Ben Jakober nimmt in einem Taubenschlag auf dem Gelände des Museums Sa Bassa Blanca eine meditative Pose ein. Die Handflächen und den Blick nach oben gerichtet, summt er zu den von Hayden Chisholm komponierten ­mystischen Klängen, die den von LED-Kerzen erleuchteten Turm erfüllen. Vergangenes Jahr verwandelte der Künstler und Sammler, der im Juli seinen 90. Geburtstag gefeiert hat, mit seiner Frau, der Künstlerin Yannick Vu (78), den Bau in eine Installation. Sie unterstreicht eine These von Jakober: „Kunst ist eine Form von Spiritualität. Und heute, in diesen Zeiten, brauchen wir das." Natürlich sei Kunst schon vor der Pandemie essenziell gewesen. Die Menschen, so Jakober, könnten hier ihr Herz öffnen und die alltäglichen Probleme vergessen, sich in einem ganz anderen Umfeld bewegen und „die Kunst wie eine Sonne auf sich scheinen lassen".

Während das Publikum ehemals zu 80 Prozent aus Ausländern bestand, insbesondere aus Deutschland, entdecken im Corona-Jahr auch die Einheimischen die Einzigartigkeit der Sammlung: Seit der Wiedereröffnung im Juli nach drei Monaten Pause stammen 95 Prozent der Besucher von der Insel. Insgesamt kommen jedoch nur etwa ein Drittel so viele wie im Vorjahr, als rund 20.000 Gäste auf das Museumsgelände bei Alcúdia fanden. Zusätzlichen Anreiz sollen jetzt kostenlose Führungen für Residenten ab 65 Jahren bieten.

Dabei kann man in Sa Bassa Blanca wie in wohl keinem anderen Museum auf Mallorca, „die ganze Welt in einer Stunde bereisen", wie Jakober es ausdrückt. Der eingeschränkten Mobilität zum Trotz: Ob bei der Sammlung von Kinderporträts als Expedition durch die Geschichte Europas, bei einer Safari durch den Skulpturengarten oder im Hassan-Fathy-Gebäude, wo zeitgenössische und moderne Kunst aus verschiedenen Ländern aufeinandertrifft. „Alles ist verbunden, und die Kunst ist ein wichtiges Verbindungsglied", sagt Jakober.

Für ihn ist klar: Wir sollten nicht wieder zur Normalität zurückkehren, sondern es von jetzt an besser machen. Der Umweltaspekt steht auch bei vielen jüngeren Werken auf dem Anwesen im Vordergrund. Unter den zahlreichen Neuzugängen bildet eine Kom­position aus vier Werken in der „Wunder­kammer", dem Ausstellungsraum „Sokrates", ­einen besonders interessanten Dialog, in dem Farben, Formen und die Verwendung gefundener Materialien ästhetische und konzeptuelle Brücken schlagen: „Washen again" (2019) von Moffat Takadiwa aus Zimbabwe, das aus Zahnbürsten und Köpfen von Spülmittelflaschen besteht, „9,8 km" (2019) aus Plastik von der marokkanischen Künstlerin Soukaina Aziz El Idrissi sowie die Bilder „Reply to Stanley Hayter" (1997) von Louise Bourgeois und „Rock Cod Swimming" (2005) der australischen Künstlerin Sally Gabori. Wer die Augen offen hält, wird jedes Mal neue Impulse dieser Art finden, die zum Nachdenken anregen.

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