Das Es Baluard in Palma de Mallorca eröffnet am Donnerstagabend (17.9.) zwei neue Ausstellungen: „Acentos y diferencia" über Miguel Ángel Campano (1948-2018), eine Schlüsselfigur der spanischen Kunst in den 1980er-Jahren, sowie „La Piedra" der mexikanischen Künstlerin Teresa Margolles (57).

Besucher der Kunstnacht "Nit de l'Art" können die Schauen folglich mit als Erste am Freitag (18.9.) und Samstag (19.9.) sehen, sie werden auch erst dann Teil der „dialogisierten Führungen" sein (mehr dazu hier).

Campanos Gemälde erscheinen im Rahmen grenzenlos

Hinein in die Campano-Ausstellung im Untergeschoss zieht sein Werk „Elías (d'après Daniel Buren, 1996-99)", bestehend aus einer Serie kleiner Gemälde mit Punkten in Schwarz, Weiß, Braun und der Farbe der Leinwand, die in ihrer Installation ein Eigenleben zu führen scheinen: Sie erobern den Raum und ranken sich im Treppenhaus entlang bis an die Decke.

Betritt man den Ausstellungssaal, wird der expansive Charakter vieler Arbeiten Campanos noch deutlicher: Die großformatigen, fast quadratischen Gemälde an der rechten Wand (darunter: „Naufragio", s. Bild) wirken wie Fenster, die einen Ausschnitt zeigen, während die Werke noch über den Rahmen hinaus weitergehen könnten und der Beschränkung durch die Leinwand zu spotten scheinen.

Ausgehend von Künstlern wie Poussin, Delacroix und Cézanne

Die Ausstellung ist ein Spin-off der Retrospektive „D'Après" im Reina Sofía in Madrid, an der der Künstler vor seinem Tod noch aktiv mitgewirkt hatte. Sie zeigt, wie Campano ausgehend von Künstlern wie Poussin, Delacroix oder Cézanne, Guerrero und Gris oder dem Dichter Rimbaud, zwischen Tradition und Avantgarde, seine eigene Bildsprache formte - nicht als passiver „Einfluss", sondern als bewusste Auseinandersetzung.

Dabei sei sein Stil, so schreibt Imma Prieto, die Leiterin des Es Baluard, in einer Einführung, am besten dadurch zu definieren, dass es keinen Stil gibt, der Campano definiert. Als neugieriger Freigeist wandte er sich Malerei von figürlich bis abstrakt zu, doch er schuf auch Werke wie „Patrañas" (2004-2017), winzige Plastiken aus Materialien wie Zigaretten, Zuckerwürfeln, Eicheln und Wattestäbchen. Ziel der Ausstellung ist, die Momente hervorzuheben, in denen die Interessen und Arbeiten des Künstlers neue Richtungen einschlugen und so die Kunst „nach Campano" reifen ließ.

"La Piedra" von Teresa Margolles

Namensgeber der zweiten Ausstellung "La Piedra", die im Erdgeschoss gezeigt wird, ist eines der sechs Exponate: eine Schwebfracht aus einem 30 Kilogramm schweren Stein. Sie steht für die Last, die Frauen an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela in Form von Gütern transportieren, um zu überleben. Die Künstlerin Teresa Margolles begann ihr zweijähriges Projekt 2017 in der Grenzstadt Cúcuta: Zunächst beobachtete sie und hörte zu. So entstanden unter anderem Fotos und Tonaufnahmen persönlicher Erzählungen von Frauen.

Die Ausstellung greift universelle Themen auf, die Margolles stets interessierten, wie die Debatte über Arbeit, Grenzen und die Verletzlichkeit von Frauen. Sie fordert uns auf, hinzusehen und uns mit drängenden Themen wie Einwanderung, Feminismus und Menschenrechten auseinanderzusetzen. Am Samstag findet im Rahmen der Nit de l'Art die Performance „Sobre la sangre" statt (keine Plätze mehr verfügbar). Ein Video davon soll im Anschluss in die Ausstellung integriert werden.