Die Sommersaison der Klassik auf Mallorca ist eröffnet: Am 3. Juni beginnt das diesjährige Festival de Deià. Einige der Konzerte, die 2020 coronabedingt abgesagt wurden, werden dieses Jahr in ähnlicher Form nachgeholt, viele neue kommen hinzu. Insgesamt 40 Veranstaltungen sind bis zum 30. September geplant. Die Konzerte finden an verschiedenen Spielorten statt: in Sa Bassa Rotja Cultural, in Son Marroig, im legendären Hotel Belmond La Residencia sowie im Claustro de San Françesc im Rahmen des Festival de Música de Sineu. Bis auf wenige Ausnahmen kostet der Eintritt 20 Euro, Infos und Tickets gibt es auf dimf.com sowie auf dimfentradas.com.

Die Reihe Grandes Maestros

„Ich würde vier Künstler besonders hervorheben, die wir in der Reihe Grandes Maestros präsentieren", sagt der Pianist und künstlerische Leiter des Festivals, Alfredo Oyágüez, im MZ-Gespräch. Dazu zähle der französische Violinist Gilles Apap, der derzeit laut Oyágüez in der Liga der weltweiten Top 20 mitspielt: „Er ist sehr eklektisch und bei der Entwicklung seiner Karriere sehr unorthodox. Yehudi Menuhin, einer der größten Violinisten aller Zeiten, sagte über Apap, er sei der ideale Geiger für das 21. Jahrhundert, weil er so viele verschiedene Stile beherrscht." Klassik, Jazz, Folklore, Klezmer, Musik der Sinti und Roma - sein Facettenreichtum macht die Konzerte zu einem Erlebnis. Das erste spielt Apap am 24. Juni gemeinsam mit Oyágüez im Belmond La Residencia. Dabei stehen Mozart, Gershwin, Bartok und Brahms auf dem Programm, der Eintritt ist frei. Zudem ist er am 1. Juli Gastkünstler bei einem Konzert in Son Marroig.

Massimo Mercelli, internationaler Flötist sowie Gründer und künstlerischer Leiter der renommierten Emilia Romagna Festivals in Italien, nimmt zum zweiten Mal teil (17. Juni, Son Marroig). „Komponisten wie Philip Glass, Michael Nyman und Krzysztof Penderecki und sogar Ennio Morricone höchstpersönlich haben exklusive Stücke für ihn geschrieben", so Oyágüez. Er freue sich ungemein, den Künstler selbst auf dem Klavier begleiten zu dürfen.

Auch den dritten der „großen Meister" bewundere er sehr: Antonio Artese. „Er hat etwas, das ich gern hätte: Er kann fantastisch improvisieren." Der italienische Pianist besitze im Übrigen die Gabe, sowohl Jazz als auch Klassik souverän zu meistern. Sein Konzert am 8. Juli im Belmond La Residencia ist eine Hommage an den kürzlich verstorbenen Chick Corea und an Astor Piazzolla. Der Eintritt ist frei, aber da es sich um ein Benefiz-Konzert für die Mallorca Preservation Foundation handelt, sind Spenden willkommen.

Der Vierte im Bunde ist Josep Colom, der eine Zeit lang Oyágüez' persönlicher Meister war und zu dem er eine besondere Verbindung hat. „Er ist eine lebende Legende und für mich der größte Pianist Spaniens der heutigen Zeit", schwärmt er. Colom war schon häufig zu Gast beim Festival de Deià und wird dieses Mal für ein vierhändiges Klavierspiel von der Pianistin Carmen Deleito begleitet. Das Konzert mit Stücken von Schubert, Brahms, Ravel, Mozart und Debussy am 30. September in Son Marroig bildet zugleich den Abschluss des Festivals.

Euroregio piano series

Eine zweite Eventreihe beim Festival de Deià bilden Gewinner des internationalen Wettbewerbs Euregio Piano Awards, der in Deutschland (Geilenkirchen) veranstaltet wird. Auch in dieser Reihe gibt es vier Konzerte, die in diesem Fall von jungen internationalen Talenten bestritten werden. Mit dabei sind Barbara Cvitanovi? aus Kroatien (29. Juli) , Jingfang Tan aus China (5. August), Massimiliano Grotto aus Italien (19. August) und Nikolai Kuznetsov aus Russland (23. September, alle in Son Marroig).

Junge balearische Künstler

„Selbstverständlich haben wir auch eine Reihe, die den jungen Talenten von den Inseln gewidmet ist", sagt Oyágüez. Darunter seien einige, die 2020 hätten auftreten sollen und deren Konzerte verlegt wurden. Lucía Barrero (Geige) und Héctor Bujosa (Viola) gebührt die Ehre, als Vertreter dieser Reihe am 3. Juni das Festival zu eröffnen.

Am 10. Juni folgen ihnen Rosa Cañellas (Violoncello) und die auf Mallorca lebende Bulgarin Dina Nedeltcheva (Piano). Diese beiden Musikerinnen werden auch am 9. September spielen: bei einem Konzert mit weiteren jungen Interpreten, das speziell Werken von Chopin gewidmet ist. „Neben anderen Stücken wird dabei das 1. Klavierkonzert in einer Kammermusik-Version zu hören sein, für ein Quintett mit Streichern und Piano", sagt Oyágüez. Des Weiteren gibt es am 16. September ein balearisches Blechbläser-Quintett zu hören, das Riu Dolç Brass Quintet, bestehend aus Schülern des Conservatori Superior.

Weitere Highlights

Ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Festivals ist der Tango: In diesem Sinne wird am 12. August der exzellente Tango-Interpret Sergio Bustos mit Begleitung von Gori Matas in Son Marroig auftreten. Eine besonders interessante Veranstaltung, die 2020 abgesagt werden musste und am 15. Juli nachgeholt wird, ist eine Zusammenarbeit mit einem bedeutenden Ensemble für zeitgenössische Musik in Kopenhagen unter der Leitung von Ejnar Kanding. „Es handelt sich dabei um vier Werke von dänischen Komponisten, die thematisch von Mallorca und konkret von Deià inspiriert sind", erklärt Oyágüez. „Deià y la noche nórdica" heißt dieses nordisch-mediterrane Crossover.