„Support your local artist" liegt im Corona-Jahr schwer im Trend: Das noch immer andauernde Zirkusfestival „Circaire" legt einen besonderen Fokus auf balearische Artisten. Nun konzentriert sich auch das Ciclop-Festival in Sineu im Inselinneren von Mallorca in seiner fünften Ausgabe darauf, vor allem heimische Bühnenkünstler ins Rampenlicht zu rücken. Das Tanztheater- und Akrobatik-Festival, organisiert vom Bühnenzentrum C.I.N.E. („Centre d'Investigació Escènica Sineu") und dem Rathaus in Sineu, zeigt vom 11. bis 13.9. ein buntes Programm, das verschiedenste Genres abbildet - stets steht dabei nicht der Text, sondern visuelles Theater im Zentrum. Erstmals findet zusätzlich auch eine Reihe an Aktivitäten für professionelle Künstler statt.

Aufgrund der Pandemie sei die Entscheidung nicht leicht gewesen, das Festival in diesem Jahr überhaupt stattfinden zu lassen, sagt Estela Morón vom C.I.N.E. in Sineu im Telefongespräch. Eine Schwierigkeit war die Suche nach passenden Veranstaltungsorten, bei denen viele Zuschauer mit dem nötigen Sicherheitsabstand Platz finden. Fündig wurden die Veranstalter unter anderem mit dem Kulturzentrum Sa Quintana und der Sala de Batles in Sineu. Die Anpassung an die neuen Umstände erfolgt kreativ: „Wir spielen ein bisschen mit unserem Symbol, dem Esel", sagt Morón. Das einäugige „Wappentier" des Ciclop-Festivals sorge höchstpersönlich für Ordnung, etwa durch Bodenmarkierungen in Eselsgestalt für den Mindestabstand.

Das Coronavirus hat auch den Inhalt der Stücke und die Arbeitsweise der dieses Jahr vertretenen Gruppen beeinflusst: Mal ganz explizit, wie bei „Amb distància" (13.9.), einem gemeinschaftlichen Theaterprojekt aus Sineu, das die Zeit der Ausgangssperre reflektiert. Und mal indirekt, wie bei der Videoprojektion „El Teatro Holograma: Conversaciones con Pasquina" (11. und 12.9.), einem Projekt, das wesentlich digitaler ausgefallen ist als ursprünglich geplant. Oder bei der Tanzperformance „Close up / Zoom out" (11.9) über Diktaturen und Freiheit von teatreBLAU, einem internationalen Künstlernetzwerk mit Sitz in Potsdam. Wie schon bei der Probenphase in Sineu kann ein Teil der Gruppe nun nicht vor Ort dabei sein. Dafür geben Jugendliche aus Sineu in einem zuvor stattfindenden Workshop dem Stück neue Impulse.

Im Programm finden sich zudem drei works in progress, darunter auch eine Momentaufnahme der Theaterperformance „Hexe" (11.9.), die im Herbst im Teatre Principal gezeigt wird. „Das ist eine Möglichkeit, die Arbeit des C.I.N.E sichtbar zu machen, das vor allem ein Raum für Künstlerresidenzen und Bühnenforschung ist", sagt Morón. Aber auch fertig entwickelte Stücke sind dabei, wie das fantasievolle Spektakel „Trot" (12.9.), das auch schon bei Circaire zu sehen war. Ebenso wie der bei Kindern beliebte Clown Dudu Arnalot (12.9.), der vergangenes Jahr beim Ciclop-Festival so gefragt war, dass die Organisatoren den Künstler mit einem anderen Programm unbedingt erneut einladen wollten.

Ein besonderes Highlight ist auch „Fugir" (11.9.), eine Tanzperformance der aufstrebenden Kompanie 9Espai Escènic, die bereits mit dem Preis „Premi Art Jove 2019" für junge Choreografen ausgezeichnet wurde. Sie spürt inneren Ängsten nach, denen wir nicht entfliehen können und fragt: Wie können wir Menschen gefährlichen Situationen entkommen? Wie würde ein Tier reagieren? Estela Morón betont, dass die Inszenierung sowohl für Kinder als auch für Erwachsene reizvoll ist, denn: „Jeder hat seine eigenen Löwen zu bekämpfen."

Infos und Tickets unter ciclopfestival.com