Ein britisches Ehepaar auf Mallorca hat mit der Sala61 eine "Kultur-Lounge" in Pollença eröffnet

Ein Salon auf Mallorca, aber made in Britain: Die Carneys bieten in einem Raum ihres Wohnhauses intime Events – auch abseits der Saison

Ein Klavier steht für Konzerte bereit. Neben klassischer Musik gibt es in der Sala61 auch Jazz zu hören.

Ein Klavier steht für Konzerte bereit. Neben klassischer Musik gibt es in der Sala61 auch Jazz zu hören. / Sala61

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Ein kleines exklusives Grüppchen hat an diesem Abend des 25. März seinen Weg in das prachtvoll restaurierte Stadthaus im Carrer de Sant Jordi, 61 in Pollença gefunden. Durch ein schmiedeeisernes Tor gelangen die Gäste in einen geräumigen Saal mit Holzbalken und nehmen an einem der runden Tische Platz, auf denen bereits Wein und Knabbereien bereitstehen.

Das Herzstück des Raums bildet ein Klavier, an dem der mallorquinische Pianist Magí Garcías nun Werke von Debussy, Koczalski, Mompou und Chopin spielt – und den rund 30 Gästen dabei so nah ist, dass man kaum wagt, die Konzentration zu stören, indem man sich während des Konzerts das Glas nachfüllt.

Auf Tuchfühlung mit den Künstlern

Es ist erst das zweite Event der im Februar ganz frisch eröffneten „Kultur-Lounge“ Sala61. Die Gastgeber hier sind Mark und Samantha („Sam“) Carney, ein ausgesprochen herzliches britisches Ehepaar aus Suffolk. Sie selbst bewohnen den oberen Stock des Gebäudes. „Es ist also tatsächlich, als würden wir die Leute direkt zu uns einladen“, sagt Samantha Carney. Dass man nach der Veranstaltung in entspannter Atmosphäre noch ungezwungen mit den Künstlern ins Gespräch über die Werke kommen kann, sei Teil ihres Konzepts: „Wir versuchen, Musik weniger spießig zu machen.“

Musik lässt sich mit einem Glas Wein noch besser genießen, finden Mark und Samantha Carney.

Musik lässt sich mit einem Glas Wein noch besser genießen, finden Mark und Samantha Carney. / privat

Mark Carney führt ein Marketing-Unternehmen in Großbritannien, seine Frau eines für professionelle Tanzkleidung. Doch zuletzt waren sie in der Heimat nicht mehr glücklich und unzufrieden mit der Richtung, die das Land einschlug. „Der Brexit war ein völliges Desaster, und er machte es für uns noch schwieriger, nach Mallorca zu kommen. Aber wir haben es trotzdem getan und sind sehr froh darüber“, erzählt Mark Carney. Das Haus am Rand des Zentrums bezogen sie im Dezember 2021. Sie kauften es schon mit dem Hintergedanken, dort einmal Kulturevents zu veranstalten.

Konzerte im Sommer und im Winter

„Wir hatten den Eindruck: Es gibt hier die großen Konzerte im Sommer, wie das Festival de Pollença, aber im Winter ist nichts los“, sagt der Brite. Die Idee sei daher gewesen, den Menschen hier auch in den Monaten etwas zu bieten, wenn alles schließt – einen Treffpunkt für Kulturliebhaber. „Wir dachten uns: Lass es uns ausprobieren! Und wenn es nicht funktioniert, stellen wir hier eben einen Billardtisch rein“, sagt Mark Carney, der natürlich auf das Gegenteil hofft. Der Plan ist nun, auch im Sommer Veranstaltungen zu haben. Darüber hinaus kann der Raum privat gemietet werden. Die Bestuhlung lässt sich je nach Bedarf anpassen.

Zwar sind die Carneys erklärte Liebhaber von einem Gläschen Wein zur Musik, aber mitunter wird auch Essen serviert – wie beim nächsten Event, „Tapas & Jazz“, am 31. März. Dabei soll es ein fünfgängiges Gourmet-Menü von den Caterern Tan a gustito und Musik von dem Trio The Happy Cats geben.

Ausländer wie Mallorquiner willkommen

„Wir wollen aber nicht nur Profis, sondern auch aufstrebenden Künstlern die Möglichkeit geben, in einem kleineren Rahmen aufzutreten, bevor sie größere öffentliche Auftritte absolvieren“, sagt Mark Carney. Und die Sala61 ist zwar keine ausgewiesene Galerie, doch es hängt auch Kunst zum Kauf an den Wänden – aktuell etwa von der Deutschen Andrea Schomburg, die eine enge Beziehung zu Pollença hat und sich von der Serra de Tramuntana inspirieren ließ.

Das Zielpublikum sind laut den Carneys nicht nur Urlauber und ausländische Residenten, sondern auch die mallorquinischen Nachbarn. „Ich finde es vorbildlich, dass sie ihre Website auf Englisch, Spanisch und Katalanisch eingerichtet haben“, sagt eine jüngere Konzertbesucherin, die im Ort aufgewachsen ist. „Aber um wirklich in der lokalen Gemeinde Fuß zu fassen, müssten sie in Zukunft auch jemanden haben, der die Gäste in ihrer Sprache begrüßt.“ Und ein wenig mehr für ihre Events trommeln – denn noch ist der Raum ein echter Geheimtipp.

Sala61, Carrer de Sant Jordi, 61, Pollença, Preise variieren, bei den Konzerten gibt es Rabatt für Studierende. Infos zu kommenden Events unter sala61.com und instagram.com/sala61mallorca

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