Im Pandemie-Jahr 2020 hing das Festival Internacional de Teatre de Teresetes de Mallorca am seidenen Faden: Die Puppenspieler-Szene konnte sich zwar am Ende zusammenfinden, allerdings erst im September. Diesmal kann das coronakonforme Event wieder im Frühling stattfinden: Vom 24. bis 30. Mai zeigen 16 Kompanien bei insgesamt 48 Aufführungen alle Facetten dieser besonderen Bühnenkunst. Der größte Teil des Programms soll die ganze Familie ansprechen, aber es gibt auch Stücke, die für ältere Zuschauer gedacht sind. „Bei der Auswahl legen wir Wert auf Qualität und darauf, dass sich auch Erwachsene nicht langweilen, sondern beim Zuschauen ihre Kindheit wieder heraufbeschwören können", sagt Festivalleiterin Aina Gimeno im Gespräch mit der Mallorca Zeitung.

Traditionell beschränkt sich das Festival, das bereits in die 23. Runde geht, nicht auf ­Palma, sondern erstreckt sich über die ganze Insel: 26 Veranstaltungen finden daher in verschiedenen Gemeinden Mallorcas statt. Mit Campanet, Felanitx, Llucmajor und Sant Llorenç des Cardassar sind diesmal auch vier neue Orte angeschlossen. Wie gehabt bleibt indes der Eintritt: Alle Shows in den Theatern von Palma kosten pro Person 5 Euro, im Centre Cultural La Misericòrdia einen Euro. In den Dörfern variieren die Preise, einige Events sind sogar kostenlos.

Highlights aus dem Programm

Nach einem Workshop und kleinen Spektakeln in Bibliotheken von Palma macht die französische Kompanie Les Maladroits den Auftakt zum Hauptprogramm: Am 27.5. um 19 Uhr feiert „Frères" (Französisch mit katalanischen Untertiteln) im Teatre Principal Spanien-Premiere. Eine zweite Vorstellung gibt es am 29.5. um 12 Uhr. Das Stück handelt von Geschwistern, die im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) ins Exil nach Frankreich fliehen.

„Ich war begeistert von dieser Inszenierung: Manchmal musste ich lachen und manchmal schlucken, weil sie mich zum Weinen brachte", sagt Gimeno. „Les Maladroits erzählen zwar nichts Neues, aber sie tun es mit Objekttheater und eindrucksvollen Metaphern." Das Spektakel des französischen Ensembles braucht allein zwölf Stunden nur für den Aufbau. Gerade bei begrenzten Zuschauerzahlen ergebe es daher Sinn, das Stück noch ein weiteres Mal zu spielen, damit sich der immense Aufwand auch lohnt.

Das trifft auch auf einen weiteren internationalen Gast zu: Yael Rasooly (Bild oben) aus Israel zeigt im Teatre Catalina Valls zweimal das Spektakel „Paper Cut" (29.5., 20 Uhr, und 30.5., 18.30 Uhr, auf Englisch). „Sie ist genial", schwärmt die Festivalleiterin. „Denn sie hat wahnsinnig viel Energie und ­einen tollen Erzählrhythmus." Rasooly, die nicht nur Puppenspielerin, sondern auch ­ausgebildete Opernsängerin ist, singt bei der Show live, kommuniziert mit dem Publikum und versteht es, sich die Zuschauer zu Komplizen zu machen. Inhaltlich geht es um eine Sekretärin, die ständig von ihrem Chef in Beschlag genommen wird. Sie beginnt abzuschalten, Zeitschriften zu lesen und sich in ihre eigene Fantasiewelt zu flüchten. Dabei entsteht sogar eine Liebesgeschichte.

Ein lustiges Stück ohne Worte steuert die französische Kompanie L'Echelle bei: In „Les actualités" (28.5., 19 Uhr, Club Pollença, 29.5., 11 Uhr und 13 Uhr, Teatre Sans, ab 8 Jahren) berichten zwei Reporter von aktuellen Themen - ein Mix aus Clownerie, Theater mit Schauspielern und Objekten wie alten Radios und kleinen tschechischen Puppen.

Die katalanische Gruppe LaBú (Bild oben) zeigt mit „Alma" ebenfalls ein Stück ohne Text, das speziell für ­Kinder ab zwei Jahren erdacht ist (29.5., 11.30 Uhr, Teatre de Campanet, 18 Uhr, Teatre Escènic in Campos, 30.5., 11 Uhr, Teatre Catalina Valls, 18.30 Uhr, Espai36, Sant Llorenç des Cardassar). Die Kombination aus visuellem Theater, Puppen- und Objekttheater ist ein poetischer und gefühlvoller Streifzug durch die Jahreszeiten, vom Frühling bis zum Winter. Gefundene Gegenstände unterstützen ­dabei den Verlauf der Erzählung.

Meisterhaftes von Mallorca

Neben vier internationalen und fünf nationalen Kompanien sind dieses Jahr sieben balearische Ensembles vertreten. „Dass wir so viele Gruppen von Mallorca haben, kommt daher, dass hier im vergangenen Jahr sehr viel Neues kreiert wurde. Und es ist gut, dem auch Sichtbarkeit zu verleihen", sagt Gimeno.

„Sehr visuell, sehr aufwendig und sehr ­magisch" sei etwa das Spektakel „Les petites coses" der Kompanie La Mecànica (Bild oben, 30.5., 17 Uhr, Teatre Xesc Forteza): Künstler aus verschiedenen Kollektiven kamen für dieses ­Projekt unter der Leitung von Pau Bachero ­zusammen und schufen eine Fusion aus verschiedensten Techniken: Schauspiel, Tanz, Puppen- und ­Objekttheater. Das Stück erzählt von all den Dingen, die man als Kind besitzt, und von den Erinnerungen, die man damit verknüpft. Wer des Katalanischen nicht mächtig ist, sollte sich nicht abschrecken lassen: Laut der Festivalleiterin gibt es nur wenig Text, und der ­Kontext sei in jedem Fall gut verständlich.

Schräg geht es indes bei der Gesellschaftssatire „Excalibur i altres històries d'animals morts" von der mallorquinischen Kompanie Hermanas Picohueso zu (28.5., 20 Uhr, Teatre Catalina Valls): Das Stück beleuchtet unsere Panik angesichts von Epidemien und anderen Katastrophen, mischt Handpuppenspiel und Live-Filmtechnik. Auch das Klonschaf Dolly ist mit von der Partie.

Kuriose Ziegen ziehen hingegen mit Livemusik bei „Els gegants de s'Eivissa Antiga" von Theatre of the Ancients (Bild oben) durch die Straßen von Palma (28.5., 16.15 Uhr, Plaça d'Espanya, 29.5., 10.15 Uhr, Parc Sa Feixina, 16.15 Uhr, Plaça de Cort). Die riesigen Figuren sind von der ibizenkischen Mythologie und Folklore inspiriert. „Sie bringen etwas Fiesta und Farbe ins Programm", so Gimeno.

Abgesehen davon werden die Puppentheater-Aufführungen noch mit weiteren Veranstaltungen ergänzt: Das brasilianische Trio Forró do Pulpo lässt etwa den Samstagabend im Teatre Sans mit einem Konzert ausklingen (29.5., 21.30 Uhr). Und die Kompanie Alauda Teatro aus Burgos baut im Hof des Kulturzentrums La Misericòrdia ihre interaktive Installation „Ingenii Machina" auf (28.5., 18-20 Uhr, 29.5., 11-14 und 18-20 Uhr), eine Hommage an Automaten und metallische Machwerke aus dem 19. Jahrhundert, die etwas von einem wunderlichen Jahrmarkt hat: Hier dürfen kleine und große Kinder einmal selbst spielen und experimentieren.

Programm und Karten für die Veranstaltungen: elasticnou.cat/festivalteresetes