Dass ein Musikfestival auch in Corona-Zeiten mehr bieten kann als gesittete Sitzkonzerte im Saal, beweist das abwechslungsreiche Programm von Jazz Palma 2022. Los geht es am 4.2. mit einem Straßenumzug um 18 Uhr: Von der Plaça d’Espanya aus liefern die Musiker von Swing Engine den jazzigen Startschuss und ziehen musizierend zum Teatre Municipal Xesc Forteza – dem Hauptquartier des Festivals, das in diesem Jahr zum dritten Mal stattfindet. Bis zum 13.2. ist neben den zehn Hauptkonzerten ein bunter Strauß an kostenlosen Parallel-Aktivitäten geboten, darunter viele an der frischen Luft. Mit ausreichend Abstand mitzugrooven sollte also möglich sein.

SimfoVents Palma werden mit der Sängerin Ester Andújar am 5.2. ein Jazz-Repertoire auf der Plaça Major spielen. „An den Sonntagen veranstalten wir vermuts jazz, zwei Konzerte in zwei Parks“, sagt Ferran Pereyra, künstlerischer Leiter des Festivals, im MZ-Gespräch. Jeweils zur Wermut-Stunde, also um 12 Uhr mittags, bringt erst die menorquinische Gruppe The Gentlemen Jacks am 6.2. die Besucher des Parc de Ses Fonts zum Tanzen, das Andreu Galmés Trio spielt am 13.2. im Parc Krekovic.

Noch ein besonderer Programmpunkt ist für den 12.2. um 12 Uhr angekündigt: „Wir knüpfen erstmals beim Festival eine Verbindung zwischen dem Kriminalroman und dem Jazz“, erklärt Pereyra. „In gewisser Weise war der Jazz ja schon immer der Soundtrack des Krimis.“ In der Passage Els Geranis gibt es ein dazu passendes literarisch-musikalisches Cross-over mit Vortrag und Konzert.

Die Reihe Frauen & Jazz

Ein Themenblock, der dem Festivalleiter besonders am Herzen liegt, ist die Reihe „Dones & Jazz“, die im Kulturzentrum Can Balaguer stattfinden wird. Bei freiem Eintritt gibt es dort drei Konzerte jeweils um 18 Uhr zu hören.

Den Auftakt machen am 7.2. Jazz Pretenders und die katalanische Sängerin Marian Barahona. Am 8.2. tritt Carme Canela im Duo mit dem Gitarristen Jurandir Santana auf und präsentiert ihr Album „Celebrating La Fusa“.

Ein Hauch von Frankreich weht am 9.2. mit Cristina Vilallonga, die in Paris und auf Mallorca lebt, durch den Stadtpalast: „Sie wird uns eine Mischung aus französischer Musik und dem Erbe des Tangos präsentieren, aber immer mit Jazz-Akzenten“, verspricht Pereyra. „Dabei wird sie von Albert Bover begleitet, einem der großen Jazz-Pianisten unseres Landes.“

Die zehn Hauptkonzerte

Die kostenpflichtigen Konzerte des Jazz Palma Festival steigen allesamt im Theater Xesc Forteza, bis auf eine Ausnahme: Am 10.2. gibt es als besonderes Highlight „Spain“, eine Hommage auf Chick Corea, im Kongresszentrum zu hören. Fast genau auf den Tag vor einem Jahr, am 9.2.2021, starb der legendäre Jazz-Pianist aus den USA. An dem großen Tribute-Konzert sind auch die Balearen-Sinfoniker beteiligt. „Toni Cuenca dirigiert das Orchester und zeichnet für die Arrangements verantwortlich. Mit dabei sind einige der wichtigsten Musiker Spaniens, die gemeinsam mit Chick Corea spielen durften, darunter Jorge Pardo oder Carles Benavent“, sagt Pereyra (Eintritt: 20–25 Euro, Karten unter: tickets.janto.es).

Wer dem Straßenumzug am 4.2. bis zum Theater gefolgt ist, den erwartet um 20 Uhr das erste der dort zelebrierten Konzerte: „Eli Degibri ist ein Saxofonist aus Israel, der in den letzten Jahren richtig durchgestartet ist“, sagt Pereyra über den ersten Gast. Am 5.2. um 20 Uhr steht der Pianist Moisés P. Sánchez mit seiner Band auf der Bühne. „Sie spielen rein akustischen Jazz, die manchmal auch in Richtung Flamenco geht“, so der Festivalleiter.

Die galicische Flötistin Maria Toro beehrt das Xesc Forteza am 6.2. um 19 Uhr, um ihr neuestes Album „Fume“ zu präsentieren. In ihrer Musik finden sich sowohl Einflüsse aus New York als auch aus Brasilien wieder. Joan Barbé, ein junger ibizenkischer Multiintrumentalist und Produzent, hat jüngst das Album „Quorum“ mit vielen musikalischen Fusionen aufgenommen. „Jazz ist immer dabei, aber an manchen Stellen klingt er nach Funk, an anderen nach Rock“, sagt Pereyra, der den avantgardistischen Beitrag unbedingt im Festivalprogramm haben wollte (7.2., 20 Uhr).

Internationales Aufgebot

Neben der Chick-Corea-Hommage gibt es am 8.2. um 20 Uhr ein weiteres Konzert, das einen großen Künstler würdigt: den italienischen Filmregisseur Pier Paolo Pasolini, der dieses Jahr seinen hundertsten Geburtstag gefeiert hätte. „Zu diesem Anlass haben sich acht italienische Musiker entschlossen, die Musik aus seinen Filmen in Jazz-Versionen zu interpretieren“, erklärt Pereyra. „Hier in Palma wird eines von nur drei dieser besonderen Konzerte stattfinden, die für Spanien geplant sind.“

Das könnte Sie interessieren:

Die katalanische Saxofonistin Irene Reig, die ihre Ausbildung vor allem in Holland, aber auch in den USA erhielt, stellt am 9.2. um 20 Uhr mit ihrem Trio ihr neues Album „Mira“ vor. International weiter geht es am 11.2. um 20 Uhr mit dem kubanischen Duo aus Ariel Brínguez (Saxofon) und Iván „Melón“ Lewis (Piano). „Ich will nicht sagen, dass das aktuell die wichtigsten sind, denn aus Kuba kommen so viele beeindruckende Musiker“, räumt der Festivalleiter ein. „Aber diese beiden machen sehr interessante Projekte und tun sich hier zusammen, um die kubanische Musik auf den Jazz zu übertragen.“

Ein bekanntes Gesicht zeigt sich am 12.2. um 20 Uhr auf der Bühne: Der menorquinische Jazz-Pianist Marco Mezquida spielt ein Solo-Konzert. Am 13.2. um 19 Uhr gibt er eine weitere Kostprobe seines Könnens: als Begleiter des Schlagzeugers Gonzalo del Val, der für den buchstäblichen Paukenschlag zum Abschluss des Festivals sorgt.