Man kann sich kaum einen Maler vorstellen, der präziser über seine Arbeit spricht und den gesellschaftliches Auftreten weniger interessiert. Dabei war Nicholas Woods persönlicher Assistent von Jeff Koons. Doch zum Glück ist aus ihm kein Handlanger der Kunstindustrie geworden. Eine Ausstellung mit neuen Arbeiten des US-amerikanischen Malers (Lynchburg/Virginia, 1971) zeigt die Galeria Pelaires seit Mitte Dezember in ihren schönsten Räumen. Woods ist seit fünf Jahren im Programm der Galerie vertreten. Der Künstler war zu seiner Eröffnung eigens aus New York angereist.

Puig Tomir, Mohnblüten: nicht ungewöhnlich, aber unverwechselbar. | FOTO: GRIMALT DE BLANCH

Nicholas Woods ist in der Kunstszene Mallorcas bestens bekannt, unterhält in Palma ein ständiges Atelier und hat engste familiäre Beziehungen zur Insel. Der Großvater des Malers war ein bedeutender Archäologe und leitete die amerikanischen Ausgrabungen in Pollença. Sein Sohn Cyrus, ein angehender Physiker, studiert auf der Insel. Die Bilder von Nicholas Woods haben von Mallorca aus ihren Weg in viele internationale Sammlungen gefunden, darunter in das CAC Málaga, ins Es Baluard, in die Fundación Pilar i Joan Miró auf Mallorca oder in die Sammlung Benetton in Mailand.

Experimente mit neuen Methoden und Materialien

Woods ist als Maler einerseits ein technischer Alleskönner, der unablässig mit neuen Methoden und Materialien experimentiert. So kann man in seiner Ausstellung großformatige Anwendungen einer neuartigen Kombination von Pastellkreide und Urethan-Lack studieren, die er in vielen Schichtungen übereinanderlegt und zu flimmernden farbigen Verdichtungen bringt. Der Wechsel von Transparenz zu stark körperhaftem Pigment lässt leuchtende Tiefenwirkungen entstehen, die an pompejanische Fresken erinnern.

Nicholas Woods gehört außerdem zu den wenigen zeitgenössischen Künstlern, für die das Aquarell ein wesentliches Medium darstellt. Die Klischees dieser Gattung umspielt er mit Ironie und gelegentlichen formalen Rückgriffen ins Bildgedächtnis der klassischen Moderne. Er aquarelliert cool und witzig.

Stile mischen ohne die Sprache zu verlieren

Nicholas Woods ist als Maler andererseits ein eigensinniger Träumer, der seinen künstlerischen Sachverstand beim Träumen keineswegs ausschaltet. Wenn er klassisch wird, ist der Comic nicht weit – und wenn er Pop inszeniert, treibt er die Farbe bis in morbide Verfeinerungen. Die Multikanal-Ästhetik ist typisch für diesen besonderen Maler, der Stile mischen kann, ohne dabei seine eigene Sprache zu verlieren.

„Im Schatten des Tomir“ – der Puig Tomir ist ein Gipfel der Tramuntana – bietet ein sommerliches Motivangebot, das von Sex im Freien über Studien von Frauenkörpern bis hin zu Mohnblüten und intimen Porträts reicht. Nichts an diesen Bildern ist ungewöhnlich, doch sind sie alle unverwechselbar. In exemplarischer Weise allgemein zugänglich, halten die Bilder von Nicholas Woods auch dem geschärften Kennerblick stand.

Auf die einfachste Formel gebracht: Die Schönheit der Werke ist nie banal. Unverkennbar hat die Galerie Pelaires mit dieser Ausstellung ein Zeichen gesetzt. In Zeiten hoher Preise und niedriger Ansprüche in der Kunst bietet die Malerei von Nicholas Woods eine willkommene Gelegenheit, sich der Kraft der Poesie und der handwerklichen Meisterschaft neu zu versichern.