Wer mag sich in ein dunkles Theater setzen, wenn man draußen laue Sommernächte genießen kann? Erschwerend hinzu kommt für die Theatermacher, dass es nach dem extrem kulturarmen vergangenen Jahr nun wieder ein schier unendliches Angebot an Events an der frischen Luft gibt. Das Teatre Principal in Palma will es trotzdem wissen und hat in diesem Sommer die zweite Ausgabe des Festivals Fila U eingeläutet. Während sich die Organisatoren im vergangenen Jahr insbesondere Angebote für das heimische Publikum überlegt hatten, sollen bei der noch bis zum 30. Juli dauernden zweiten Ausgabe nun auch speziell Urlauber ins Theater gelockt werden.

„Bis zum vergangenen Jahr hatten wir im Juli und August immer einige Wochen lang für die Öffentlichkeit geschlossen“, sagt Theaterleiter Josep R. Cerdà. Doch um die Branche trotz Corona-Auflagen zu reaktivieren, rief das Theater im vergangenen Sommer erstmals Fila U ins Leben. „Es war nahezu das einzige Angebot, das es hier in Theatern gab“, so Cerdà. „U“ steht dabei für „una“, der Name bedeutet also „erste Reihe“. „Wir wollten damit zeigen, dass wir uns erstmals auch einem Sommerpublikum nähern, dass wir uns etwas überlegen und auf keinen Fall stillstehen.“

Internationale Stars

In diesem Jahr stehen nun auch einige internationale Bekanntheiten wie etwa Omara Portuondo auf dem Programm. Die Grande Dame der kubanischen Musik tritt, nachdem sie im vergangenen Jahr nicht ausreisen durfte, nun am 25. Juli auf. „Zuvor gibt es am 16. Juli noch eine Tanz-Performance des renommierten israelischen Choreografen Sharon Fridman“, kündigt Cerdà an. Die zentralen Themen sind Liebe und Beziehungen, zum Einsatz kommen auch Projektionen und besondere Lichteffekte. Auch darauf, dass er am 8. Juli mit "The Tempest" (Der Sturm) eine Shakespeare-Inszenierung des legendären Theaterregisseurs Peter Brook nach Mallorca holen konnte, ist Cerdà stolz.

Erstmals gibt es für die Besucher sogar eine eigene Sommerproduktion: die Oper „La serva padrona“ am 23. und 24. Juli. „Nur die wenigsten Theater in Europa stellen im Sommer eigene Opern auf die Beine. Der Orchesterdirigent Andrés Salado ist zudem einer der bekanntesten Spaniens“, so Cerdà über die witzige Oper, die mit knapp einer Stunde bewusst kurz gehalten ist. „Die Dauer der Aufführung passt gut in einen Sommerkontext“, so Cerdà.

In einem Rutsch

Auch, um die Ansteckungsgefahr gering zu halten, gibt es bei den maximal 90-minütigen Darbietungen des Sommerfestivals keine Pausen. So vermeide man, dass sich zwischen den Vorführungen Gruppen bilden. Die Schauspieler, Musiker und Künstler müssen sich zudem regelmäßig Tests unterziehen. Die Auslastung in den Sälen liegt weiterhin bei nur 75 Prozent. „Da wir schon über ein Jahr lang mit allen möglichen Sicherheitsbestimmungen arbeiten, können wir garantieren, dass unser Theater auch weiterhin ein sehr sicherer Ort bleibt“, so Cerdà. „Wir haben zudem sehr gute Klimaanlagen. Bei uns dürften es die meisten Besucher besser aushalten als an vielen Orten an der frischen Luft“, wirbt Cerdà. Wegen störender Umgebungsgeräusche oder aufwendiger Licht- und Projektionstechnik könne ein Großteil der Aufführungen auch gar nicht so einfach ins Freie verfrachtet werden.

Es ist ein bunt gemischtes Programm aus Tanz, Oper, Theater und Konzerten, das die Gäste des Festivals erwartet. Mit der Sängerin Maria del Mar Bonet, dem Schauspieler und Regisseur Pep Tosar, dem Gitarristen und Produzenten Toni Brunet sowie dem Orquestra de Cambra Illa de Menorca kommen dabei auch die balearischen Künstler nicht zu kurz.

Sprache ist Nebensache

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Ein weiterer Vorteil: Sprache spielt bei den Darbietungen im Gegensatz zu den sonst oft nur auf Katalanisch aufgeführten Theaterstücken kaum eine Rolle. Lediglich das Stück „El fingidor“ von Pep Tosar sei in der Inselsprache. Die Tanz-Performance komme ganz ohne Sprache aus, andere Stücke sind auf Englisch oder basieren auf Musik.

Infos und Karten: teatreprincipal.com