Clueso über Musik, Mallorca und seine neues Studio im Bikini Hotel
Wie sein Mentor Udo Lindenberg in Hamburg verbringt der Rapper und Popstar Clueso seit einem Jahr viel Zeit in einem Hotel auf Mallorca. In Colònia de Sant Jordi entstanden auch mehrere Songs seines neuen Albums

Sänger Clueso beim Interview im Bikini-Hotel Es Trencs. / Nele Bendgens
Er steht gerade barfuß am Waschbecken der Gäste-Toiletten im Eingangsbereich des Bikini Island & Mountain Hotel Es Trenc und reagiert gleich wie ein alter Kumpel mit einem Ellenbogen-Check zur Begrüßung. Der Sänger Clueso, mit bürgerlichem Namen Thomas Hübner, ist kein Star mit Berührungsängsten. „Lauft doch schon mal geradeaus durch ins Studio C, ich bin gleich da“, weist er den Weg. Im Studio dröhnt gerade seine letzte Single „Minimum“ mit dem eingängigen Refrain „Ich will mehr, viel mehr vom Leben“ aus den Lautsprechern. Hier nimmt der Singer-Songwriter in letzter Zeit öfters seine Songs auf. „Oder ich schleppe alles hoch in den 7. Stock ins Penthouse und singe dort mit Blick aufs Meer“, erzählt er in dem als Lounge-Ecke umfunktionierten, ehemaligen Indoor-Pool-Bereich.

Der Musiker Clueso nimmt seine Songs auch im Penthouse im 7. Stock des Hotel Bikini Island Es Trenc auf. / Nele Bendgens
Seit 30 Jahren Musiker
Für einen deutschen Popstar mit ausverkauften Tourneen macht der Erfurter auch sonst einen sehr bodenständigen und entspannten Eindruck. „Ich spiele 2026 die größte Tour ever und frage mich selbst, warum es wieder so abgeht. Die Leute kaufen Tickets wie verrückt – die Waldbühne mit 22.000 Zuschauern, sieben Monate vorher ausverkauft“, scheint er sich selbst zu wundern. Clueso ist jetzt 45. „Auch wenn ich ins Publikum gucke, merke ich, dass wir alle älter geworden sind“, sagt der Musiker, der mit 15 Jahren in der Hip-Hop-Szene begann und sich bis heute seinen jugendlichen Charme erhalten hat. Auf seinen Tourneen nimmt er gerne jüngere Künstler mit: „Das ist so eine Art Künstlertransfer, wir lernen voneinander und erschließen uns gegenseitig neue Fans.“ Ähnlich erging es Clueso selbst, als er 2011 gemeinsam mit Udo Lindenberg dessen Song „Cello“ für Lindenbergs Album „MTV Unplugged – Live im Hotel Atlantic“ aufnahm und damit einem noch breiteren Publikum bekannt wurde.
Künstlerleben im Hotel
Udo Lindenberg war fortan sein Mentor, und genauso wie er nimmt Clueso seine Musik gerne in Hotelzimmern auf: „Die Räume klingen gut, oft sind sie mit Teppich ausgelegt. Ich finde, dass sie zeitlos sind. Da passieren so viele Geschichten, aber dann kommt die Reinigung und das Zimmer ist wie vorher, als wäre nichts geschehen“, sagt er. „Das inspiriert mich ebenso wie die Leute im Hotel zu sehen und das alles aufzusaugen. Außerdem kannst du im Sekundentakt Kaffee bestellen, und es ist alles nicht so ernst wie in einer Studioaufnahme.“
Die Idee zum eigenen Studio auf Mallorca entstand bei Clueso bereits vor vier Jahren. Auf der Geburtstagsparty des befreundeten Autors Benjamin von Stuckrad-Barre, der selbst einen Großteil seiner Zeit im Hotel lebt, traf er auf Christoph Hoffmann, einen der CEOs der Bikini-Kette und Mitbegründer der 25hours Hotel Company. „Ich meinte zu ihm, ob er nicht eine Family-Rate für mich hätte, weil ich so oft in Berlin bin, und dass ich es geil fände, ein Studio in einem seiner Hotels zu haben, denn die Kette ist nicht so hotelig“, sagt Clueso. Hoffmann bot ihm Köln an, aber für Clueso war das zu weit von Erfurt entfernt. „Daraufhin schlug er Mallorca vor –das ist näher und passt viel besser. Mit der Bahn von Erfurt nach Köln fährst du viereinhalb Stunden. Da bist du, wenn es gut läuft, schneller mit dem Flieger auf Mallorca“, sagt Clueso.

Clueso’s Tonstudio C im Hotel Bikini Island Es Trenc liegt direkt neben dem Loungebereich im ehemaligen Indoor-Schwimmbad. / Nele Bendgens
Ein Jahr Bikini-Hotel
Ein halbes Jahr später kam Hoffmann darauf zurück und flog mit Clueso nach Mallorca, um sich den Umbau eines alten Hotels in Colònia de Sant Jordi anzugucken. „Ich dachte mir, holy fuck, das ist ein ganz schönes Riesending. Das sah hier noch ganz anders aus, halt weiß, und der Schwimmbadbereich war komplett zugefliest, genauso wie die Außenanlage. Die haben hier lasterweise Pflanzen reingeballert“, sagt Clueso, der sich selbst in die Umgestaltung zum Bikini-Hotel einbrachte. „Ich habe dem Designer gesagt, dass ich eine „No TV-Policy“ toll fände. Wer braucht den hier am Meer, bei dieser Aussicht?“, findet er. Das Konzept wurde umgesetzt, die Gäste können sich nun stattdessen ein iPad ausleihen.

Das Penthouse hat eine Terasse mit Rundumblick auf den Es Trenc Strand und die Cabrera Inselgruppe. / Nele Bendgens
Seit der Eröffnung vor einem Jahr mietete sich Clueso immer wieder für eine Woche im Penthouse im 7. Stock ein. Von dort oben ist der gesamte Es-Trenc-Strand ebenso zu sehen wie die Inselgruppe Cabrera. „Ich habe hier keine Aktien drin und verdiene nichts an dem Hotel. Wir kooperieren nur“, sagt er. „Ihr Benefit ist meine Story, dafür kann ich das Penthouse umsonst blocken, wenn ich hier bin.“ Clueso, der ansonsten keine Werbung macht, postet bei seinen Aufenthalten zeitversetzt in den sozialen Medien und gab vergangene Woche bei einer Party zum einjährigen Bestehen des Hotels vor Gästen und Freunden des Hauses ein 70-minütiges, ausgesprochen lässiges und gut gelauntes Konzert. Mit dabei waren DJ Beathova und der Saxofonist Oleg Rool Rovner. In Zukunft will Clueso zudem verstärkt auch andere Musiker in das Tonstudio einladen.
Songs mit Blick aufs Meer
Dieses Jahr sei so etwas wie eine Testphase für ihn gewesen, ob das Leben im Hotel für ihn als Künstler überhaupt funktioniere. Sein Fazit: „Es klappt eigentlich ganz gut. Wenn ich will, kann ich hier im Hotel so eine Art Siegerehrung machen, einmal herumrennen und alle begrüßen, denn es sind viele Deutsche hier, gleichzeitig kann ich mich aber auch komplett zurückziehen.“ Mallorca sei für ihn eine Insel zum Runterkommen. Auf die Generation der „Ochsenknechts und so“ folge jetzt die seine: „Ich habe viele Freunde und artists in meinem Alter, die hier temporär ein Zuhause haben und die ich besuchen kann.“ Clueso könnte sich „vielleicht“ auch ein Apartment in Palma vorstellen und will bald anfangen, Spanisch zu lernen. „Das Hotel ist mein Schnupperkurs, andererseits weiß ich nicht, ob ich immer an einem Ort sein will, ich bin ein viel zu hibbeliger Typ“, sagt er.
In der Schule sei er mit seiner Art oft angeeckt. „Mit zwölf Jahren war ich sogar mal in einer Nervenklinik und bekam da so etwas wie eine ADHS-Diagnose, wobei ich gar nicht mehr weiß, ob es den Begriff damals schon gab“, erzählt er „Aber seitdem ich Musik mache, ist das nicht mehr so. Die Musik ist wie ein Ventil für mich. Ich kann dann hyperfokussieren und darf dabei nur nicht vergessen zu essen oder so.“ Einfach nur am Strand zu liegen, könne er sich nicht vorstellen, da gehe er lieber ins Studio.
Die neue Single stammt auch von der Insel
Inspiration für seine Songs finde er überall. „Für mich reicht schon, wenn der Taxifahrer traurige Augen hat. Diese Begegnung ist dann irgendwie der Dominostein für einen Song, und dann lernt der Song laufen, aber die Musik ist immer zuerst da“, sagt Clueso. Gleichzeitig sei er bekennender Melancholiker, schreibe keine Texte, wenn er fröhlich sei. „Meine Tiefphasen hingegen sind immer förderlich, denn gleichzeitig habe ich in der Musik meine beste Freundin gefunden.“ Seine besseren Sachen seien oft autobiografisch. „Déjà-vu, meine letzte Ballade, fand ich so deep, dass ich sie erst mal ein Jahr lang nicht herausgebracht habe“, erzählt er. Seine neue Single „Lovesick“ ist an diesem Freitag (24.10.) veröffentlicht worden. Clueso hat sie hier im Hotel aufgenommen, genauso wie sechs bis sieben weitere Songs für sein neues Album, das ebenfalls den Titel „Déjà-vu“ tragen soll. Das Erscheinungsdatum stehe noch nicht ganz fest. Auf der Insel aber dürften wir ihn wohl noch öfters antreffen.
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