Manch einem ist sie schon aus der vergangenen Kunstnacht Nit de l'Art auf Mallorca bekannt: die große Bronze-Skulptur „Usagi Kannon" der japanisch-schweizerischen Künstlerin Leiko Ikemura. Das hybride weibliche Feen-Wesen mit Tierohren (der Name bedeutet auf Japanisch „Kaninchen-Madonna"), ein liebevolles Symbol der Hoffnung, der Fürsorge und des Lebens, erfreut nach seinem Aufenthalt in der Galerie Kewenig nun seit Kurzem die Spaziergänger am Parc de la Mar in Palma de Mallorca. Dank einer Zusammenarbeit mit dem Rathaus darf die Figur dort bis August bleiben - ebenso wie eine weitere, kleine Skulptur und ein Gemälde der Künstlerin, die nun im Schaufenster des Casal Solleric am Passeig del Born ausgestellt sind.

Bei dem Werk gegenüber der Kathedrale ist mehr erlaubt als passive Bewunderung: Man darf unter dem bronzenen Rock Zuflucht suchen und die Lichtspiele entdecken, die die Löcher im Material erzeugen und die an das Universum erinnern sollen. „Die Skulptur lädt uns ein, die ästhetische Erfahrung des Augenblicks zu genießen und sogar zu meditieren. Es ist ein Kunstwerk im öffentlichen Raum, in dem sich Mythologie, Landschaft und Kosmos verbinden, das Aufsehen erregt und mit den Passanten interagiert", sagte Aina Bausà, die Leiterin des Casal Solleric, bei der Präsentation der Skulptur.

Wem trotz des frühsommerlichen Wetters eher nach Kunst im Innenraum zumute ist, der darf sich auf neue Ausstellungen in Museen und Galerien freuen. Im Es Baluard eröffnen an 20.5. gleich zwei neue Schauen: „Mira a ver si?... Poesía experimental y Mail Art en Mallorca" entführt die Besucher in eine Zeit brodelnder Kreativität: Avantgardistische Ausdrucksformen wie Perfomances, Happenings, experimentelle Poesie, Manifeste oder die Korrespondenzkunst hielten in den 1970er-Jahren Einzug auf den Balearen und trieben dort erstaunliche Blüten. Die Ausstellung verdeutlicht auch die Beziehung lokaler Künstler untereinander und zu Kreativschaffenden aus aller Welt, von Europa bis in die USA und Lateinamerika.

In der zweiten Ausstellung spürt der mallorquinische Künstler Toni Amengual mit seinem Projekt „Flowers for Franco" dem freiwilligen Vergessen der Traumata des Spanischen Bürgerkriegs und der anschließenden Diktatur nach, indem er die morbide Stille der monumentalen Gedenkstätte „Valle de los Caídos" einfängt. Von 2011 bis 2014 besuchte Amengual regelmäßig das Mausoleum, um die eigentümliche Atmosphäre aus Angst und Tod vor Ort zu dokumentieren. Der Titel spielt auf „Flowers for Hitler" an, eine Gedichtsammlung des kanadischen Poeten und Komponisten Leonard Cohen.

Blumen ganz anderer Art sprechen ab dem 14.5. im Raum der Galerie L21 im Gewerbegebiet Son Castelló: In der Ausstellung „Fata Morgana" präsentiert der Künstler Jorge Galindo Gemälde in mittlerem und großem Format, die aus den vor Vitalität sprühenden Werkserien „El eco de las flores" und „Flores Braile" stammen. Als zweite Einzelausstellung eröffnet die Galerie am selben Tag „Todo se parece a algo". Sie bringt den Besuchern die Formensprache der spanischen Künstlerin Irma Álvarez-Laviada näher, die mit ihrer Malerei unsere Sehgewohnheiten infrage stellt.

Zurück zur Natur-Thematik geht es mit der Ausstellung „El Jardín del Explorador", die ab dem 15.5. in der Galerie Kaplan Projects zu sehen ist: Der deutsche Illustrator, Maler, Künstler, Grafikdesigner und Autor Olaf Hajek stellt dabei 21 Gemälde in verschiedenen Techniken und Größen aus. Menschliche Figuren ziehen den Betrachter in eine blühende bunte Traumwelt hinein, in der wir im Einklang mit der Natur leben. Alle Werke sind in Hajeks neuem Atelier entstanden, das er sich auf Mallorca eingerichtet hat.

Nicht minder bunt sind die Malereien von Mar Ripoll, für die man allerdings an die Ostküste der Insel fahren muss: Die Ausstellung „Configuraciones Primarias" geht am 15.5. im Auditorio sa Màniga in Cala Millor an den Start. Dabei hat sich die Künstlerin in die Welt des abstrakten Neo-Expressionismus vertieft. Im Spannungsfeld von Hintergrund und Farbflächen meint man, figürliche Elemente und sogar menschliche Profile zu erkennen.