Das Museu de Mallorca hatte schon vor Corona eine schwierige Zeit: Die Probleme mit der Klimatisierung im Gebäude führten zu Schäden an den Exponaten, und als das behoben werden konnte, machte die Feuchtigkeit im Untergrund zu schaffen, die einige Räume bis heute unbrauchbar macht. Die 1961 in Felanitx geborene Museologin Maria Gràcia Salvà will das kulturhistorische Museum dennoch für weitere sechs Jahre leiten. 2021 gewährt ihr die Landesregierung ein Budget von 660.289 Euro, punktuelle Finanzspritzen könnten vom Inselrat dazukommen - und es gibt allerhand zu tun.

Wo setzen Sie im Hinblick auf das Museum Ihre Prioritäten in den nächsten Jahren, insbesondere im Kontext einer Pandemie?

Die Pandemie hat die Art der Kommunikation in den Museen verändert. Wir sehen gerade, dass es funktioniert, Inhalte digital zu vermitteln. Eines der Themen, an denen wir weiterhin arbeiten müssen, ist also die digitale ­Kommunikation, die zwar niemals die direkte ersetzen wird, aber eine neue Realität darstellt, derer wir uns bewusst sein müssen. Ein Beispiel: Die Öffnung der Räume für die Archäologie hängt vom Kulturministerium ab, weil es bei ihm liegt, einzugreifen, um die Feuchtigkeit in den Griff zu bekommen. Wenn wir die Säle weiterhin nicht öffnen können, denke ich, dass es nötig ist, einige archäologische ­Stücke virtuell zu präsentieren und in kurzen Videos zu erklären. Das ist ein Weg, um unser kulturelles Erbe unter die Leute zu bringen.

Haben Sie denn das nötige Personal, um diese Art von Angeboten umzusetzen?

Ich habe niemanden. Die Konservatorin übernimmt das sporadisch, und ich ebenfalls. Der Inselrat macht im Rahmen seines Kulturprogramms auch einige Dinge. Wenn ich um mehr Personal bitten müsste, dann würde ich eine Stelle für einen Techniker ausschreiben oder diese Aufgabe auslagern, um dem Museum im digitalen Bereich mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Wir können uns dieses Weges nicht erwehren, den uns die Pandemie aufgezeigt hat. Und auch nicht der Tatsache, dass die Kultur sich während der Ausgangssperre als fundamental erwiesen hat.

Was planen Sie für die archäologische Abteilung des Museu de Mallorca?

Tja, diese Frage müssen wir dem Kulturministerium stellen. Denn wir warten immer noch darauf, dass sie das Problem mit der Feuchtigkeit im Untergrund lösen. Der Befund steht ­inzwischen fest. Wir haben bereits den museografischen Plan überarbeitet - es sollen we­niger Stücke ausgestellt werden -, und jetzt ­müssen sie uns den Ball zurückspielen. Wir wollen die archäologische Sammlung sicht­barer machen, beim Museu Monogràfic de ­Pollentia in virtueller Form. Und ich habe für nächstes Jahr eine Sonderausstellung geplant, die mit dem Jubiläum des Dekrets vom 2. November 1961 zusammenfällt, durch das dieses Museum einst gegründet wurde.

Was werden Sie dabei ausstellen?

Wir feiern den 60. Geburtstag mit einer archäologischen Ausstellung, einem Rückblick auf die andalusische Kultur auf Mallorca. Ich meine damit die Epoche der Almohaden und Almoraviden. Wir haben dazu prächtige Stücke, die von hier stammen: Schmuck, ­Keramik und andere kostbare Materialien. Meine Vorstellung wäre, wenn möglich, die zwei Räume in der archäologischen Abteilung zu öffnen, die nicht von Feuchtigkeit betroffen sind und die sich leicht herrichten ließen, und dazu zwei Säle für Sonderausstellungen im oberen Stock.

Worauf können sich die Besucher sonst noch freuen?

Ich werde außerdem die Ausstellung über die drei prähistorischen, talayotischen Schwerter von Mallorca nachholen, die wegen des Coronavirus nicht stattfinden konnte. Dabei haben wir große Ambitionen: Natürlich wird das Exemplar zu sehen sein, das sich in Puigpun­yent befindet, dazu jenes aus dem Sanktuarium von Lluc und ein drittes, das wir beim ­Museu Regional d'Artà angefordert haben. Die Schau soll mit den Schwertern mallorquinischen Ursprungs vervollständigt werden, die das Museu d'Arqueologia de Catalunya verwahrt. An der UIB wurde zu den Schwertern geforscht, und wir möchten diese Spezialisten für die Ausstellung gewinnen.

Haben Sie auch an eine Veränderung der Dauerausstellung gedacht?

Ja, ich würde gern das ein oder andere ver­ändern, vor allem im dritten Stock, aber dazu kann ich noch nichts Konkretes sagen. Bei der Dauerausstellung arbeiten wir derzeit daran, eine Audio-App zu entwickeln. Die Besucher lesen immer seltener Erklärungstafeln, und ich gehöre zu jenen, die der Ansicht sind, dass die Werke für sich selbst sprechen. Die App würde es uns erlauben, diese Stücke mit anderen Materialien und Bildern derselben Epoche in einen Kontext zu setzen. Die Audioguides ermöglichen vielfältige Lesarten der Sammlung. Im Palau Güell war eine solche Umgestaltung eine meiner letzten Aufgaben.

Sie haben keine eigene Abteilung für die Museumspädagogik. Wäre das nicht auch eine Priorität?

Ja. Im Moment laufen die geführten Besichtigungen auf Nachfrage. Aber es wäre schon notwendig, einen Bildungsservice einzurichten. Wir würden uns auch gern mit dem Bildungsministerium austauschen, um besser auf dessen Bedürfnisse eingehen zu können. 2021 werden wir so weit an dem Konzept arbeiten, dass es 2022 schon Realität sein kann.

Auf die offene Ausschreibung für die Direktorenstelle haben nur Sie sich gemeldet. Wie bewerten Sie das?

Es hätten sich viele Kandidaten bewerben können, und es hat mich überrascht, dass dem nicht so war. Die Gründe kenne ich nicht. Aber der Prozess war vollkommen transparent.

Sie behalten den Posten bis zu Ihrer Rente

Meiner persönlichen Meinung nach ist das nichts Positives. Das gilt aber nicht nur für ­Museen, sondern auch für Stellen in der Verwaltung, Lehre und Politik. Natürlich ist es wünschenswert, einige Jahre lang Zeit zu haben, um ein Projekt durchführen zu können. Aber es ist nicht gut, sich für die Ewigkeit in einem Amt einzurichten.