Frauen am Trapez sind nichts Ungewöhnliches. Doch wie in vielen anderen Branchen auch, ist die Chefetage in der Zirkuswelt noch immer oft männlich besetzt. „Wir setzen deshalb dieses Jahr beim Festival Circaire einen Fokus auf die Frau als schöpferische Kraft und Produzentin von Zirkusspektakeln", erklärt Tià Jordà, Direktor des Circ Bover von Mallorca.

So stammt rund die Hälfte der 16 Inszenierungen aus weiblicher Hand: „Éssers" (30.4.), „Homenaje" (1.5.), „Téntol" (2. 5), „Ino" (2.5.), „Mentir lo Mínimo" (7.5.), „Isla" (7.5.), „Tartana" (8.5.), „Órbita" (8.5.) und „Ven" (9.5.). Perfekt in dieses Konzept fügt sich das Konzert der feministischen Singer-Songwriterin Clara Peya (2.5.). Neben balearischen und spanischen Kompanien sind nun auch wieder internationale Gruppen vertreten, darunter viele aus Frankreich. Das ganze Programm finden Sie auf circaire.com.

Tragikomischer Start: El gran final, 30.4.

Das große Finale kommt gleich zu Beginn: Die katalanische Kompanie „Bucraá Circus" erzählt von zwei Clowns, die ein Bürgerkrieg daran hinderte, ihren letzten Akt aufzuführen. Nach mehr als 30 Jahren Trennung begegnen sie sich wieder und wollen das Erlebnis nachholen. Eine Hommage an den Beruf des Zirkusclowns (Pont de la Vila Roja, 18 Uhr).

Groteskes mit Musik: YeOrbayu, 30.4.

Circaire steht für Vielfalt, dazu gehört auch etwas Trash: Zwei reife Männer und ein Musiker wollen hier mit einer absurden Show, die bereits Preise gewonnen hat, ihr Publikum verführen (Auditori d'Alcúdia, 20 Uhr). Zuvor findet draußen um 19 Uhr „Éssers" statt, ein kurzer, kostenloser Einblick in den Kreativprozess der Trapezkünstlerin Mari Paz Arango.

Ode an den Flamenco: Sin Ojana, 1.5.

Olé! Chicharrón, der letzte Abkömmling einer Flamenco-Dynastie, bringt die mobile peña seiner Familie mit und verbindet die klassischen Rhythmen mit Zirkuskunst, Humor und Drama. Das originelle, multidisziplinäre Bühnenerlebnis der andalusischen Kompanie hat 2020 spanienweit ganze 14 Zirkus-Preise abgeräumt (Pont de la Vila Roja, 18 Uhr).

Mutprobe im Retro-Rad: 78 Tours, 1.5./2.5.

Zwei Artisten und ein Musiker zelebrieren eine hypnotische Reise mit 78 Drehungen. Tià Jordà vom Circ Bover freut sich ganz besonders auf die Show der französischen Kompanie „La Meute": Sie verstehe es, aus einem ganz traditionellen Gerät der Akrobatik, dem 1930 erfundenen, zehn Meter hohen kreisenden „Todesrad", ein modernes Zirkusspektakel zu machen (Plaça de Toros, 19 Uhr).

Weiblichkeit hoch 7: Ino, 2.5.

Sieben Frauen haben nicht viel Gewicht auf der Welt, sagen die französischen Artistinnen im Beschreibungstext dieser feministischen Inszenierung. „Und wenn wir uns nun aufeinander türmen?" Die von Frauen erdachte, geleitete und dargestellte Partnerinnenakrobatik, Ausdruck weiblicher Solidarität, wurde 2019 mit einem Straßenzirkuspreis ausgezeichnet (Pont de la Vila Roja, 18 Uhr).

Insel-Abenteuer: Isla, 7.5.

Das 2017 erstmals prämierte Stück „Isla" der spanischen Kompanie „D'Click" basiert auf der Arbeit mit dem Körper und klassischen Zirkustechniken wie Akrobatik und dem vertikalen, chinesischen Mast, integriert aber auch Elemente von Theater und Tanz, Magie und Traum. Die Geschichte: Drei Schiffbrüchige müssen sich auf einer Insel ganz neu erfinden (Plaça de Toros, 18.30 Uhr).

Kosmisches für Kinder: Neón, 7.5.

Zirkus für Kinder, mit leuchtenden Reifen und wirbelnden Hula Hoops aus einer anderen Dimension: „Truca Circus" aus Andalusien laden zu einer fantasievollen, interstellaren Reise ein, die zwei Geschwister, Junge und Mädchen, von ihrem Kinderzimmer aus unternehmen - während der nette Großvater unschlüssig ist, ob er eingreifen oder mitspielen soll (Auditori d'Alcúdia, 20 Uhr).

Hoch die Gläser: Wonder Drink, 8.5.

Clownerie, Comedy und Jonglierkunst im Mixer: Der brasilianische Künstler Mantega, der jetzt in Kap Verde wohnt, hat lange in Deutschland gelebt und dort viele Preise abgesahnt. Bei seiner Show zeigt er, was sich alles mit einem Glas und einem Holzreifen anstellen lässt, ohne einen Tropfen zu verschütten (12 Uhr und 13.30 Uhr, Espai Circaire, Port d'Alcúdia).

Wunderbar wippen: Tartana, 8.5.

Experimenteller Zirkus kommt von der Kompanie „Trocos Lucos" aus Madrid. Die drei Artisten demonstrieren auf hohem technischen Niveau ihre Kunstfertigkeit bei der koreanischen Wippe und bei Gleichgewichtsakrobatik auf den Händen. Dabei kreieren sie auch komische Situationen menschlicher Konflikte auf der Bühne (Plaça de Toros, 18 Uhr).

Gravitation mit Grazie: Órbita, 8.5.

Die innige Interaktion der vielseitigen Künstler Carlos López und Noemí Pareja, die sich „Zen del Sur" nennen, lässt poetische und sensible Zirkuskunst entstehen, die verschiedene Ausdrucksformen und Live-Musik kombiniert. Dabei kreisen sie im Orbit um die zentrale Kraft ihrer Wurzeln: Cádiz, das Meer und die Kunst (Auditori d'Alcúdia, 20 Uhr).

Traute Zweisamkeit: Ven, 9.5.

Eine schlichte Bühnensituation genügt dem französischen Duo „Si seulement" für seine anmutigen Gesten, die auf gegenseitigem Vertrauen basieren. Gleichgewichtsspiele, Akrobatik am Mast und Jonglage verschmelzen zu einem intimen und spannungsgeladenen Spektakel, ganz nah am Publikum (Pont de la Vila Roja, 12 Uhr und 16 Uhr).