Auf dem Passeig del Born in Palma de Mallorca lieferten sich einst Ritter Duelle. Vom 27. Mai bis 5. Juni findet dort hingegen die Buchmesse „Fira del Llibre de Palma“ statt. „Heute ist das für uns ein unvergleichlicher Rahmen: ein Ort der Begegnung, des literarischen und intellektuellen Schlagabtauschs“, sagt Àlex Volney, Vorsitzender des Gremi de Llibreters, das die Veranstaltung organisiert. Und es wird um die Herzen der Leserschaft gerungen.

Im Gegensatz zu Sant Jordi, dem Tag der Bücher am 23. April, verspräche die Messe mehr Muße: „Sie dauert zehn Tage, das lässt Zeit für alle möglichen Aktivitäten, zum Reden und Austauschen von Ideen. Dabei entstehen sogar Freundschaften“, so der Betreiber der Buchhandlung Ramon Llull. Viele langjährige Stammkunden habe er auf dem Borne kennengelernt – Menschen, die sonst vielleicht überhaupt nicht den Weg in seine Buchhandlung gefunden hätten.

Àlex Volney ist Vorsitzender des Buchhändlerverbands Gremi de Llibreters in Palma. B. Ramon

Abwechslungsreiches Programm in Palma

Das Volk bekommt einiges geboten: „Dieses Jahr haben wir eine Rekordbeteiligung von 19 Ständen verschiedener Buchhandlungen, und ich versichere, dass kein Programm dem anderen gleicht“, sagt Volney. Dazu gibt es Theater, Poesie, Debatten, Konzerte und jede Menge Aktivitäten für Kinder.

Autorinnen und Autoren knüpfen wertvolle Kontakte, manche Verlage warten bis zu diesem Termin, um ihr neuestes Ass aus dem Ärmel zu ziehen. Laut Volney gehen vor Weihnachten begonnene Kampagnen mit der Fira del Llibre feierlich zu Ende – ein wichtiger Taktgeber im Kalenderjahr der Buchhändler und ein Pflichttermin für die Welt der Literatur auf den Balearen.

Spanien zu Gast in Frankfurt

Dick angestrichen in der Agenda der Verlage gehört speziell dieses Jahr auch das Mega-Event der Frankfurter Buchmesse vom 19. bis 23. Oktober: Spanien wird dabei Ehrengast sein, zum ersten Mal seit 31 Jahren.

Beim Gespräch mit Elvira Marco, der Projektleiterin für den großen Gastauftritt in Deutschland, ist ihre Vorfreude nicht zu überhören: „Damals waren wir noch eine junge Demokratie. Jetzt bekommen wir diese außergewöhnliche Möglichkeit, zu zeigen, dass unsere Literatur und Kultur heute voller Kreativität stecken“, sagt sie. Die sprachliche Vielfalt im Land solle dabei nicht zu kurz kommen – 24 Prozent der Publikationen erscheinen nicht auf Spanisch, unter anderem werden somit auch katalanische Autoren mit von der Partie sein.

Elvira Marco, Projektleiterin für den Ehrengastauftritt Spaniens auf der Frankfurter Buchmesse. Frankfurter Buchmesse

Spanische Sachbücher im Trend

In der Frankfurter Arena werden natürlich andere Kämpfe ausgefochten als auf dem Born in Palma: Es geht darum, sich in Fachkreisen, im deutschen und internationalen Buchhandel zu behaupten. „Das ist ein langfristiges Projekt, das wir 2019 begonnen haben, und das dieses Jahr Früchte tragen wird. Wir haben bereits erreicht, dass das Interesse an spanischer Literatur deutlich gestiegen ist und mehr Bücher ins Deutsche übersetzt werden“, sagt Marco.

Neben der allseits beliebten Belletristik seien aktuell Sachbücher im Trend. „Traditionell ist das ein Genre, das nicht viel übersetzt wird, aber wir merken: Auf dem deutschen Buchmarkt funktioniert es.“ Eine Tendenz, die nach Marcos Vermutung mit dem durch die Pandemie gesteigerten Bedürfnis nach Informationen zu tun hat. „Was wir auch beobachten, ist eine enorme Präsenz von übersetzten Autorinnen, darunter viele junge Talente“, so Marco.

Die Buchmesse in Madrid

Einige von ihnen werden sich wohl auch auf der Feria del Libro in Madrid tummeln – von Mallorca ist etwa Jugendbuchstar Joana Marcús vor Ort. Die wichtigste Buchmesse in Spanien wird vom 27. Mai bis 12. Juni im Retiro-Park zelebriert. Auch deutsche Medienvertreter wurden laut Marco dorthin eingeladen, um zu netzwerken und sich ein Bild von dieser so ganz anderen Buchmessen-Kultur zu machen: „Die Feria del Libro ist keine Fachmesse, sondern eine Messe für Leser: Eltern mit Kindern, Schülergruppen, Studierende – alle, die Bücher lieben – schauen vorbei und nutzen die Chance, um Autorinnen und Autoren kennenzulernen und Bücher zu kaufen.“

Die Projektleiterin ist seit ihrer Kindheit treue Besucherin der Buchmesse in Madrid. Auf die Frage, warum man in Spanien die Tradition so liebt, Bücher im Freien zu präsentieren, ganz nah an den Stadtbewohnern, antworten Elvira Marco und Àlex Volney dasselbe: Es liegt wohl am Klima. „Wir sind hier natürlich sehr mediterran, gehen gern raus und entdecken Bücher auf der Straße“, sagt der Buchhändler.

Die Kehrseite: Im Gegensatz zum wetterbeständigen Makrokosmos der Frankfurter Messe müsse man ständig gen Himmel schauen. Bücher vertragen weder Regen noch Sonne. Madrid habe dabei ein größeres Handicap als Mallorca. Dort gebe es weniger schattenspendende Bäume als auf Palmas Prachtallee.

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Fira del Llibre: 27.5.–5.6., 10–14 und 17–21 Uhr, Passeig del Born, Programm: llibretersmallorca.cat

Frankfurter Buchmesse: spainfrankfurt2022.com