Mit einem gefeierten „dokumentarischen Cabaret“, dessen Titel bereits das Thema ist, startet das Teatre Principal in Palma de Mallorca ins neue Jahr. In „Prostitución“, einer Inszenierung des mit dem spanischen Theaterpreis ausgezeichneten Regisseurs Andrés Lima, erkunden drei Schauspielerinnen, was Prostitution aus Menschen macht. In kaum einem anderen Land in Europa gibt es so viel Sexarbeiterinnen wie in Spanien.

Zu Wort kommen dabei vor allem die Huren selbst – das Stück basiert auf den über einen Zeitraum von einem Jahr von den Darstellerinnen und dem Regisseur geführten Gesprächen mit Prostituierten und Zuhältern. Die Schauspielerinnen – die aus Film und Fernsehen sehr bekannte Carmen Machi sowie Nathalie Poza und Carolina Yuste – schlüpfen dabei immer wieder in verschiedene Rollen.

Es sei dem Regisseur darum gegangen, „den Zuschauer mit ins Bordell zu nehmen“, sagt Carmen Machi. Das Stück hat, den Kritiken nach zu urteilen, etwas von einem Varieté der 20er-Jahre, auch die Musik und der Humor spielen eine große Rolle. Vor allem aber soll es darum gehen, den Zuschauer wie bei Bertolt Brecht zum Nachdenken zu bringen. Dazu dienen auch Passagen aus zwei Büchern mit ganz konträren Schlussfolgerungen zum Thema: die Prostitution als Gewerbe legalisieren oder als Sklaverei bekämpfen.

„Großes Theater, mit nicht einem Klischee“, urteilte der nach der 130-minütigen Inszenierung „atemlos“ zurückgebliebene Theaterkritiker der Tageszeitung „El País“, Marcos Ordoñez (Aufführungen am 8.1., 20 Uhr, 9.1., 18 Uhr).

Zeitgenössisches Theater

Das Gastspiel aus dem Teatro Español in Madrid, wo „Prostitución“ bereits im Januar 2020 Premiere hatte, ist nur eines von etlichen Stücken, die sich im ersten Halbjahr im Teatre Principal mit gesellschaftskritischen Themen beschäftigen. Größere ausländische Inszenierungen sind in dieser Spielzeit nicht dabei, dafür hat Intendant Josep Ramón Cerdá noch eine ganze Reihe weiterer Produktionen vom Festland eingeladen.

Zunächst als Regisseur mit einem Stück über Federico García Lorca (21.1.) und dann auch als Darsteller in der von Fernando Pessoa inspirierten Inszenierung „El fingidor“ ist der bekannte Schauspieler Pep Tosar zu sehen (28. und 29.1). Vom renommierten Centro Dramático Nacional in Madrid kommt das Stück „Los Remedios“ (30.4.), und auch von Andrés Lima stehen noch zwei weitere Stücke auf dem Programm („Shock I“ und „II“ am 2. und 3.4. über den Putsch von Augusto Pinochet in Chile). Es lohnt sich, die Karten vorzeitig zu kaufen: Die Gastspiele bekannter spanischer Produktionen sind auf Mallorca schnell ausverkauft.

Musik auf der Bühne

Das könnte Sie interessieren:

Ebenfalls geplant sind eine ganze Reihe von Stücken auf Katalanisch, Opernaufführungen – darunter Verdis „Maskenball“ (27. und 28.2. sowie 2.3. ) sowie Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ (8., 10. und 12.6.) – und diverse Konzerte.

Besonders stolz ist Intendant Josep Ramón Cerdá dabei auf ein neues Flamenco-Festival zu Ehren des 2014 verstorbenen Paco de Lucía. Für den großen Gitarristen war Mallorca ein häufig genutzter Rückzugsort, hier hatte er ein Haus und ein Studio. Nun soll sein Name auch in Zukunft mit der Insel verknüpft werden. Bislang angekündigt sind Soleá und Kiki Morente, beides Kinder einer weiteren Flamenco-Legende, Enrique Morente (9.3.), sowie der intellektuellere Niño de Elche (10.3.). teatreprincipal.com