Hochkarätiger Besuch in Palma de Mallorca: Das Museum Es Baluard hat Robert "Bob" Wilson, einen der bedeutendsten Vertreter des internationalen Gegenwartstheaters, für ein Projekt im Rahmen der Ausstellung "Personae. Máscaras contra la barbarie" gewinnen können. Ausgangspunkt sind die Marionetten und Zeichnungen, die Miró rund um das absurde Theaterstück "König Ubu" von Alfred Jarry schuf.

Konkret geplant ist eine zeitgenössische Neuinterpretation des Ubu-Universums in Form einer Theateraktion, die von Museumsdirektorin Imma Prieto konzipiert wurde und bei der der US-amerikanische Bühnenkünstler und Dramatiker Regie führen wird. Wilson war vergangene Woche vor Ort, um die Proben vorzubereiten und Schauspielerinnen und Schauspieler zu casten. Die Aufführungen sollen zwischen dem 15. und 23. Oktober im Aljub des Es Baluard stattfinden.

Ansicht der Ausstellung „Personae. Màscares contra la barbarie“ Es Baluard Museu d’Art Contemporani

Ein Klangkunstwerk für die Ausstellung

Mirós Original-Figuren kamen bei der Inszenierung "Mori el Merma" von der Kompanie La Claca zum Einsatz, die 1978 im Teatre Principal in Palma uraufgeführt wurde. Für das aktuelle Projekt wird Joan Baixas, Künstler und Mitbegründer von La Claca, Repliken anfertigen. Neben der Theateraufführung wird Wilson die Ausstellung mit dem neuen Klangkunstwerk "Ubu Sounds the Alarm" bereichern.

Imma Prieto erklärte in einer Mitteilung: "Wir haben einen vielseitigen Künstler gesucht, der sich übergreifend und ohne Barrieren zwischen den Disziplinen bewegt, der in der bildenden Kunst, aber auch auf der Bühne und für die Bühne gearbeitet hat."

Parallelen zwischen König Ubi und Putin

Der Museumsdirektorin geht es bei dem Projekt auch um politische Positionierung, wie aus ihren Ausführungen hervorgeht: "Jetzt, nach der russischen Besetzung, ist es notwendiger denn je, wieder über Ubu zu sprechen." Die Kunst habe diese gesellschaftliche Funktion, sie sei ein Instrument der Reflexion, des Denkens und des Handelns, ohne dabei Ironie und Sarkasmus zu vergessen. "Was könnte besser sein als eine Theater-Aktion von Jarry-Miró-Wilson?"

Jarrys Text 'König Ubu" stamme aus dem Jahr 1896 und Mirós Neuinterpretationen aus den Jahren 1966 bis 1975. "50 Jahre später ist das ironische und dekadente Porträt von Ubu, einer diktatorischen, grotesken und despotischen Person, aktueller denn je", fügte Prieto hinzu.

Präsenz beim Kunstfest Weimar 2022

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Robert Wilson geht nach eigener Aussage mit großem Respekt an das Projekt heran. "Was Miró gemacht hat, war unglaublich und faszinierend. Er hat diesem Werk seine Handschrift verliehen, weshalb es ein Fehler wäre, wenn ich versuchen würde, ihn zu imitieren", sagte der Regisseur. Einerseits müsse man den Meister achten, andererseits aber seinen eigenen Weg finden und dem Stoff Relevanz für die Gegenwart verleihen.

Das Projekt schlägt auch eine Brücke nach Deutschland: Beim Kunstfest Weimar 2022 werden der künstlerische Leiter Rolf C. Hemke, Imma Prieto, Robert Wilson und Joan Baixas gemeinsam an einer Gesprächsrunde teilnehmen. Die Repliken der Miró-Figuren sind dann ebenfalls mit von der Partie. /bro