Kap des Todes - Klaus Späne

Mit der Pandemie ist eines der beiden zentralen Themen des Mallorca-Krimis „Kap des ­Todes" von Klaus Späne aktueller denn je geworden: Hausbesetzungen und die damit verbundenen Zwangsräumungen. Soziale und gesellschaftspolitische Themen sind das Markenzeichen und zugleich die Stärke des Autors. „Ich beobachte genau, was sich auf Mallorca abspielt, und verarbeite das dann zu einem Roman­plot", so der gelernte Journalist. Neben den okupas geht es in seinem gerade ­erschienenen neuen Krimi etwa auch um die Diebstähle der sogenannten Rolex-Banden, die schon seit Jahren ihr Unwesen auf Mallorca treiben. Nach seinem historisch angelegten Krimi „Mallorca bis in alle Ewigkeit" über Altnazis auf der Insel, mit dem der Journalist der „Frankfurter Neuen Presse" auch in die Endauswahl des MZ-Krimi­wettbewerbs kam, habe er das Bedürfnis gehabt, etwas Aktuelles zu schreiben.

Herausgekommen ist ein komplexer Krimi, der auf drei Handlungssträngen basiert: Einer behandelt den vermeintlichen Selbstmord eines Polizisten am dafür berüchtigten Cap Blanc, den der Protagonist und Polizist Pau Ribera untersuchen soll. Ein weiterer ­thematisiert die kriminellen Aktionen der ­Rolex-Banden. Protagonisten des dritten Handlungsstrangs sind dann die Hausbesetzer. Nur auf den ersten Blick gibt es keine Zusammenhänge zwischen den Figuren. Je tiefer Ribera in die Ermittlungen eintaucht, desto finsterer werden auch die Abgründe des Urlaubsparadieses Mallorca. Und letztlich halten den aus Katalonien zugezogenen Chefinspektor Ribera von der spanischen Nationalpolizei gleich drei mysteriöse Todes­fälle in Atem.

Ort der Handlung ist neben Artà, Sineu, Llucmajor und Palma de Mallorca vor allem das Cap Blanc. Mit dem Kap hatte Späne schon seit Längerem als Schauplatz geliebäugelt. „Ich hatte noch an keinem Ort auf der Insel so sehr das Gefühl, dass ich am liebsten so schnell wie möglich wieder von dort wegwollte", erinnert sich der 62-Jährige. Bei seinem Besuch hinterließ das „weiße" Cap mit seiner Steilküste mächtig Eindruck bei ihm: „Es war eine Mischung aus Faszination und Verzweiflung, die ich gefühlt habe. Die Gegend ist schön, aber wenig besucht und unverbaut, irgendwie untypisch für Mallorca. Je nach Wetterlage herrscht dort schnell eine apokalyptische ­Stimmung. Der Ort hat ­insgesamt eine intensive Ausstrahlung", findet ­Späne. Die beschriebenen Gefühle, die er beim Besuch vor Ort erlebte, lässt er im Buch dann auch seinen Protagonisten Pau ­Ribera schildern.

Nicht nur bei den Schauplätzen, die er sich - sofern während der Pandemie mög­lich - aus nächster Nähe anschaute, sind Späne Authentizität, eine tiefgründige Recherche sowie auch der Austausch mit Betroffenen wichtig. Also „mietete" er sich auch einige Zeit lang bei dem bekannten Hausbesetzer Bauchi (Georg Berres) auf der ehemaligen Becker-Finca bei Artà ein. Nach mehreren Versuchen der Kontaktaufnahme durfte Späne das Leben auf der Finca schließlich aus nächster Nähe miterleben. „Das war spannend. Bauchi und seine Leute sind ja ziemlich schillernde Figuren", so der Krimiautor.

Ziemlich beeindruckt war der Inselfan, der jedes Jahr mindestens zwei Monate auf ­Mallorca verbringt, auch von dem Treffen mit dem Vorsitzenden der Anti-Zwangsräumungs-­Bewegung Stop Desahucios in Palmas sozialem Brennpunkt Son Gotleu. Von den sozialen Missständen dort bekomme man als Tourist kaum etwas mit. „Direkt vor Ort mit jemandem zu sitzen, der über die brisante Problematik spricht, war spannend."

Sich selbst sieht der Autor, der zwischen 2005 und 2009 längere Zeit auf Mallorca und Ibiza gearbeitet hat, nicht als klassischen ­Touristen. Statt dem typischen „Sol-y-playa-Klischee" habe er schon immer auch die ­Widersprüche der Insel gesehen - die Urlaubsidylle direkt gegenüber der rauen Wirklichkeit, in der auch Korruption, Kriminalität und die prekären Arbeits- und Lebensverhältnisse einiger Bewohner eine Rolle spielen. Seine ­Recherchen dazu über Jahre hinweg hat er in dem Krimi nun zu einer Geschichte verwoben.

Sofern es die Pandemie-Lage erlaubt, will Späne auch sein neues Buch bald persönlich auf der Insel vorstellen und die Einnahmen eventuell an eine Hilfsorganisation spenden. „Ich leide mit wie ein Hund, wenn ich sehe, wie einige Leute auf Mallorca derzeit leben müssen", so Späne. „Dass der Roman gerade in dieser Situation herauskommt, finde ich fast schon bizarr."

12,64 Euro (Taschenbuch), 9,49 Euro (Kindle-Version), 336 Seiten, Emons, im deutschen Buchhandel sowie auf der Insel bei Akzent in Palma de Mallorca.

Comisaria Fiol und der Tote auf der Hochzeit - Lucia de Vega

Nicht nur einen spannenden Kriminalfall, sondern nebenbei auch Ein­blicke in die Strukturen mallorquinischer Oberschicht-Familien gibt es in „Comisaria Fiol und der Tote auf der Hochzeit". Hinter dem Pseudonym

Lucia de la Vega steckt die ehemalige MZ-Redakteurin Lisa Herding, die seit ihrer frühesten Kindheit auf Mallorca lebt. Nach einem ersten sehr erfolgreichen Krimi („Comisaria Fiol und der Tod im Tramuntana-Gebirge") hat sie nun Anfang März ihren zweiten veröffentlicht. Es ist kein Muss, bietet sich zum besseren Verständnis aber an, zuvor den ersten Roman zu lesen.

Eine der Besonderheiten der Krimis der 38-jährigen studierten Juristin ist, dass das Ermittler-Duo aus zwei Frauen besteht: der Deutschen Marie Lindner und der Mallorquinerin Silvia Fiol. Beide könnten sich vom Aussehen und dem Charakter her nicht unähnlicher sein und entwickeln sich in dem Roman auch persönlich weiter. Bei dem neuen Fall mischen sich bei den beiden wieder mallorquinische und deutsche Lebensweise und Kultur. Haupthandlungsort ist dieses Mal Palma. Dennoch übertreibt es die Autorin in dem Buch nicht mit Ortsbeschreibungen. „Es sollte kein Touri-Führer werden", meint sie im MZ-Interview.

In der Kathedrale von Palma de Mallorca feiert Víctor Adrover, der Sohn einer einflussreichen mallorquinischen Familie, die Hochzeit mit der deutschen alleinerziehenden Mutter Lilly Henning. Zwar sind seine Verwandten wenig begeistert von den Lebensumständen seiner Zukünftigen, die Feier lassen sie sich davon aber nicht verderben. Noch während auf dem Anwesen der Familie ausgiebig gespeist und getanzt wird, ereignet sich unter den Gästen ein Mord. Hier kommt zunächst Ermittlerin Marie Lindner ins Spiel, die als Lillys beste Freundin auf dem Fest ist, und sofort Comisaria Silvia Fiol zum Tatort ruft.

Der Fall zeigt, wie viel Einfluss traditionelle mallorquinische Großfamilien auf die Gesellschaft haben und wie wichtig der gute Ruf sein kann. Deutlich wird aber auch, wie vielschichtig die Bevölkerung ist und dass am Ende nicht alles auf Mallorca mit Tourismus zu tun hat - Dinge, die die Autorin dank ihrer engen Verbindung zur Insel interessant schildern kann. Fans dürfen sich auf den dritten Band freuen, der im Frühjahr 2022 in den Handel kommt.

Circa 10 Euro, 240 Seiten, Droemer Knaur, im ­deutschen Buchhandel und u.?a bei Akzent in Palma de Mallorca.

Wer Buße tut - Liliana Moreno

Nach ihrer Ankunft 2005 auf Mallorca war Zahnärztin Lilly Hess Antic (Pseudonym ­Liliana Moreno) von den Osterprozessionen erst erschrocken - und dann so berührt, dass sie die Tradition als Stoff für einen Krimi wählte. In „Wer Buße tut" bricht ein Büßer während der nächtlichen Osterprozession in Palma tot zusammen - ­unter dem Balkon, auf dem ­Nationalpolizei-Inspektorin Xisca Font steht. Sein Tod deutet zunächst auf exzessive Selbstkasteiung, Fasten und Buße hin. Doch Font hat ­daran ihre Zweifel. Tatsächlich weist die Autopsie ein Gift am Bußgürtel nach, den der Tote unter seiner Kutte trug. Die Ermittlungen führen zu einer Bruderschaft, ­deren Mitglieder nicht nur Orden und Würden, sondern auch dunkle Geheimnisse tragen.

14,58 Euro (Buch), 7,99 Euro (Kindle-Version), 480 Seiten, CW Niemeyer, im deutschen Buchhandel und u.?a. bei Akzent in Palma de Mallorca.

Tod auf der Finca - Alex Conrad

Zeitgleich zu „Wer Buße tut" erschienen und zumindest optisch ähnlich ist „Tod auf der Finca" von Alex Conrad. Die unter einem Pseudonym schreibende Autorin und Lilly Hess Antic sind denn auch Freundinnen. In dem in der Inselmitte spielenden Krimi wird Polizistin Carmen ­Munar befördert und nach Inca versetzt. Dort soll sie eine Ermittlungseinheit leiten.

Kaum angekommen, der erste Fall: Ein Mann wurde von seinem Zuchteber in den Oberschenkel gebissen und ist verblutet. Was nach einem Unglück aussieht, lässt Tierarzt und Carmens Ex-Mann Peter zweifeln. Auch ihr Misstrauen ist geweckt. Noch dazu holt sie ein alter Fall ein, der nicht nur ihr Leben bedroht.

12,64 Euro (Buch), 7,99 Euro (Kindle-Version), 371 Seiten, CW Niemeyer, im deutschen Buchhandel und u.?a. bei ­Akzent in Palma de Mallorca.