​Die mit Musicals wie „Cabaret" und „Chicago" sowie auch mit ihren Kurt-Weill-Interpretationen weltberühmt gewordene Sängerin Ute Lemper (Münster, 1963) gastiert mit einer Hommage auf Marlene Dietrich erneut in Palma de Mallorca (Palma de MallorcaTrui Teatre

Was würden Sie machen, wenn es Marlene Dietrich nie gegeben hätte?

Dann würde ich sicherlich keine Show über sie machen. Aber ich bin nicht wegen Marlene Dietrich, wer ich bin. Es ist lange her, dass ich sie nicht mehr als Inspirationsquelle genommen habe. Mein Leben wäre nicht anders, aber die Welt wäre um eine Ikone ärmer. Und um eine sehr fortschrittliche Frau, die Generationen von Frauen inspiriert hat.

Dietrich sagte mal, sie wäre gern ein Mann gewesen.

Sie mochte es sehr, eine Frau zu sein. Aber sie hatte den Mut, die Kraft und die Macht eines Mannes. Marlene Dietrich war Mann und Frau zugleich - und sehr gut in dieser Rolle.

1973 sang sie im Tito's in Palma. Sie soll sich vor Fremden ausgezogen haben, um ihr Outfit zu wechseln.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich auf der Bühne nackig gemacht hat. Aber auch hier zeigt sich, dass sie ein freier Geist war, der vor Mut und Selbst­bewusstsein gestrotzt hat.

Im Haus der Dietrich soll es keine Spiegel gegeben haben.

Das ist sehr traurig. Offensichtlich wollte sie ihr junges Image aufrechterhalten. Dabei ist es sehr schön, in Würde zu altern und zu akzeptieren, dass nichts so ist wie vor 30 Jahren.

Was trägt Ihre Show zum Marlene-Mythos bei?

Sie basiert auf einem Telefongespräch, das ich mit ihr 1988 geführt habe. Sie beichtete mir ihre Geheimnisse, Sorgen, Schmerzen und Liebhaber. Sie sprach viel über ihre Tochter und Deutschland.

Das ist lang her. Haben Sie damals Notizen gemacht?

Nein, aber ich erinnere mich gut an die emotionalen Botschaften, die sie mir übermittelte. Natürlich habe ich aber auch für die Show recherchiert.

Wie halten Sie es mit dem Ruhm? Machen Sie Selfies mit Ihren Fans?

Fast immer. Es ist eine Frage der Höflichkeit. Den Fans bedeutet es viel, es wäre Unsinn, sich dem zu ­widersetzen.

Werden auch Sie irgendwann die Spiegel aus Ihrer Wohnung verbannen?

Ich bin auch nicht mehr die Jüngste. Aber natürlich werde ich Spiegel haben, warum denn nicht.

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