Wäre das scheidende Jahr eine Postkarte im Planas-Archiv, dann gehörte sie in eine Kiste mit der warnenden Aufschrift „Unheil", fest verschlossen und im hintersten Winkel eines Regals versteckt. Auch wenn die ungebrochen rege Aktivität der Casa Planas auf Mallorca (von Künstlerresidenzen bis hin zu Filmnächten in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut) darüber hinwegzutäuschen vermochte: Für das facettenreiche Kulturzentrum in Palma war 2020 wirtschaftlich gesehen ein Desaster.

Wie schon im Fall des Programmkinos CineCiutat soll jetzt eine Crowdfunding-Kampagne das Überleben dieses aus dem Archiv des Foto­grafen und Unternehmers Josep Planas i ­Montanyà (1924-2016) hervorgegangenen Kulturprojekts sichern.

Marina Planas, Enkelin des Fotografen und Leiterin des Kulturzentrums, erklärt im MZ-Telefongespräch, dass der gemeinnützigen Einrichtung gleich zwei wichtige Einnahmequellen weggebrochen sind. „Dieses Jahr konnten und wollten wir aus Sicherheitsgründen keine Konzerte veranstalten, und viele Künstler konnten wegen fehlender Einnahmen nicht mehr die Mieten für die Ateliers bezahlen." Auch für kommendes Frühjahr hat Marina Planas keine großen Hoffnungen, über Veranstaltungen wieder Einnahmen generieren zu können.

Löcher stopfen statt träumen

Die Casa Planas finanziert sich nur zu 30 Prozent aus öffentlichen Geldern. Ob sich dieser kleine Anteil noch steigern ließe? Daran arbeite man gerade, sagt Planas: „Wir werden uns mit Kulturstadtrat Toni Noguera zusammensetzen, aber auch mit dem Inselrat und der ­balearischen Regierung - also eigentlich mit allen, um zu sehen, ob wir die Summe auf­stocken können."

Die enge Beziehung zum Goethe-Institut verspreche hingegen keinen zusätzlichen Geldsegen, weil dessen klar definiertes Budget für spezifische Projekte und nicht für den Erhalt der Infrastruktur der Casa Planas bestimmt sei. „Diese Aufgabe kommt eher der lokalen Regierung zu", sagt Planas. „Natürlich hilft uns das Goethe-Institut, und wir sind ihm sehr dankbar, aber es ist nicht dessen Verantwortung, diesen Kulturraum am Laufen zu halten."

Mit einer am 2. Dezember gestarteten Crowdfunding-Kampagne auf der Online-Plattform Goteo Online-Plattform Goteo sind nun die Kulturfreunde gefragt. „Wir standen schon immer auf dem Standpunkt, dass Kultur von öffentlicher Seite gefördert werden sollte, aber auch von privater", sagt Marina Planas. Gerade in Spanien sei in dieser Hinsicht noch viel Luft nach oben. Schon seit Jahren habe Casa Planas ein Crowdfunding-Projekt starten wollen. „Unter anderen Umständen hätten wir es aber dazu genutzt, um zu wachsen: um neue Mitarbeiter einzustellen, mehr Künstlerresidenzen zu ermöglichen oder das Potenzial des Archivs weiter auszuschöpfen." Jetzt geht es stattdessen ums nackte Überleben.

Zu den Ausgaben im kommenden Jahr gehören unter anderem die Strukturkosten, die Abbezahlung eines Kredits, den Casa Planas aufnehmen musste, um Instandsetzungs­arbeiten im Gebäude zu finanzieren sowie eine Investition in die Sicherheit. Hinzu kommen etwa die Gebühren für die Nutzung der Plattform Goteo und die Produktion der Prämien für die Spender. Alle Posten sind detailliert und transparent in der Beschreibung der Kampagne aufgeschlüsselt.

Zwischenstand gibt Hoffnung

Die gute Nachricht: Nicht nur das Rathaus hat inzwischen Hilfen von 6.000 Euro zugesagt, rund 8.500 Euro (Stand: 7.1.) sind auch schon bei der Crowdfunding-Kampagne zusammengekommen. Das Kulturzentrum dürfte somit zumindest einige Monate vor der unmittel­baren Schließung bewahrt sein. „Das macht uns Mut", sagt Marina Planas, „wobei unser Wunschziel natürlich 20.000 Euro sind, um das nächste Jahr etwas beruhigter anzugehen." Die Kampagne läuft zunächst noch bis zum 10. Januar.

„Die Leute leisten einen Beitrag, aber wir geben auch etwas zurück", betont Planas. Beim Crowdfunding gibt es Prämien für Spenden von 10 Euro bis 10.000 Euro. Von der Einzelperson, die für ihren Obulus einen Button und ­einen Jutebeutel mit Casa-Planas-Aufdruck erhält, bis zum Unternehmen, das sich sozial und kulturell engagieren will, mehrere Tausend Euro spendet und dafür Co-Produzent einer Künstlerresidenz sein darf, ist quasi alles drin.

Eher Realistin als Träumerin, wagt sich ­Marina Planas kaum auszumalen, dass am Ende mehr als 20.000 Euro zusammenkommen könnten. Sollte das tatsächlich passieren, würde sie am liebsten das knappe Personal aufstocken: „Wenn wir mehr Mitarbeiter einstellen, hilft das natürlich auch der Branche, weil es neue Arbeitsplätze in der Kultur schafft."

Zur Crowdfunding-Kampagne geht es hier.