Weniger glamourös als die Eröffnungsgala, aber dennoch bewegend ist am Donnerstag (29.10.) das neunte Evolution Mallorcazu Ende gegangen. Nur 60 geladene Gäste durften aufgrund der Corona-Bestimmungen an der Abschlussveranstaltung im Kongresspalastteilnehmen.

Festival-Gründerin Sandra Lipski zeigte sich in ihrer Ansprache äußerst zufrieden: "Manch einer könnte denken, dass wir dieses Jahr weniger Aktivitäten organisiert hätten. Nun, das genaue Gegenteil ist der Fall: Wir hatten Workshops mit Actors Lab Mallorca und I.am Actor Mallorca, einen Casting-Workshop mit Nancy Bishop und zum ersten Mal die EMIFF-48hr-Film-Competition", resümierte sie. Besonders hob Lipski auch das brandneue Open-Air-Kinohervor und dankte den Sponsoren Rialto Living, Moviscreens Rental und dem neuen offiziellen Festivalhotel El Llorenç.

Brücken zwischen Kulturen und Menschen

In den vergangenen sechs Tagen wurden - so das Festival-Motto - Brücken zwischen Kulturen und Menschen gebaut und mehr als 100 Filme gezeigt, darunter Dokumentarfilme, Kurzfilme, Musikvideos und Kinderfilme. Bei der Abschlusszeremonie stand noch die Vergabe einiger Preise an, allen voran des Ehrenpreises für den renommierten spanischen Regisseur Fernando Trueba (65), der in dieser Ausgabe mit dem Film "El olvido que seremos" vertreten war.

Goya-Gewinnerin Laura Gost durfte den Award überreichen. Trueba nutzte seine Dankesrede für eine Liebeserklärung an das Kino. Es verkörpere zwar perfekt das 20. Jahrhundert, so wie der Roman die Ausdrucksform par excellence des 19. Jahrhunderts gewesen sei. Doch es sei gekommen, um zu bleiben.

"Wir brauchen die Romane und wir brauchen die Filme, weil wir durch sie die Welt besser verstehen. Es gibt einen wichtigen Teil, den man nicht erklären und in Worte übersetzen kann: Empfindungen und Gefühle. Ich mache Filme, weil ich etwas übertragen möchte, weil ich Geschichten erzählen und auf eine andere Weise in Verbindung mit den Menschen treten will."Ans Aufhören denke der 65-Jährige noch lange nicht: Er habe viele Ideen und bereits acht Filme im Kopf, die er gern noch drehen würde.

Letzte Awards und ein frisch preisgekrönter Abschlussfilm

Im Anschluss durften sich noch einige andere Filmemacherinnen und Filmemacher über die von dem Künstler Gustavo gestalteten Awards freuen. Die wohl emotionalste Reaktion auf die Ehrung zeigte die junge Regisseurin Sevgi Hirschhäuser, die für "Toprak" den Preis für den besten Spielfilm des Festivals bekam: "Ich bin ohne irgendeine Erwartung hierher gekommen, das ist völlig verrückt", sagte sie bei ihrer Rede.

Adrian Martinez wurde als bester Schauspieler in "iGilbert" prämiert, Andrea Sawatski erhielt für ihre Rolle in "Zoro's Solo" den Preis als beste Schauspielerin. Tamara Vogl bekam für "Tau Emerald" den Preis für das beste Drehbuch. Die mallorquinische Dokumentarfilm-Produktion "Dorothea i el Myotragus" von Núria Abad und Marta Hierro wurde lobend erwähnt.

Der Evolutionary Island Award für den besten auf den Balearen gedrehten Film ging zum zweiten Mal an den jungen deutschen Regisseur Gregory Kirchhoff, der auf Mallorca seine zweite Heimat hat. Ausgezeichnet wurde sein neuer Film "Baumbacher Syndrome" mit dem österreichischen Schauspieler Tobias Moretti in der Hauptrolle (ein MZ-Interview mit Kirchhoff lesen Sie hier). Der vom Märchen "Die Schöne und das Biest" inspirierte Spielfilm lief im Anschluss auch als Schlussfilm - ein würdiges Finale für das diesjährige Evolution Film Festival.