Evolution-Film-Festival-Chefin Sandra Lipski: "KI trägt zur Demokratisierung des Filmemachens bei"
Das Evolution Film Festival geht ab Dienstag in seine 14. Ausgabe. Gründerin Sandra Lipski über den Erfolgsfaktor Hollywood, die Demokratisierung durch KI und die deutschen Filme

Sandra Lipski, Filmfestival-Leiterin und Gründerin, bei der Pressekonferenz am Dienstag (7.10.). / Evolution International Film Festival
Evolution heißt Wandel. Was hat sich gegenüber anderen Ausgaben verändert?
Ich glaube, wir sind nicht nur breiter aufgestellt, sondern auch qualitativ immer stärker. Immer mehr internationale Filmschaffende hören vom Festival – und möchten unbedingt dabei sein.
Was macht Sie bei dieser Ausgabe ganz besonders stolz?
Dass ich dieses Jahr eine wirklich gute Balance gefunden habe: zwischen publikumswirksamen Filmen, spannenden Seminaren, unserem Cinematography Focus – der bereits zum vierten Mal stattfindet – und den wunderschönen Veranstaltungsorten. Die Eröffnungsgala im Palau de Congressos, die Closing-Gala im Teatre Principal, dazu Events im Es Baluard Museum und im CaixaForum – das ergibt ein vielseitiges Programm, das für jeden etwas bietet. Besonders stolz bin ich auch auf die fast 50 Balearen-Filme, die das lokale Publikum begeistern werden.
Wie hat sich die Filmszene der Balearen in den letzten zwölf Jahren entwickelt?
Wir haben viele Balearen-Filmemacherinnen und -Filmemacher von Beginn an begleitet, und es ist wunderbar zu sehen, wie sie sich entwickelt haben. Ich freue mich sehr, dass das Festival bei den lokalen Talenten so geschätzt wird. Mir war es immer wichtig, ihnen eine Plattform und eine Gemeinschaft zu bieten – einen Ort, an dem sie sich austauschen und ihr internationales Netzwerk erweitern können.
Im Wettbewerb sind auch zwei deutsche Filme. Wie wichtig ist Ihnen das deutschsprachige Publikum?
Das deutschsprachige Publikum ist mir sehr wichtig – ich bin schließlich Berlinerin! Es gab auch Jahre, in denen keine deutschen Filme im Programm waren, aber sie sind inzwischen ein fester und wertvoller Bestandteil des Festivals geworden. Dieses Jahr kommen Matthias Schweighöfer und Ruby O. Fee, um deren tollen Film „Das Leben der Wünsche“ zu präsentieren. Weitere deutsche Kinogrößen, die das Festival besucht haben, sind unter anderem Wim Wenders und Daniel Brühl. Wenn ein deutscher Film die Qualität mitbringt und ins Programm passt, freuen wir uns ganz besonders.
Die Hollywood-Stars
Als Danny De Vito vor einigen Jahren zum Festival kam, stellte dies einen Quantensprung dar. Welche Rolle spielt die Anwesenheit von Hollywoodstars wie Steve Buscemi derzeit für die Identität und den Erfolg des Festivals?
Wir freuen uns natürlich immer, wenn Hollywoodstars mit dabei sind. Sie sorgen nicht nur für Aufmerksamkeit, sondern bringen auch viel Wissen und Erfahrung mit, von dem die lokale und internationale Filmszene profitiert. Und besonders schön ist, dass Stars wie Danny De Vito, Ruben Östlund oder Mads Michelsen immer wieder betont haben, wie wohl sie sich auf diesem Festival fühlen, weil es so persönlich und herzlich ist. Die kommen sogar oft auf verschiedenste Events und quatschen da auf Augenhöhe mit Newcomer-FilmemacherInnen – das ist natürlich für die ein tolles Erlebnis. Die Kombination aus Stars und herausragenden Filmen stärkt zusätzlich die Sichtbarkeit von Independent-Filmen, die es oft schwer haben, ihr Publikum zu finden. Und natürlich ist es für alle von Vorteil – für Filmemacher, Festival und Mallorca – wenn internationale Medien wie der „Hollywood Reporter“ groß mit Steve Buscemi als Titelstory über uns berichten.
Warum ein Wettbewerb mit Cannes- und San-Sebastián-Gewinnern?
Das ist natürlich eine gute Frage! Aber wenn man zuvor Filme auswählt, die später solche Preise gewinnen – warum sollte man sie dann nicht zeigen? Wir freuen uns sehr, diese Werke dem Publikum zu präsentieren. Sie sind ein schöner Qualitätsbeweis für das gesamte Programm.
Das Festival richtet sich auch an ein Fachpublikum. An welches genau?
Es kommen viele Regisseure, Produzenten, Schauspieler und mittlerweile auch zahlreiche Kameraleute zu unserem wachsenden Cinematography Focus. Darüber hinaus bieten wir hochwertige Formate wie den „Producers Club“, die „Film Talks“ und den „Actors Day“ mit Masterclasses und Panels mit internationalen Agenten, Coaches und Casting- Direktorinnen.
Beim Festival gibt es sehr viele, teilweise nur mit wenigen Filmen bestückte Sektionen. Warum?
Natürlich könnte man die rund 130 Filme auch zusammenlegen – aber so sind sie schön übersichtlich geordnet, und das Publikum kann gezielt nach bestimmten Formaten suchen: Internationale Spielfilme, Debüts, Kurzfilme oder Dokumentationen, um nur einige zu nennen.
Chancen der KI
Wo sehen Sie Chancen und Grenzen von KI im Rahmen des Festivals? Dürfen sich Filme bewerben, die ganz oder teilweise mit KI erstellt wurden?
Heute muss man klar unterscheiden: KI ist ein Werkzeug unter vielen, das Filmschaffenden neue kreative Möglichkeiten bietet. Sie trägt zur Demokratisierung des Filmemachens bei, weil nun Effekte, die früher nur großen Hollywood-Teams vorbehalten waren, auch am heimischen Computer entstehen können. Noch erkennt man Unterschiede, aber sie werden immer kleiner – und umso spannender ist die Diskussion darüber. Wir haben noch keine eigene KI-Sektion eingeführt, aber schon vor einigen Jahren Projekte gezeigt, die komplett mit KI erstellt wurden – zum Beispiel Musikvideos. Und wir haben dieses Jahr ein superinteressantes Panel mit Sami Arpa, CEO von Largo.AI, und weiteren KI-Entrepreneurs, die wertvolle Einblicke geben, was heute schon mit KI möglich ist und wie sie die Zukunft des Filmemachens gestalten wird.
Wie sah es diesmal mit der institutionellen Unterstützung aus?
Wie alle Kulturevents wünschen auch wir uns mehr institutionelle Unterstützung – vor allem langfristige und planbare. Oft ist es schwierig, weil die Förderzeiträume so angesetzt sind, dass wir als Herbstfestival manchmal erst sehr spät wissen, mit welchem Budget wir tatsächlich planen können. Das erschwert die Organisation eines Formats, das so schnell wächst wie Evolution, natürlich enorm.
Was kann das Kino zur Kulturhauptstadt- Kandidatur von Palma beitragen?
Sehr viel! Der internationale Fokus auf Mallorca im Bereich Film stärkt das kulturelle Profil der Insel enorm. Kino ist ein verbindendes, publikumswirksames Medium – und ich bin stolz, mit meiner Arbeit dazu beitragen zu dürfen, Mallorca auf der internationalen Film-Landkarte zu positionieren.
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