Ein korrupter Politiker kehrt in sein Heimatdorf im Herzen Spaniens zurück. Dorthin, wo kaum noch jemand wohnt. Er trifft auf andere Männer, die entweder Opfer oder Verursacher der Wirtschaftskrise sind. Eines Tages hat der Politiker eine Vision. Der Schutzpatron des Dorfes erscheint ihm und fordert ihn auf, eine Prozession zu veranstalten.

Es ist ein karges Ambiente, das der spanische Dramatiker und Regisseur Pablo Remón in „Los mariachis" inszeniert. Das Stück um Politik, Korruption und Wirtschaftskrise wird am Samstag (16.11.) im Teatre Principal in Palma de Mallorca gezeigt. Auf der Bühne stehen nur Männer. Harte Kerle, die einen eher limitierten Zugang zu den eigenen Emotionen haben. Frauen kommen in diesem Stück nicht vor.

Doppelte Bedeutung

Der Titel „Los mariachis" hat zwei Bedeutungen. Zum einen werden damit in der ­Finanzbranche Strohmänner bezeichnet, die gebraucht werden, um eine sogenannte SICAV zu gründen, eine Investmentgesellschaft mit variablem Grundkapital. Zum ­anderen hieß so die einstige Jugendbande des ­Politikers. „Los mariachis" ist eine Pilgerfahrt und eine Rückkehr zu den Wurzeln, eine schwarze Komödie über die Leere der Landschaft und in den Seelen der Protagonisten.

Die Theatergruppe La Abducción hat das Stück vergangenes Jahr im Teatro del Canal in Madrid uraufgeführt. Es ist das fünfte Stück des Ensembles, das für vorherige Arbeiten wie „40 años de paz" und „Barbados, etcetera" mehrfach für den spanischen Theaterpreis Max nominiert und ausgezeichnet wurde. ­Pablo Remón schreibt in seinen Stücken jeweils die Grundstruktur, das eigentliche Stück wird zusammen mit den Schauspielern in den Proben erarbeitet.

Erben der Landflucht

Das Stück gehe tiefer, als nur die Folgen der ­Krise zu betrachten, sagte Pablo Remón in ­einem Interview. Es sei auch eine Auseinandersetzung mit der Geschichtsvergessenheit der Spanier. „Viele von uns sind Erben der Landflucht seit den 60er-Jahren. Auf einmal waren wir Europäer und nicht mehr Dorfbewohner." Es sei, als habe man auf dem Weg zu einem neuen Leben ganze Etappen übersprungen, so der Regisseur.

Dennoch solle das Stück nicht als Anklage verstanden werden. „Es geht nicht um platte Botschaften wie ,Korrupt sein ist böse'. Ich schreibe keine Pamphlete", sagt Pablo Remón. Vielmehr versuche er, sich in die Haut seiner Protagonisten einzufühlen. „Ich versuche, mich selbst in ihnen zu finden."

Er selbst liebe es, Genres zu vermischen, so Remón. „Ich mag es, wenn ein Stück in einem ganz anderen Tonfall endet, als es angefangen hat. So ähnelt es mehr dem tatsächlichen ­Leben, das man ja auch nicht als ein Genre wahrnimmt", sagt er.