„Wir standen kurz vor dem Aus, es gab kaum noch Hoffnung“, sagt Jaume Gomila und hält inne. „Fast hätten wir alles hinschmeißen müssen.“ Alles, damit meint Gomila das Kinder- und Jugendtheaterfestival FIET, das seit über 20 Jahren sein Herzensprojekt auf Mallorca ist und das jetzt mit einem nationalen Kulturpreis ausgezeichnet worden ist. Aber auch die gemeinnützige Vereinigung Sa Xerxa, Trägerin des Festivals, die Jahr für Jahr hochkarätige Ensembles nach Vilafranca einlud. Vor allem aber hätte Gomila fast sein großes Ziel begraben müssen: die Welt des Theaters dem Nachwuchs näherzubringen – und so auch die reale Welt ein wenig besser zu machen. „Fast wäre nichts daraus geworden. Doch es kann weitergehen, und das ist einfach fantastisch“, sagt Gomila.

Gemeinsam mit seinen Mitstreitern von Sa Xerxa hat er in den vergangenen Monaten eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt. „Es war immer schon schwer, die FIET finanziell zu stemmen, besonders aber, seit uns der Inselrat nach der Wirtschaftskrise im Jahr 2012 die Fördergelder gestrichen hat“, erinnert sich Gomila. Damals nahm die Vereinigung einen Kredit bei der Bank auf und stützte sich auf private Spenden. „Die Pandemie hat uns dann richtig in die Knie gezwungen.“

Zwei unerhoffte Geldsegen

Eine Crowdfunding-Aktion im Sommer war ein letzter Versuch: 16.000 Euro wollte Sa Xerxa innerhalb von 40 Tagen sammeln – oder das Festival einstellen. „Doch die Resonanz war großartig, wir hatten die Summe schon vor Ablauf der Frist erreicht“, berichtet Gomila. Mittlerweile sind mehr als 21.000 Euro beisammen. Genug, damit die FIET auch ihre 20. Ausgabe feiern kann.

Jaume Gomila (3.v.l.) und seine Mitstreiter von Sa Xerxa DM

33 professionelle Theatergruppen sind dieses Mal dabei – gut ein Dutzend weniger als noch vor Corona. „Aber wir sind zufrieden, nein, glücklich, dass es überhaupt stattfindet.“ Zumal ja keiner ahnen konnte, das kurz vor Beginn des Festivals noch ein zweiter Geldsegen auf die Vereinigung herabrieseln sollte. „Als wir Anfang Oktober erfuhren, dass wir den nationalen Preis für szenische Künste im Kinder- und Jugendbereich vom spanischen Kulturministerium gewonnen haben, waren wir einfach nur überwältigt“, sagt Gomila. Nicht nur wegen der 30.000 Euro Preisgeld, sondern auch wegen der Anerkennung, die damit einhergeht. „Wir dachten selbst immer, wir sind doch ein Haufen Verrückter, weil wir versuchen, ein so professionelles Festival in einem kleinen Inseldorf auf die Beine zu stellen. Aber offenbar wissen Außenstehende unser Engagement zu schätzen.“

Für alle etwas dabei

Auch Workshops für die Kleinen gehören zur FIET dazu FIET

Für viele kulturinteressierte Familien ist das Festival ohnehin längst ein fester Termin im Kalender. Der Andrang bei der FIET war vor der Pandemie von Jahr zu Jahr größer geworden. Das Programm ist breit gefächert, für alle Altersgruppen, von den Allerkleinsten über die Kleinkinder und Grundschüler bis zu den Teenagern und den Erwachsenen, ist etwas dabei. Es gibt Zirkus- und Tanzeinlagen, Poesie, Straßen-, Puppen- und Bühnentheater. Und fast immer steckt auch eine Botschaft dahinter – mal philosophisch, mal sozialkritisch, mal ökologisch.

„Theater regt zum Denken an, beflügelt die Fantasie, öffnet den Geist. All das ist gesund, denn es hilft uns, das Leben besser zu meistern“, so Gomila, der hauptberuflich Mediziner ist. Entsprechend anspruchsvoll ist das Programm auch in diesem Jahr. 18 professionelle Ensembles stammen vom Festland, 14 von den Balearen. Hinzu kommt eine Laienspielgruppe aus Manacor, in der auch psychisch kranke Menschen mitwirken. „Psychische Gesundheit und wie sie durch Theater verbessert werden kann, wird auch Thema mehrerer Debatten sein, die wir mit den Profis anstoßen wollen“, sagt Jaume Gomila.