Die Heiligen Drei Könige reiten am Montag in Capdepera den Carrer Major zum Rathaus empor. Bei der Hausnummer 10 kommen sie an der neuen Galerie von Gustavo vorbei, grüßen den vor der Tür stehenden Künstler, und der Dorfpolizist löst sich aus dem Gefolge, um Gustavo zu umarmen.

Keine Frage, der vor 80 Jahren in Cartagena geborene Festlandspanier ist in seiner Wahlheimat Capdepera so bekannt wie seine bunten und humorvollen Figuren, die auch die Hafenpromenade in Cala Ratjada zieren. Seine Ausstellungen fanden unter anderen in New York, Los Angeles, Washington, Barcelona, Paris, Palma, Brüssel und natürlich Berlin statt, wo er 20 Jahre lang gelebt hat. Doch noch nie in seiner eigenen Galerie, die er am 22. Januar offiziell unter den Namen „Espai" (katal. Raum) eröffnet. Wieso er erst jetzt seine eigene Galerie eröffnet, erklärt er damit, dass er ständig danach gefragt wurde, woanders Ausstellungen zu machen. Und dass er in seinem Atelier auf seiner Finca Son Turó so viele Gäste empfängt, dass er kaum noch zum Arbeiten komme. Er möge zwar die Besuche, doch die können ja jetzt in die Galerie verlegt werden, von wo aus er sich auch mal verabschieden könne.

Auf die Räumlichkeiten sei er durch Zufall gestoßen. „Ich frühstücke gerne im Can Patilla", sagt er. Das Café ist nur wenige Meter entfernt. „Ich bin dann hier vorbeigekommen und sah das Schild ,Se vende'." Lange Zeit habe das Gebäude leer gestanden, vor Jahrzehnten habe hier eine große Bäckerei das Dorf mit Brot und Ensaimadas versorgt. Alles sei sehr dunkel, voller Fett und Schmutz gewesen. Jetzt glänzen die sauberen Bodenfliesen im Licht der neuen Deckenlampen. Gustavo kaufte das Haus im September 2019, im Dezember war der Umbau so gut wie abgeschlossen. „Ich möchte keine Zeit verlieren", so der Künstler, der mit vollem Namen Gustavo Peñalver Vico heißt.

Er führt die MZ durch den 200 Quadratmeter großen Ausstellungsraum. Der Eingangsbereich ist mit Natursteinen und Keramikkacheln verziert, die aus der Werkstatt des Künstlers stammen. „Eine ganz besondere ist noch in Arbeit", sagt er. Gustavo möchte mit ihr gleich im Eingang an Regine erinnern, seine am 8. Juni 2019 verstorbene, zweiten Ehefrau aus Deutschland. „Die Eröffnung findet am 22. Januar statt, weil wir uns an einem 22. kennengelernt haben", sagt er. Das sei zwar in einem Mai gewesen, doch es komme ihm auf die Zahl an. 43 Jahre waren die beiden verheiratet. „Viele haben mich gefragt, warum ich keine Messe in der Kirche gemacht habe, aber dafür bin ich nicht so. Stattdessen möchte ich die Kachel mit ihrem Namen zu ihrem Geburtstag weihen lassen."

In der Galerie hängen 15 bis 20 Bilder, die Skulpturen stehen auf sechs Podesten. An der Wand in der Mitte des Raums kann man es sich auf einem Sofa gemütlich machen. Unter einem Teppich lugen Bretter hervor. „Hier geht es runter in den Keller, wo der Teig für die Ensaimadas über Nacht gelagert wurde, damit er schön aufgeht", sagt Gustavo. Ihm gefallen solche Details, genauso, wie darüber zu plaudern. „In dem Bild ,El Zorro' gibt die Frau Zorro einen Hut. Der ist nicht schwarz, wie es zu seiner Kleidung passen würde, sondern blau", sagt er als Nächstes. Die Farbe Blau stehe für geistige Konzentration. Dies habe ihm einmal eine jüdische Kinderpsychologin erzählt, die sich im Krieg in Deutschland vier Jahre lang in einem Keller vor den Nazis versteckt habe.

Gustavo setzt an, die Geschichte der Frau zu erzählen, da betritt ein deutsches Ehepaar den Raum und schenkt ihm etwas zum Naschen. Obwohl sie wüssten, dass die Galerie noch nicht eröffnet hat, hätten sie auf Verdacht vorbeigeschaut. Gustavos Plan scheint aufzugehen.