Die Corona-Krise könnte auch für den Zusammenhalt unter Musikern ein Wendepunkt sein. „Wir müssen jetzt einfach etwas tun", sagt die Musikerin Isis „Apache" Montero, Vorsitzende des vor zwei Monaten neu gegründeten, gemeinnützigen Vereins „ProMúsics Mallorca". Bislang gab es zwar die lokale „Asociación de Músicos de Pollença", aber noch keine Vereinigung dieser Art für die ganze Insel.

Zu den Gründern, allesamt Berufsmusiker unterschiedlicher Stile, zählen neben Montero (bekannt für ihre Mischung aus kubanischer Musik, Latin-Jazz, Soul und Flamenco) der Bassist Pep Estrada als Vizepräsident, die Sängerin Desirée Duran als Schriftführerin und Schatzmeisterin, ihr Amtskollege Carlos Mancera und die Vorstandsmitglieder Tolo Servera, Ignacio Simó, Toño Márquez, Diego Ferral, Benji Habichuela und Vicenç Borrás.

Eine bislang wehrlose Branche

Am 5. August haben die Vertreter der Vereinigung ihre Ziele und Visionen erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Es geht ihnen ums große Ganze. Sie wollen die Rechte von Berufsmusikern verteidigen, ihrer Profession neue Würde verleihen und das musikalische Kulturangebot auf der Insel fördern. Die Corona-Krise habe bestehende Probleme noch verschärft und gezeigt, dass die Branche ohne Berufsvertretung wehrlos sei. Dabei gebe es viel zu tun: „In diesem Sektor ist nichts gesetzlich geregelt", sagt Montero im MZ-Gespräch.

Zu den notwendigsten Schritten zählten eine Neuregelung von Verträgen, Steuer- und Arbeitsbedingungen. Der Verein stehe mit der „Unión de Músicos Profesionales" in Kontakt, dem Dachverband der lokalen Musikerverbände Spaniens, um auf nationaler Ebene unter anderem für faire Gagen und den Anspruch auf Sozialleistungen einzutreten.

Eine weitere Front, an der der Verein kämpft, und wofür er bereits mit dem Verband der balearischen Gemeindeverwaltungen (FELIB) das Gespräch suchte: Er will die Behörden daran erinnern, dass das für die Kultur bestimmte Budget nicht in andere Abteilungen umgeleitet wird. „Denn das geschieht bereits", beklagt die Präsidentin. „Es kann aber nicht einfach entschieden werden: Die Kultur ist weniger wichtig, also zweigen wir dort das Geld ab. Dann werden die Musiker am Ende zu Sozialfällen."

Wenn 30 Euro schon zu viel sind

Wie prekär die Lage derzeit für viele Musiker ist, unterstreicht eine Schilderung Monteros bei der Pressekonferenz: Obwohl der Jahresbeitrag für die Mitgliedschaft zunächst nur 30 Euro kostet (im kommenden Jahr 60 Euro), seien sehr viele nicht in der Lage, die geringe Summe zu bezahlen. Das größte Problem zu Corona-Zeiten: Es gebe so gut wie keine Konzerte. „Und ein Musiker, der nicht spielen kann, hat nichts zu essen", so die Präsidentin. Ihr leidenschaftlicher Appell dafür, die Musik auf Mallorca wiederzubeleben, zielt dabei auch auf die Zuhörer ab. „Denn wir brauchen schließlich auch ein bisschen Freude, nach all dem, was passiert ist. Olé!"

Tatsächlich konnte sich ProMúsics Mallorca trotz des erst kurzen Bestehens schon über die ersten Erfolge freuen. Eine gemeinsam mit der Asociación de Músicos de Pollença und den Vereinen der Musiker von Ibiza und Menorca vorgebrachte Forderung wurde gehört; das Kollektiv erreichte so, dass Musiker während ihres Auftritts auf der Bühne von der Maskenpflicht ausgenommen sind.

Szene voller Einzelkämpfer

Und derzeit arbeitet der Verein für ein weiteres Etappenziel erneut mit der Musikervereinigung von Pollença zusammen: Sie fordern eine Anpassung der Lärmschutzverordnung in sämtlichen Gemeinden von Mallorca. Sie verhindere faktisch Auftritte in Bars und Restaurants. Auf Ibiza sei eine entsprechende Änderung bereits erreicht worden: Dort dürfe nun in jedem Lokal zu bestimmten Zeiten und in einer bestimmten Lautstärke Livemusik gespielt werden.

Das Motto „Gemeinsam sind wir stark" sei bislang noch nicht allzu sehr in der mallorquinischen Musikszene verankert. „Es ist ein so ungeschützter Beruf, dass jeder Musiker versucht, selbst irgendwie über die Runden zu kommen und für sich allein kämpft", erklärt Montero. Eine der größten Herausforderungen des Vereins werde daher sein, bei den Musikern ein Gemeinschaftsgefühl zu wecken und sie von der Notwendigkeit zu überzeugen, ihre Kräfte zu bündeln und als geschlossene Front aufzutreten.

Auf politischer Ebene fehlt es noch an Gewicht

Bei der Politik scheinen sie damit teilweise offene Türen einzurennen: Die Vereinsgründer berichten von einem ersten Treffen mit dem Stadtrat von Palma, bei dem sie „sehr gut aufgenommen" worden seien. Denn bislang habe ein Ansprechpartner gefehlt, der die Berufsmusiker insgesamt repräsentiert. Alle bislang kontaktierten Politiker hätten daher konstatiert: So ein Verein war längst überfällig.

Allein: Noch fehlt es ProMúsics Mallorca auf politischer Ebene an Gewicht. So zeigte sich Palmas Stadtrat zwar offen für eine künftige Zusammenarbeit, mit dem Vorschlag einer Konzertreihe wurde der junge Verein aber auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet.

Unterstützer gesucht

Die Gründer betonen, es komme nun darauf an, so schnell wie möglich so viele Mitglieder wie möglich zu gewinnen, damit ihre Stimme bei den Institutionen gehört wird. In den ersten zwei Wochen traten bereits 33 Unterstützer bei, indem sie das Online-Formular ausfüllten und den Beitrag überwiesen. „Aber 800 würde sich gleich ganz anders anhören", so die Präsidentin. Um Mitglied zu werden, muss man selbst übrigens kein Berufsmusiker sein: Musikliebhaber sind ebenfalls mehr als willkommen.

Informationen unter promusicsmallorca.org.