Mit einem Schlag in die Magengrube, der bitterbösen Gesellschaftsparabel "Triangle of Sadness", und einer kleinen Regie-Darbietung ihres Regisseurs, Ruben Östlund ist am Mittwochabend (26.10.) in Palma de Mallorca die elfte Ausgabe des Evolution Mallorca International Film Festival gestartet.

In einer Art Sketch lud der zweifache Gewinner der Goldenen Palme in Cannes bei der Gala im Teatre Principal das Publikum dazu ein, seine Reaktionen auf wahrhaft ekelerregende Leinwand-Szenen filmreif kundzutun und lieferte die präzisen Regieanweisungen dazu von der Bühne aus gleich mit. Die Gäste der Festivaleröffnung machten mit, einer der Sponsoren verließ wie angewiesen hochgradig verärgert den Saal, ein Schwede schrie "This is cinema!" und alle Zuschauer erschauderten lautstark - obwohl auf der Leinwand letztlich gar kein Film abgespielt wurde.

Nastassja Kinski bedankt sich bei ihrer Mutter

Kino, so das Fazit, spielt sich im Kopf ab. Was auch für den wohl bekanntesten Stargast dieses Abends, Nastassja Kinski, gilt: Die deutsche Schauspielerin ist gerade für ältere Zuschauer dank ihrer Rollen in Filmen wie "Paris, Texas" von Wim Wenders und "Tess" von Roman Polański eine Kino-Ikone und wirkt doch heute seltsam entrückt. Im Teatre Principal nahm die 61-Jährige aus den Händen des Tourismus-Dezernenten des Inselrats den Preis "Cine de Mallorca" entgegen - was einem zumindest ehemaligen Hollywood-Star natürlich auch ein wenig seltsam erscheinen mag -, bedankte sich dafür bei ihrer Mutter und wünschte den Anwesenden Frieden und Glück.

Neuer Schwerpunkt auf die Arbeit hinter der Kamera

Kino spielt sich im Kopf ab und erzählt, von Regie-Kostproben bei Festival-Eröffnungen einmal abgesehen, Geschichten in Bildern. Das von der Deutsch-Mallorquinerin Sandra Seeling Lipski ins Leben gerufene Evolution Film Festival will in Zukunft einen Schwerpunkt auf die Kamera-Arbeit legen. Den Anfang bei dieser 11. Ausgabe machte die Ehrung einer der großen Kameramänner der Gegenwart: Der seit 1974 aktive US-Amerikaner Ed Lachmann kam im Rollstuhl auf die Bühne, um seinen "Evolution Cinematography Preis" entgegen zu nehmen - erst vor sechs Wochen hatte er sich in Patagonien bei Dreharbeiten für den neuen Film des Chilenen Pablo Larraín die Hüfte gebrochen.

Wie viel derlei Ehrungen den Geehrten bedeuten, machte auch noch die dänische Regisseurin Lone Scherfig deutlich. Die im Jahr 2000 durch "Italienisch für Anfänger" einem internationalen Publikum bekannt gewordene Filmemacherin dreht gerade in Barcelona einen neuen Film mit Daniel Brühl: "The Movie Teller". "Danke, dass du mich gefunden und gesehen hast", rief sie Sandra Seeling Lipski zu, nachdem sie ihren "Evolution Vision Award" entgegengenommen hatte.

Bei dem Evolution Mallorca International Film Festival sind noch bis Dienstag 127 Spiel-, Dokumentar-, Kurz- und Animationsfilme zu sehen. "Kommt Sie euch ansehen!", lud Sandra Seeling Lipski zum Abschluss des Eröffnungsabends nicht nur die Gäste im Teatre Principal ein. Infos zu Tickets und Programm finden sich hier