der Vernissage, sei ein Mann mit einer großen Leidenschaft für seine Arbeit gewesen. „Er hat immer gesagt: Was immer du machen willst, mach es." Diese Maxime habe auch für sein eigenes Leben gegolten. Er fing selbst an, Filme zu produzieren, wie etwa Martin Ritts „Paris Blues", entschied sich aber gegen die Zusammenarbeit mit den großen Studios, weil sie ihn in seiner Kreativität eingeschränkt hätten.

Als Fotograf hatte Shaw stets versucht, die authentischen Momente einzufangen. Als das Bild mit dem wehenden Kleid entstand, kannte er Marilyn Monroe schon jahrelang, er hatte sie bei Filmdrehs begleitet und mit der Zeit ein komplexes Porträt einer ebenso starken wie verletzlichen Frau gezeichnet. Mit diesen Fotos beginnt die Ausstellung. Die Bilder von Filmsets und Musikern sind im ersten und zweiten Stockwerk der Schau zu sehen.

Die wirkliche Stärke seiner Fotos wird aber erst im dritten Stock bei den Reportagebildern deutlich. Shaw war ebenso in der Lage, sich verarmten Familien auf dem Land zu nähern wie den großen Stars. Ab den 40er-Jahren war er für das Magazin „Colliers" durch die USA gereist und hatte die Gesellschaft jener Zeit eindrucksvoll porträtiert.