Selbst gebackener Mandelkuchen, Rührei und frische Wassermelone: Auf der Kulturfinca Son Bauló in der Gemeinde Lloret de Vistalegre auf Mallorca beginnt der Tag mit einem ausgedehnten Frühstück. Betreiber Will Kauffmann, seine Lebensgefährtin Yvonne Franke und die Kinder Lina und Adrejan sind dabei unter sich. Zwar fanden im Mai die ersten Kulturveranstaltungen seit der Corona-Pause statt, noch gibt es aber keine Übernachtungsgäste. „Da können wir uns privat ein bisschen mehr erlauben. Die Kinder können sich ein bisschen lauter verhalten, das ginge sonst nicht", sagt Kauffmann.

Der Nachwuchs geht noch nicht wieder zur Schule, scheint die Freiheit zu genießen und Son Bauló als privaten Abenteuerspielplatz zu begreifen: Die Eltern müssen ständig aufpassen, dass niemand in den Pool springt oder allein aufs Pony klettert, um Cowboy zu spielen. „Die sind richtig auf Unternehmen getrimmt", so Kauffmann.

Auch die Erwachsenen sind von morgens bis abends aktiv. In den letzten Wochen sei es sogar mehr Arbeit gewesen als im normalen Betrieb. Vieles sei angepackt worden, was schon lange liegen geblieben war: den Garten anders anlegen, die Bäume absägen, Rasen mähen oder außen und innen streichen. „In jeder Ecke gibt es Dreck und Aufräumarbeiten", sagt Kauffmann. „Aber das alles macht ja auch Spaß."

Finanzspritze für die Finca

Dass die „Pflegeordnung in jedem Winkel" noch nicht stimme und es vieles gebe, das derzeit noch nicht salonfähig sei, liege vor allem daran, dass die Kulturfinca an vielen Stellen sparen musste, um die Zeit der Ausgangssperre durchzustehen: vor allem an Energie, Wasser, Reinigung, Instandhaltung und Personal. Der Gärtner kam nicht mehr, weil er sich wegen des Coronavirus sorgte, die Putzfrauen schauen nur ab und zu vorbei.

Kosteneinsparungen allein hätten jedoch nicht gereicht: „Wenn keine Hotelgäste kommen, ist der Umsatz null, null, null", so Kauffmann. Die Kulturveranstaltungen sind in der Regel nur bedingt rentabel. In den vergangenen Jahren haben sie einiges von Kauffmanns privatem Vermögen verschluckt. Doch wenn überhaupt nichts mehr nachkommt, sei das Polster natürlich bald erschöpft.

Treue Kulturfinca-Freunde hätten in der schwierigen Zeit unverzüglich private Zuwendungen angeboten. Daraus entwickelte sich, wie Kauffmann meint, eine sehr positive „Gönner-Aktion": „Ein paar Hundert Euro geben zusammen auch einen Batzen, so kann man den Betrieb warm halten. Wir sind aber noch nicht ganz auf Betriebstemperatur."

Heißer Herbst steht bevor

Nun wird langsam wieder angeheizt: Ein paar erste Hotelgäste haben sich für Juni und Juli angekündigt, im September werde es voll sein, auch mit Musik-Seminaren und Workshops. Da viele Termine von Mai auf den Herbst verschoben wurden und sich in diesem Zeitraum ballen, muss Kauffmann sogar aussortieren.

Bei der Jahresplanung des Kulturprogramms zeigt er sich pragmatisch: Zunächst bleiben alle Veranstaltungstermine bestehen. Sagt doch noch ein internationaler Künstler ab, würde kurzfristig jemand aus Mallorca einspringen. Und auf eine mögliche zweite Coronavirus-Welle reagiere er dann, wenn sie wirklich da ist.

Gäste sind hungrig nach Kultur

Bei den aktuellen Veranstaltungen plagt sich der Gastgeber mit den neuen Sicherheitsregeln. Besucher müssen sich vorher per Telefon anmelden, ihnen wird eine Maske empfohlen. Nach dem ersten Autorensalon seit der Pause hätten Teilnehmer bemängelt, dass auf Son Bauló kein Maskenzwang herrsche. „Da war ich total verblüfft: Du kritisierst, dass ich es locker sehe, wenn du keine Maske aufhast?" Kauffmann plädiert für Eigenverantwortung statt Zwang, schließlich gebe es auf der Kulturfinca genügend Platz, um die Distanz zu wahren.

Laut dem Veranstalter waren die ersten zwei Konzerte sehr gut besucht: „Die Leute waren ausgehungert." Die Stimmung sei auffallend quirlig, die Unterhaltung lebendig gewesen. Der angekündigte „Gran día libre", das Freudenfest, bei dem alles kostenlos sein soll, wird am zweiten Sonntag, nachdem Reisen aus Deutschland möglich sind, stattfinden. Denn Will Kauffmann will natürlich auf seine Hauptgäste warten: „Sie sagen: Macht das ja nicht ohne uns!"