Einem Niederländer hat Port de Sóller sein Internationales Klassik-Festival im Oktober zu verdanken. In diesem Jahr lädt Jos Kuiper bereits zur 17. Ausgabe – und wirkt am Telefon tatenfreudig wie eh und je. Einmal mehr ist es dem ehemaligen Reiseleiter und Hotelchef im (Un-)Ruhestand gelungen, eine Reihe hochkarätiger Musiker auf die Insel zu locken, darunter unter anderem von den Berliner und den Wiener Philharmonikern. Dabei war es einem Zufall zu verdanken, dass es dieses Festival überhaupt geben konnte, wie Kuiper der MZ erzählt.

Im Jahr 2004 wurde das Kloster Santa Catalina, das idyllisch oberhalb des Hafenortes gelegen ist, vom Militär an die Gemeinde zurückgegeben, 2005 wurde dann das Meeresmuseum dort eröffnet. Kuiper, der inzwischen seit 30 Jahren in Port de Sóller lebt, ging zur Eröffnung und hatte bereits zuvor mit dem Gedanken gespielt, eine Klassik-Reihe in seinem Heimatort zu etablieren. Allein, es fehlte ein Aufführungsort. „Bei der Eröffnung des Museums erfuhr ich dann, dass das kleine Kirchlein auf dem Gelände für Konzerte genutzt werden sollte“, erzählt der Niederländer, der eine Zeit lang das Hotel „Los Geranios“ im Hafenort betrieb. Da griff Kuiper zu und kontaktierte direkt den russischen Pianisten Alexander Malter, der immer wieder mit Musikern im Schlepptau im „Los Geranios“ abgestiegen war. Malter lebte bereits seit Anfang der 90er-Jahre in Berlin und verfügte auch aufgrund seiner Tätigkeit im russischen Staatsfernsehen über exzellente Kontakte zu Musikern.

Kulturell hochwertiges Angebit zur Nebensaison

Kuipers Anliegen – früher natürlich nicht ganz uneigennützig – ist, die touristische Nebensaison in Port de Sóller mit einem kulturell hochwertigen Angebot zu beleben. Und das Vorhaben geht seit Jahren auf. Kuiper berichtet von Stammgästen, die jedes Jahr im Herbst einen Urlaub im Hafenort buchen. „Man weiß nie genau, ob sie für einen Wanderurlaub kommen und die Konzerte mitnehmen oder ob sie für die Konzerte kommen und nebenbei ein bisschen wandern“, sagt er halb im Spaß, halb im Ernst. Inzwischen finden die Konzerte nicht mehr auf dem höchsten Punkt des Ortes, sondern in der Hauptkirche im Carrer de Canonge Oliver statt.

In diesem Jahr eröffnet das Trio „The Clarinet Trio Anthology“ aus Österreich das Festival am 1. Oktober (die Konzerte beginnen alle um 19.30 Uhr). Klarinettist Daniel Ottensamer kann mit reichlich Expertise aufwarten. Der heute 36-Jährige ist bereits seit 2009 erster Klarinettist der Wiener Philharmoniker sowie der Wiener Staatsoper. Ottensamer stammt aus einer echten Bläser-Dynastie. Sein Bruder Andreas ist erster Klarinettist der Berliner Philharmoniker, der 2017 verstorbene Vater Ernst war ebenfalls Solo-Klarinettist der Wiener Philharmoniker und der Staatsoper.

Klarinetten-Trio

Das „Clarinet Trio Anthology“ fand sich im ersten Corona-Lockdown zusammen, als Daniel Ottensamer gemeinsam mit dem Cellisten Stephan Koncz (Berliner Philharmoniker) und dem Pianisten Christoph Traxler Zeit hatten, sich mit einem Nischen-Genres wie dem Klarinetten-Trio auseinanderzusetzen, wie Jos Kuiper erklärt. Von Januar bis September 2021 widmeten sich die Musiker einem weltweit einzigartigen Projekt: eine umfassende Einspielung auf CD von Originalwerken für Klarinette, Cello und Klavier, genannt „The Clarinet Trio Anthology“.

Am 8. Oktober treten das Storioni Trio aus den Niederlanden mit Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Antonin Dvorak auf. Das Storioni Trio, bestehend aus Wouter Vossen an der Violine, dem Cellisten Marc Vossen und Bart van der Roer am Klavier gilt als eines der weltweit führenden Klaviertrios.

Rundfunksinfonie-Orchester Berlin

Eine Woche später gastiert das Klavierquintett des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin in der Kirche. Die Musiker spielen die Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart, von denen es eine Kammermusikfassung gibt.

Zum Abschluss am 22. Oktober gastieren die russische Sopranistin Evelina Dobraceva, die georgische Geigerin Natalia Gubinia und Alexander Malter mit gleich drei Versionen des „Ave Maria“: von Verdi, von Schubert und von Bach, bearbeitet von Gounod. Tickets für das Festival (25 Euro) unter ticketib.com