Es soll an einen großen Vorgänger anknüpfen, es ist das bislang wichtigste Projekt von Antoni Noguera - seit vergangenem Jahr Kulturdezernent der Stadt -,und es wirft einige Fragen auf: Vom 13. bis zum 23. Februar beherbergt Palma ein neues Jazz-Festival. Die Karten für die ­Konzerte von, unter anderen, Avishai Cohen, Kenny Garrett und Jorge Pardo sind seit vergangener Woche im Vorverkauf.

In nur sechs Monaten sei es gelungen, das versprochene „Jazz Palma Festival" auf die ­Beine zu stellen, lässt sich Noguera (Linkspartei Més per Mallorca) in einer Pressemitteilung zitieren. Und Palmas Bürgermeister José Hila (Sozialisten) bringt die so oft zitierte ­Belebung der Nebensaison ins Spiel: „Das Festival trägt dazu bei, dass Palma ganzjährig ­Kultur zu bieten hat, das ist uns wichtig."

Ob es dafür tatsächlich eines ganz neuen Festivals bedurfte, ist umstritten. „Noguera, du hast es noch nicht läuten hören!", giftete unlängst Fernando Merino, einer der bekanntesten Musikkritiker Mallorcas, in seiner ­Kolumne in der Tageszeitung „El Mundo": „Wusstest du denn nicht, dass es schon seit 2004 das Jazz Voyeur Festival gibt?" Statt ein ganz neues Festival aus dem Hut zu zaubern, hätte die Stadt lieber auf die bereits gewonnene Erfahrung aufbauen sollen, so Merino.

Stattdessen geht Noguera weiter in der Zeit zurück, zum Festival Internacional de Jazz de Palma, das zwischen 1981 und seiner Einstellung 1991 Größen wie Ella Fitzgerald, Miles Davis, Dizzy Gillespie, Chet Baker, Chick Corea oder B. B. King auf die Insel holte. „Allerdings waren das andere Zeiten", sagt ein bekannter Konzertveranstalter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. „Jazz war damals viel angesagter, und die Stadt hatte viel mehr Geld für Kultur zur Verfügung." Außerdem, so fügt er an, habe das Vorgänger-Festival im Sommer stattgefunden. Jetzt, im Februar, sei kaum ein namhafter internationaler Jazzmusiker in Spanien auf Tournee und somit für relativ kleines Geld zu engagieren.

Also alles eine oder gar zwei oder drei Nummern kleiner als damals. Auftakt für das Festival ist ein gemeinsames Konzert der

Balearen-Sinfoniker und des Kontrabassisten Avishai Cohen (Teatre Principal, 13. 2., 20 Uhr), eine Kombination, die bereits 2016 die Bühnenkunst-Messe Fira B! eröffnet hatte . Der 50-jährige Israeli ist dafür bekannt, die musikalische Tradition des Nahen Ostens mit westlichen Harmonien zu verbinden und hat sich schon viel der Musik der Sepharden, der einst aus Spanien vertriebenen Juden gewidmet.

Der zweite bekannte internationale Gast des Festivals ist der US-amerikanische Altsaxofonist Kenny Garrett, ebenfalls ein Freund

davon, unterschiedliche musikalische Traditionen zu integrieren. „Do Your Dance", sein bislang letztes Album (2016), wartet unter anderem mit Einflüssen von Calypso, persischer Musik und Walzern auf (Teatre Xesc Forteza, 16.2., 19 Uhr). Dritter Headliner ist der 63-jährige Saxofonist und Flötist Jorge Pardo aus Madrid, ein Spezialist für Flamenco-Jazz (Es Gremi, 19.2., 21.30 Uhr).

Afrikanische Einflüsse verarbeiten das Kora Jazz Trio und das Gnawa Collective ­(Teatre Xesc Forteza, 20.2., 20 Uhr). Aus dem französischen Nantes bringt der Mallorquiner ­Vicenç Borras sein Ensemble Taho mit (Teatre Xesc Forteza, 14.2., 20 Uhr). Aus Pamplona in Navarra kommt das Kontxi Lorente Trio, das mit dem Giulia Valle Trio aufspielt (15.2., 20 Uhr). Von Mallorca mit dabei sind 971 (Hotel Saratoga, 17.2., 20 Uhr), Toni ­Miranda (Club Es Gremi, 18.2., 21 Uhr), Pericas Jazz ­gemeinsam mit Palmas Stadtkapelle (Konservatorium 21.2., 19.30 Uhr), das Pere Bujosa Trio (Teatre Xesc Forteza, 22.2., 20 Uhr, mit dem Jose Carra Trio) sowie auch Manel Camp (Teatre Xesc Forteza, 23.2., 19 Uhr).