Wer die Vorgeschichte der Galerie L21 auf Mallorca kennt, kommt nicht umhin, den Titel ihrer neuen Ausstellung im Geiste damit in Verbindung zu bringen: „Home again" - wieder daheim. 2016 hatte Galerist Óscar Florit der Innenstadt von Palma de Mallorca den Rücken gekehrt und war ganz bewusst ins Gewerbegebiet von Son Castelló gezogen.

Nun rückt er der Stadt wieder ein Stückchen näher und hat am 12.12. einen brandneuen Ausstellungsraum direkt neben dem ehemaligen Schlachthof s'Escorxador eröffnet. Eine Art reconquista? „Nein", sagt Óscar Florit. „Denn anstatt ins historische Zentrum von Palma zu ziehen, haben wir uns wieder für die Außenbezirke der Stadt entschieden."

Gewinn in den Kauf eines neues Raums investiert

Im Endeffekt arbeite die Galerie wie ein Büro, am liebsten von 9 bis 15 Uhr. „Wenn wir in der Innenstadt wären, müssten wir uns viel stärker an die umliegenden Geschäfte anpassen, einmal morgens und dann noch einmal nachmittags öffnen. Das verschwendet nur Energie", so der Galerist.

L21 steht für einen Gegenentwurf zur schicken Boutique-Galerie und setzt auf junge Künstler. Die Coronavirus-Krise hat dem Erfolg der Verkäufe keinen Abbruch getan, im Gegenteil: „Seit Anfang des Jahres hat die Galerie extrem an Fahrt aufgenommen", sagt Florit. Die aus seiner Sicht beste Art, den Gewinn zu investieren, war der Kauf eines neuen Ausstellungsraums.

Mehr als 600 Quadratmeter

Und der hat es in sich: Mit mehr als 600 Quadratmetern muss er sich neben der großen Halle im Gewerbegebiet wahrlich nicht verstecken. Durch eingezogene Wände entsteht im Hauptsaal ein weiterer Raum in der Mitte, der durch das teils transparente Wellblechdach von Tageslicht durchflutet ist. Zusammen mit einem etwas dunkleren Durchgangsraum ergeben sich drei Ausstellungs­säle, hinzu kommen eine Werkstatt, Büroplätze und eine Bibliothek.

„Die Räume in Son Castelló sind uns ein bisschen zu klein geworden - auch wenn sich das wie gelogen anhört, weil dort so viel Platz ist", erklärt der Galerist. „Aber wir wollten den Spielraum haben, noch mehr Ausstellungen gleichzeitig organisieren zu können." Das System von L21 sei auf häufige Rotation ausgelegt. Mehr Räume bedeuteten mehr Möglichkeiten, flexibel zu reagieren und junge Künstler, die gerade eine heiße Phase ihrer Karriere erreichen, zeitnah ausstellen zu können.

Fünf Ausstellungen gleichzeitig

Die Basis wird zum s'Escorxador verlegt; bei Vernissagen sollen Shuttle-Fahrzeuge eingesetzt werden, die Besucher von einem Standort zum anderen kutschieren. Möglicherweise bekommt der Raum in Son Castelló reduzierte Öffnungszeiten, kann aber dann auf Anfrage trotzdem besucht werden. Florits Vision für die erweiterte Galerie: Im Normalfall sollen fünf Ausstellungen gleichzeitig stattfinden können - drei in den neuen Räumen und zwei in der Zweigstelle im Gewerbegebiet.

Eine Ausnahme stellt die Eröffnungsausstellung dar, bei der bis zum 5. Februar alle drei neuen Säle allein dem ungarischen Künstler Szabolcs Bozó gewidmet sind. „Für uns war er der perfekte Kandidat für die Eröffnung dieser Räume, weil Bozó momentan unter den Künstlern unserer Galerie derjenige ist, der der Herausforderung einer solch großen Ausstellung standhält - sowohl in Bezug auf seine Fähigkeiten als auch, was die Nachfrage auf dem Markt betrifft", erklärt Florit.

Galerieräume werden zum riesigen Malbuch

Der 1992 geborene Künstler, der in London lebt und arbeitet, ist momentan ein heller Stern in der Kunstwelt und in Sammlungen auf allen Kontinenten vertreten: Laut dem Galeristen stehen derzeit rund 400 Interessenten auf der Warteliste für den Kauf eines seiner Werke. L21 entdeckte ihn einst bei Instagram und lud ihn 2018 zu einer Residenz im Gewerbegebiet ein. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um eine große Einzelausstellung von ihm zu präsentieren", sagt Florit. Die Galerie wolle die Größe zeigen, die sie schon jetzt in dem jungen Künstler sieht, und seine verschiedenen, bisherigen Etappen.

Die neuen Galerieräume sehen dabei aus wie ein riesiges Malbuch: Bozó sucht in seiner Kunst nach einer spielerisch-kindlich anmutenden Ästhetik. Bunte Tierwesen tanzen über seine Leinwände, darunter lilafarbene Elefanten mit Blume hinterm Ohr oder lächelnde blaue Monsterchen mit drei Augen. Florit erklärt, dass der Künstler ständig in sein Notizbuch zeichnet und dann entscheidet, welche Motive sich dazu eignen, sie auf ein größeres Format zu übertragen.

Ein bisschen wie bei Kindern

Doch die Idee der Zeichnung bleibe bei all dem immer präsent. Bozó breitet Leinwände auf dem Boden aus und bearbeitet sie gestisch und impulsiv: „Das ist ein bisschen wie bei Kindern: Wenn sie etwas zeichnen und es dann ausmalen wollen, suchen sie nach der schnellsten Methode, um Farbe auf das Bild aufzutragen. Sie möchten fertig werden und das Ergebnis sehen", so der Galerist. Bei Bozó entstehen durch den raschen Farbauftrag expressionistische Werke, trotz der figürlichen Darstellungen.

Der erste Raum ist für Bozós Arbeiten auf Papier bestimmt. Im zweiten Saal bekommt das imposanteste Werk seinen Platz: eine Leinwand von fünf Meter Länge mit reiner Zeichnung ohne Farbe. Im dritten Raum wird ein Polyptychon aus Leinwänden mit verschiedenen Figuren gezeigt. Es lohnt sich, in die bunte Fantasiewelt des Künstlers einzutauchen und zugleich die neuen Räume von L21 zu bestaunen.

Carrer Germans García Peñaranda 1, Palma, S'Escorxador, l21gallery.com