Er gilt als einer der talentiertesten Pianisten Kubas: Mit Mitte zwanzig wurde Roberto Fonseca jüngstes Mitglied im Buena Vista Social Club. Der Musiker spielte mit Größen wie Herbie Hancock und versteht es, Stile wie Jazz, Rap und Klassik zu verbinden – und dennoch die kubanische Musiktradition zu pflegen. Im Rahmen des Alternatilla Jazz Festival tritt er am 6. Dezember auf Mallorca auf.

Ihr letztes Konzert im Teatre Principal in Palma ist noch nicht lange her: Im Juli begleiteten Sie Omara Portuondo. Wie würden Sie die Beziehung zu ihr beschreiben?

Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, das spürt man auch auf der Bühne. Es ist wahnsinnig schwer, Omara nicht zu lieben. Für sie mit ihren 92 Jahren sind wir Musiker natürlich noch Babys. Das Lustige ist: Manchmal ist sie wie eine Mutter und manchmal ist sie wie eine Tochter, weil sie auch so viel mit uns scherzt. Was die Musik betrifft, so gibt es einfach keine Zweite wie Omara! Wir kümmern uns in jeder Minute um sie, sowohl auf als auch hinter der Bühne.

Wie beim letzten Konzert bringen Sie diesmal den Bassisten Yandy Martínez und den Schlagzeuger Ruly Herrera mit nach Palma. Was zeichnet Sie als Trio besonders aus?

Das ist schwer mit Worten zu beschreiben. Unser Umgang ist von Freundschaft und gegenseitiger Zuneigung geprägt. Wir lieben und respektieren uns wie Brüder, die durch die Musik miteinander kommunizieren. Und wir alle haben eine klassische Ausbildung und beherrschen unsere Instrumente. Manch andere Künstler, die dieses Niveau erreicht haben, stellen gern ihre technische Perfektion zur Schau. Für uns bedeutet Virtuosität aber auch, die Noten in jedem Moment auf genau die richtige Weise zu spielen. Wir genießen die Musik und haben sehr viel Spaß dabei. Bei jedem Konzert auf unserer Europa-Tournee war es so, dass die Zuschauer sich mehr und mehr der Musik hingegeben haben, bis sie schließlich tanzten. Egal in welchem Land: Am Ende tanzen sie alle Mambo!

Auf dem Programm stehen vor allem Stücke aus ihrem neuesten Album „Yesun“, das im Jahr 2019 erschienen ist. Woher kommt dieser Titel?

Ich versuche auf diesem Album, dass die Musik sich genauso verhält wie das Wasser, das verschiedene Formen annehmen und flüssig, fest oder gasförmig sein kann. Gleichzeitig ist es ein Aufruf, auf unseren Planeten und besonders auf sein Wasser achtzugeben. So kam mir die Idee, die Namen der Göttin des Meeres, Yemayá, und Ochún, der Göttin der Flüsse, zu „Yesun“ zusammenzufügen. Ich liebe diesen Titel! (Fonseca ist Anhänger der Hauptreligion auf Kuba, der Santería, Anm. der Red.)

Wie bei Wasser, das sich nicht bändigen lässt, fließen auf „Yesun“ Stile von Jazz über Klassik bis Funk, Rap und elektronischer Musik zusammen. Sie sagen, es sei das Album, das Sie schon immer machen wollten. Warum war jetzt die Zeit reif dafür?

Miles Davis sagte, dass man manchmal einen langen Weg zurücklegen muss, bis man nach sich selbst klingt. Und genau so war es. Mir ging es nun darum, die Musik nicht in Schubladen zu stecken und zu zeigen, was im Kopf von Roberto Fonseca steckt – und durch die Musik zu denken. Es war wie eine Wiedergeburt meiner Art, zu spielen und zu improvisieren. Alle Kompositionen erzählen eine Geschichte aus meinem Leben. Sie sind wie meine Kinder, ich liebe sie alle gleichermaßen.

Sie spielen dabei nicht nur Klavier, sondern trauen sich auch erstmals zu singen…

Das war eine verrückte Idee und ein echtes Wagnis (lacht). Meine Mutter sang früher immerzu, in Wahrheit ist Gesang also schon lange Teil meines Lebens. Er ist eine noch spirituellere Manifestation von Musik, weil er den Körper in Schwingung versetzt. Ich wollte es ausprobieren, machte eine Testaufnahme, und zum Glück gefiel mir das Ergebnis ganz gut.

Im Jahr 2001 lud Ibrahim Ferrer Sie in den Buena Vista Social Club ein, wo Sie der Nachfolger von Rubén González wurden. Wie war Ihre erste Begegnung, und wie hat Sie die Zeit mit den Musikern geprägt?

Das erste Mal traf ich sie bei einer Aufnahme im Studio. Ich wusste aber gar nicht, dass sie alle dort sein würden. Als ich eintrat, wurde ich schrecklich nervös, genau wie danach beim ersten Konzert. Aber die Musiker haben mich sehr unterstützt und mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben. So begann eine sehr schöne Etappe in meinem Leben. Sie inspirierten mich dazu, mich der traditionellen kubanischen Musik zuzuwenden, die immer ein wichtiger Part meiner Kompositionen ist. Ich möchte, dass die Leute in all meinen Stücken den kubanischen Teil in mir spüren.

6. Dezember, 20 Uhr, Teatre Principal, 8–25 Euro, Karten unter: teatreprincipal.koobin.com